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Deutscher Fassadenpreis 2013: Öffentliche Gebäude

(13.10.2013; Fassadenpreis 2013) Der Faden, der sich durch die Preisträgerobjekte 2013 in dieser Kategorie zieht, ist im wahrsten Sinn des Wortes rot. Welche Bandbreite dieser nur scheinbar gefähr­liche Farbton hat, zeigen die Gewinner über­deutlich. Johann Wolfgang von Goethe sagt in seiner Farben­lehre über Rot: „Die Wirkung dieser Farbe ist so einzig wie ih­re Natur. Sie gibt einen Eindruck sowohl von Ernst und Würde als auch von Huld und Anmut. Jenes leistet sie in ihrem dunk­len verdichteten, dieses in ihrem hellen verdünnten Zustande. Und so kann sich die Würde des Alters und die Liebenswürdig­keit der Jugend in eine Farbe kleiden.“ Vor dem Hintergrund dieser Beschreibung ist es irgendwie passend, dass drei der vier Preisträgerobjekte aus Weimar und seiner näheren Umge­bung kommen.

1. Preis – Farbe macht Schule

In Gestaltung? Eine glatte 1. Die hat sich die Riethschule in Erfurt beim Deutschen Fassadenpreis 2013 gesichert. Sie steht laut Jury als wunderbares Beispiel dafür, wie man mit Farbgestaltung an einem ehemaligen typischen DDR-Plattenbau, bestehend aus zwei Gebäuderiegeln (siehe Google-Maps), mit einfachen Mitteln wirtschaftlich wie auch ästhetisch viel erreichen kann. Bei der Sanierung 2012 ging es gleichermaßen um die Verbesserung der Energiebilanz sowie eine einladende, freundliche Gestaltung, die die Grundschüler schon außen erwarten sollte.

Budgetbedingt wurde in mehreren Bauabschnitten geplant. Das gestalterische Gesamtbild stand jedoch fest. Insgesamt bewegt sich die Farbigkeit der Schule in einem positiv stim­menden Gelb-, Orange- und Rotbereich. Senkrecht und waa­gerecht gesetzte Farbfelder und grafisch anspruchsvoll ver­zahntes Streifendesign zeigen ebenso viel Fingerspitzenge­fühl wie eine ansprechende typografische Gestaltung auf ei­ner Gebäudestirnseite. In der Kombination mit neutralen Ober­flächen in gedecktem Weiß und Grau entwickelt sich ein aus­gewogenes und in sich stimmiges Gesamtbild mit einer fröhli­chen, leuchtenden Ausstrahlung. Hier wird die Grundidee der Fassadengestaltung deutlich, die Fenster als Band zusammen­zufassen und die Fensterpfeiler in leuchtender Farbigkeit aus­zuführen, um damit die ehemalige Strenge der Fensterauftei­lung farbakzentuiert aufzulockern.

Die schon in den 90er-Jahren erneuerten braunen Fenster verfließen geschickt und kaum erkennbar in die Gesamtgestaltung. Den Dialog zwischen Architektur und Farbe führt dieses durchdachte Gesamtkonzept äußerst harmonisch. Über den 1. Preis in der Kategorie Öffentliche Gebäude freuen sich daher 2013 das Architekturbüro Erfurt für den ausgewogenen Entwurf sowie die Betriebe Restaurierung Sven Bodewald und Neubauer Maler - Fußboden.

2. Preis – Feuer und Flamme für Gestaltung

Jeder Mineraloge freut sich, wenn er eine Druse findet. Das sind meist graue Gesteins­brocken, in deren Inneren sich in einem Hohlraum farbige Kristallansammlungen befin­den. Die kontrastreiche Gestaltung der neuen Feuerwache von Eschersheim bei Frank­furt erinnert daran (siehe Google-Maps).

Der schnörkellose Bau signalisiert zunächst Funktionalität, unterstrichen von einem aschfarbenen, neutralen Mittelgrau und einer dunkleren grauen Beschriftung (siehe Außenansicht bei Tageslicht). Doch durch die Glasfronten des vierzügigen Feuerwehr­gerätehauses leuchtet Aktivität und Einsatzfreude in neun satten, modern komponier­ten Rottönen hindurch. Die feurige Gestaltung weist auf die Nutzung hin und spricht junge Menschen an, die sich bei der Freiwilligen Feuerwehr engagieren sollen.

Für diese plastische, skulpturale Arbeit geht der 2. Preis der Kategorie Öffentliche Ge­bäude an Kölling Architekten (Bad Vilbel) für die sensible Planung und die Freiwillige Feuerwehr Eschersheim für die handwerkliche Eigenleistung.

3. Preis – naturnah und prägnant veredelt

Mitten auf einer abgelegenen Waldlichtung in Weimar-Schöndorf (siehe Google-Maps) geht ein rostrotes Piratenschiff vor Anker. Dieses Bild hatten die Planer beim Entwurf des neuen Jugendclub-Gebäudes „Café Conti“ zumindest vor Augen. Es ersetzt einen Container und ist inspiriert von einem Freibeuterkahn, den die Kinder und Jugendlichen auf ihrem Spiel­platz selbst gebaut haben.

Die bewegte Silhouette des L-förmigen Neubaus mit ihren vielen spitzen Winkeln erhält durch die besondere Fassadengestaltung eine kraftvolle Aussage und passt sich in die Naturlandschaft ein: Auf dem Wärmedämm-Verbundsystem ist ein feiner organischem, rotbraun durchgefärbter Oberputz mit einer Besenstrichstruktur und leichter horizon­taler Strukturierung verarbeitet worden. Die Oberfläche changiert im bewegten Licht- und Schattenspiel des umgebenden Laubwalds. Das verleiht dem Haus „eine lebendige und ansprechende Fassade“, urteilt die Jury. Sie prämierte mit dem 3. Preis in der Ka­tegorie Öffentliche Gebäude die Idee der beiden Architekturbüros dieckmann & sat­zinger (Weimar) und neu + rein (Erfurt) sowie die Handwerksarbeit von Maler Peter Darnstedt (Wormstedt).

Anerkennung – fließende Farbgebung von innen nach außen

Rund 25 Kilometer westlich von Weimar liegt Udestedt, wo die örtliche Schule jüngst ein Hortgebäude erhielt (siehe Google-Maps). Das angrenzende Bestandsgebäude ist denkmalgeschützt, so dass für den Neubau Erd- und Grautöne als Leitfarben vorgege-ben waren. Doch zur Straßenseite hin ziehen fünf aus der Fassade herausragende Fensterkästen die Blicke auf sich: Sie wurden mit intensiven Farbtönen in Rot, Oran-ge, Gelb, Blau und Grün be­tont.

Der jeweilige Farbton prägt auch das Erscheinungsbild des da­hinterliegenden Raums. Die Jury vergibt für diese Arbeit eine Anerkennung. Sie geht an Bauplanung-Pfistner aus Erfurt für den Entwurf und den ausführenden Malerbetrieb, Heinrich Schmid aus Weimar.

Vorstellung der ausgezeichneten Projekte 2013 in den Kategorien ...

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