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Berufliche Situation und wirtschaftliche Lage der Architekten

(1.11.2020) Alle zwei Jahre befragen die Bundesarchitektenkammer und die Architektenkammern der Länder bundesweit ihre Mitglieder aller Fachrichtungen zu ihrer beruflichen Situation und zur wirtschaftlichen Lage ihrer Büros. Befragt wurden Angestellte sowie Büroinhaber. Die Zahlen von 2019 verdeutlichen den wirtschaftlich guten Zustand der Branche vor der Coronakrise.

Aus der Befragung lassen sich einige wichtige Trends erkennen:

  • Bei den angestellten Kammermitgliedern zeichnete sich, unabhängig ob sie in Architektur- und Planungsbüros, der gewerbliche Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst beschäftigt sind, eine weitere Zunahme des Bruttojahresgehaltes ab.
  • Teilzeit ist in allen Tätigkeitsfeldern auf dem Vormarsch.
  • 78% der Beschäftigten leisten regelmäßig Überstunden von im Schnitt 5 Stunden pro Woche bzw. 3,4 Stunden bei den Teilzeitbeschäftigten.
  • Anders als noch 2012 oder 2014 werden mittlerweile bei 71 Prozent der Befragten die Überstunden durch Freizeit oder zusätzliche Vergütung kompensiert.

Die stabile wirtschaftliche Lage vor der Coronakrise spiegelt sich auch bei den selbstständigen Kammermitgliedern wider: Bei Betrachtung des Honorarumsatzes pro Kopf sowie des Büroüberschusses wurden 2019 unabhängig von der Bürogröße Höchstwerte erreicht:

  • Die befragten Inhaber haben 2019 durchschnittlich 59% ihres Gesamtumsatzes mit Honoraren erzielt, die nach der HOAI festgelegt wurden.
  • Der durchschnittliche Umsatzanteil aus HOAI-Honoraren liegt umso höher, je größer das Büro ist: In Ein-Personen-Büros wurde im Schnitt ein Umsatzanteil von 45% mit nach HOAI festgelegten Honoraren erzielt. In Büros mit 10 und mehr Beschäftigten liegt der entsprechende Anteil bei 76%.
  • Kleinere Büros nahmen demgegenüber vermehrt Honorarabrechnungen nach geleisteten Stunden oder auf Basis einer Zeitschätzung vor.
  • Gegenüber ihren Auftraggebern rechneten die Befragten 2019 Stundensätze in Höhe von durchschnittlich 85 Euro je Inhaber-Stunde für Inhaber/Partner ab, was jedoch unter den Werten vergleichbarer akademischen Berufsgruppen liegt.

Die Befragung erlaubt weitere interessante Einblicke in die Branchenstruktur zum Zeitpunkt der Befragung:

  • Die meisten Architekturbüros befanden sich in Großstädten oder im Einzugsgebiet einer Großstadt; immerhin 32% lagen aber im ländlichen Raum.
  • Sie beschäftigten im Mittel 4,3 Personen. Die vergleichsweise geringe Größenstruktur kompensierten die Büros, indem sie vielfach formelle Kooperationen mit anderen Büros eingegangen sind.
  • 85% der Büroumsätze wurden im eigenen Bundesland generiert, nur 2% im Ausland - wobei überhaupt nur 6% der Büros generell auch im Ausland tätig waren.

Frauen und Männer im Job

Die Studie gibt auch Auskunft über die unterschiedlichen Erwerbsbiographien von Frauen und Männern in Architekturberufen. Deutlich wird, dass Frauen (31%) ihre selbstständige Tätigkeit viel häufiger unterbrachen als Männer (5%). Auch die angegebene Dauer der Tätigkeit in Teilzeit nach Monaten war bei Frauen (72 Monate) deutlich größer als bei den Männern (30 Monaten). Gleiche Tendenzen zeigten auch die Antworten der angestellten und beamteten Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen.

27% der Büros wurden von Inhaberinnen allein- oder mitgeführt. Im Jahr 2015 wurden 21% der Büros von Inhaberinnen allein- oder mitgeführt, 2017 waren es 24%.

Hintergrundinfos zur Befragung

Rund 20% der Kammermitglieder, genau 16.651 Personen, haben im Mai und Juni 2020 mit ihren Antworten Auskunft erteilt u.a. über die wirtschaftliche Situation der Büros, die Auswirkungen des EuGH-Urteils zur HOAI, zum Stand der Digitalisierung, zu Wochenarbeitszeit, zur beruflichen Fort- und Weiterbildung, zu Überstunden und zum Gehalt.

Bei den Befragten überwog die Gruppe der Hochbauarchitekten mit 85%, darin bildet sich die bundesweit tatsächliche Aufteilung der Fachrichtungen ab. Doch die Zahlen sind auch für die die Fachrichtungen Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung aussagekräftig.

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