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Photovoltaikmarkt wächst schneller als erwartet

(22.11.2005) Die Solarverbände Bundesverband Solarindustrie e.V. (BSi) und Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft e.V. (UVS) haben ihre Einschätzung des deutschen Photovoltaikmarktes für das Jahr 2004 angehoben. Sie gehen jetzt davon aus, dass 2004 Solarstrommodule mit einer Leistung von rund 450 Megawatt peak (MWp) in Deutschland installiert wurden. Anlass für die Neueinschätzung des Marktes sind jüngst veröffentlichte Daten des Verbandes der Netzbetreiber (VDN). Bislang gingen die Branchenverbände von einem Marktwachstum von rund 360 MWp aus.


BSi und UVS widersprechen zugleich einer Veröffentlichung des Fachmagazins Photon, die für das Jahr 2004 eine Marktgröße von 770 MWp ausweist. Die Photon-Erhebung sei fehlerhaft und deutlich überhöht. Das Fachmagazin hatte in seiner Novemberausgabe eine eigene Erhebung der installierten Leistung auf Basis der Befragung von Netzbetreibern veröffentlicht. Dabei ist Photon zu dem Schluss gekommen, dass im Jahr 2004 insgesamt 770 MWp Photovoltaikleistung installiert sein sollen.

Nach Ansicht der Solarverbände sei die von Photon durchgeführte Befragung der Netzbetreiber zwar prinzipiell dazu geeignet, die tatsächlich installierte Photovoltaikleistung zu erfassen. In der Praxis sei sie jedoch bislang wenig belastbar und fehleranfällig aufgrund der geringen Erfahrung der Netzbetreiber mit der Datenerhebung. Es sei davon auszugehen, dass teilweise falsche Werte angegeben werden. Weiter sei die Gefahr der Doppelzählungen groß, da bei einigen Netzbetreibern Photovoltaik-Anlagen sowohl ans eigene Stromnetz als auch ans Stromnetz nachgelagerter Netzbetreiber angeschlossen sind. Letztere werden oftmals doppelt gezählt.

Ein wesentlicher Fehler der Photon-Erhebung wurde offensichtlich in Baden-Württemberg gemacht. Nach veröffentlichten Werten des Übertragungsnetzbetreibers EnBW Transportnetze AG hat dieser im Jahr 2004 eine Solarstrommenge von 141 Gigawattstunden (GWh) in die Regelzone eingespeist, was nach Photon-Rechnung einer Leistung von 201 MWp entspricht. Die EnBW Regional AG dagegen hat Daten veröffentlicht, dass nur 75 GWh eingespeist wurden anstatt der von Photon angegebenen Menge von 140 GWh. Da die EnBW Transportnetze AG ganz Baden-Württemberg abdeckt, enthält diese Zahl praktisch alle in Baden-Württemberg installierten Photovoltaik-Anlagen. Die gesamt installierte Photovoltaik-Leistung Ende 2004 würde nach dieser Rechnung nicht 249,3 MWp, sondern nur 201 MWp betragen.

Ein weiterer Fehler der Photon-Erhebung ist nach Ansicht der Solarverbände die Bezugsgröße. Photon rechnet die erhobenen Daten auf die gehandelte Strommenge hoch, die mit 606,5 Terrawattstunden (TWh) wesentlich größer als die von den Letztverbrauchern tatsächlich abgenommene Strommenge von 487,6 TWh, die vom Verband der Netzbetreiber als Bezugsgröße für die EEG-Strommengen herangezogen wird. Allein dadurch reduziert sich das Ergebnis um 20 Prozent.

Wie problematisch die Datenerhebung bei den Netzbetreibern ist, weiß auch das statistische Bundesamt. Dieses ist nach Energiestatistikgesetz dazu verpflichtet, die installierte Photovoltaikleistung zu erfassen. Zwar wurden von den statistischen Landesämtern Daten bei den Netzbetreibern über die Ende 2003 und Ende 2004 angeschlossenen Photovoltaikanlagen erhoben, diese wurden bislang allerdings nicht veröffentlicht, da sie nach Ansicht des Bundesamtes noch nicht belastbar sind. Eine aktuelle Erhebung des Europressedienstes der bei den statistischen Landesämtern vorliegenden Daten erbrachte eine im Jahr 2004 neu installierte Leistung von ca. 450 MWp. Die Daten sind noch vorläufig, doch ist bemerkenswert, dass die statistischen Landesämter bei der Abfrage derselben Datenquelle zu einem wesentlich geringeren Ergebnis kommen als das Magazin Photon.

Da offensichtlich die Angaben der Netzbetreiber bislang zu keinen belastbaren Ergebnissen führen, muss die Marktgröße weiterhin auf Basis anderer Datenquellen ermittelt werden. Die Marktabschätzung von BSi und UVS aus diesem Frühjahr basierte unter anderem auf den Angaben des Verbands der Netzbetreiber (VDN). Dieser nimmt die Umwälzung der im EEG vergüteten Strommengen vor und veröffentlicht die Werte. Im März war der VDN noch von 423 GWh Solarstrom im Jahr 2004 ausgegangen. Nach Diskussion mit der ARGE Statistik des Bundesumweltministeriums kamen BSi und UVS auf dieser Basis zum Ergebnis, dass 360 MWp neu installiert worden waren. Nachdem der VDN nun vor kurzem die eingespeiste Solarstrommenge auf 556 GWh erhöht hat, haben auch die Solarverbände ihre Markteinschätzung nach oben korrigiert.

Die Solarverbände weisen darauf hin, dass ihre Statistik der produzierten Photovoltaikleistung in den Bereichen Solarzellen, Solarmodule und Wechselrichter eine sehr hohe Zuverlässigkeit aufweist. Die erfassten Marktanteile liegen zwischen 90 und 100 Prozent. Allerdings seien daraus die installierten Mengen nicht ableitbar, da nicht genau bekannt ist, wie viele Module aus dem Ausland importiert werden. Um künftig die notwendige statistische Datensicherheit bezüglich der installierten Leistung zu erhalten, fordern BSi und UVS die Bundesregierung auf, nun unverzüglich das geplante Register für Anlagen zu realisieren, die Strom mit erneuerbaren Energien erzeugen. Dieses wurde bereits Mitte 2004 im Rahmen einer Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) angekündigt.

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