Stadtplanung für die Bewohner im neuen Open-Access-Buch „Inclusive Urbanism“
(13.10.2020) Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten. 2050 werden es laut einer Prognose der UNO sogar rund zwei Drittel sein. Mit fortschreitender Urbanisierung werden soziale Fragestellungen in der Stadtentwicklung immer drängender. Die TU Dresden hat vor diesem Hintergrund gemeinsam mit der Abteilung Urbanism der TU Delft und dem Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung Dresden (IÖR) das frei verfügbare Buch „Inclusive Urbanism“ veröffentlicht, das sich den großen Fragen der Stadtentwicklung widmet - auf lokaler Ebene wie im globalen Kontext.
Mitherausgeber Prof. Wolfgang Wende sieht „im Mittelpunkt der Stadtentwicklung heute nicht mehr einzelne spektakuläre Gebäude. Vielmehr geht es um das gesellschaftliche Miteinander und Teilhabe.“ Für den Professor für Siedlungsentwicklung an der TU Dresden und Leiter des Forschungsbereiches Wandel und Management von Landschaften am IÖR, gehört es zu den wichtigsten Aufgaben, Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig zu gestalten: „Die Frage, wie sich Städte einerseits an die Folgen des Klimawandels anpassen und anderseits im Sinne des Klimaschutzes nachhaltiger und sozial ausgewogener entwickeln können, steht dabei über allem.“
Soziale Fragen und Partizipation – lokal und global
Von Dresden–Hellerau nach São Paulo: Die brasilianische Wissenschaftlerin Alexandra Aguiar Pedro untersuchte beispielsweise im Dresdner Stadtteil Hellerau das interkulturelle Urban-Gardening-Projekt Golgi-Park. Unter den richtigen Voraussetzungen könnten solche Initiativen wertvolle Integrationsarbeit leisten und Menschen soziale Teilhabe ermöglichen. Die Erkenntnisse nutzt die Forscherin und Stadtplanerin nun, um in mehreren Favelas in ihrer Heimatstadt São Paulo ein ähnliches Urban-Gardening-Projekt aufzubauen.
Foto © baulinks/AO |
Das Thema ist nur eines von mehreren praxisorientierten Beiträgen des Buches. Gleich mehrere Artikel beschäftigen sich mit der Partizipation der Bevölkerung an Planungsprozessen und entwerfen alternative Szenarien zu einer Stadtentwicklung „von oben“. Hier wird der Bogen gespannt von einer deutschen Kleinstadt, in der die Beteiligung von Jugendlichen erprobt wird, bis zu den neuen Megastädten in Afrika, wo gemeinsame Workshops von Planern und Bewohnern für mehr Inklusion im Sinne einer gerechten Teilhabe sorgen sollen. Sogenannte informelle Siedlungen, die nicht nur im globalen Süden in Form riesiger Slums existieren, sind heute nicht mehr nur negativ konnotiert. Vielmehr erkennen Planerinnen und Planer die Chancen der spontanen Urbanisierungsprozesse und suchen nach Möglichkeiten, die Menschen in ihrer Selbstorganisation zu unterstützen.
Open Access - Mehr Teilhabe an wissenschaftlichen Erkenntnissen
Die Stadtentwicklung selbst wird inklusiver und partizipativer, ebenso die Wissenschaft. Daher war es den Herausgebern wichtig, das 328-seitige Buch in englischer Sprache weltweit frei und kostenlos verfügbar zu machen - und zwar via doi.org/10.7480/rius.6.
„Inclusive Urbanism“ wurde in der Reihe „Research in Urbanism“ (RiUS) veröffentlicht. RiUS ist eine Open-Access-Publikationsreihe der TU Delft, Fakultät für Architektur und gebaute Umwelt. „Inclusive Urbanism“ enthält ausgewählte Beiträge der internationalen Konferenz „Urban Studies in Education and Research“, die Ende 2018 an der TU Dresden stattfand.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Professor für Siedlungsentwicklung an der TU Dresden
- Department of Urbanism an der TU Delft
- Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR)
- Moderne „Platte”: GWW-Masterplan-Projekt mit Klima-Garten im Innenhof (16.11.2023)
- Neue Stadtquartiere für wachsende Städte (16.5.2021)
- Neue Förderung der Stadtentwicklung mit 25 Millionen Euro ab 2021 (22.12.2020)
- DGNB initiiert Initiative „Klimapositive Städte und Gemeinden“ (13.10.2020)
- VDI 3787 Blatt 8 unterstützt Städte und Kommunen bei der Anpassung an den Klimawandel (13.10.2020)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- DGNB initiiert Initiative „Klimapositive Städte und Gemeinden“ (13.10.2020)
- VDI 3787 Blatt 8 unterstützt Städte und Kommunen bei der Anpassung an den Klimawandel (13.10.2020)
- Wachsendes „Erdgeschossproblem“ (13.10.2020)
- ZIA Herbstgutachten 2020: Innenstädte in Gefahr (Bauletter vom 21.9.2020)
- Neues IzR-Heft über das Zusammenspiel von Wissenschaft und Praxis in der Stadt- und Raumplanung (14.9.2020)
- Studie zur sozialen Vielfalt in Neubauquartieren (6.9.2020)
- Deutscher Nachhaltigkeitspreis für Kiel, Buxtehude und Eltville am Rhein (Bauletter vom 12.8.2020)
- Denkanstöße für gesunde Städte in der Nach-Corona-Zeit entwickeln (26.7.2020)
- Berlins erstes Smart City Quartier: Vorzeigeprojekt für soziales, digitales und nachhaltiges Leben (8.7.2020)
- Baukulturbericht 2020/21 „Öffentliche Räume“ erschienen (24.6.2020)
- DGNB-System für Quartiere überarbeitet (2.6.2020)
- ARL Handwörterbuch der Raumordnung zum freien Download (13.1.2013)
siehe zudem:
- Stadtplanung, Baupolitik und kommunale Verbände auf Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Regionalplanung, Stadtplanung und Stadtmarketing bei Amazon