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Nur 2,4% altersgerechte Wohnungen: IG BAU warnt vor Verschärfung der „grauen Wohnungsnot“

(23.11.2020) Der Vorsitzende der IG BAU, Robert Feiger, beklagt massive Wohnproblemen bei älteren Menschen in der derzeitigen Corona-Pandemie. Seiner Meinung nach gibt es in Deutschland seit Jahren einen eklatanten Mangel an altersgerechten Wohnungen. Durch die Corona-Krise hätten sich die Folgen der „grauen Wohnungsnot“ weiter verschärft: Ältere Menschen, die aus Respekt vor dem Coronavirus nicht mehr das Haus verließen, müssten Tag für Tag 24 Stunden in ihren zum Großteil nicht altersgerechten Wohnungen verbringen. Robert Feiger: „Die soziale Isolation in der eigenen Wohnung macht das Problem für viele Ältere noch akuter.“

In den kommenden Jahren rechnet der IG BAU-Bundesvorsitzenden mit einer weiteren Verschärfung des Senioren-Wohnproblems durch einen wachsenden Anteil Älterer in der Gesellschaft - sofern nicht massiv gegengesteuert werde. In diesem Zusammenhang warnte Herr Feiger vor der geplanten Reduzierung der Bundesmittel zur Förderung von altersgerechten Umbauten und Modernisierungen im kommenden Jahr.

Die IG BAU verweist auf Berechnungen des Pestel-Instituts, wonach ab 2035 rund 24 Mio. Menschen zur Altersgruppe „65plus“ gehören - siehe Beitrag „Studie „Wohnen 65plus“ erwartet „Graue Wohnungsnot“ in Deutschland“ vom 22.1.2019:

Quelle: Seite 23 der Studie „Wohnen der Altersgruppe 65plus“ vom Pestel-Institut 

Der Bedarf an Senioren-Wohnungen steige also enorm. Derzeit gebe es bundesweit lediglich knapp 1 Mio. altersgerechte Wohnungen. Das seien nur 2,4% des Wohnungsbestandes. Hinzu komme, dass in mehr als der Hälfte der barrierefreien bzw. barrierearmen Wohnungen ausschließlich Menschen lebten, die jünger als 65 Jahre seien.

Um den Bedarf der zukünftigen Senioren-Generation zu decken, müssten bis 2030 mindestens 4 Mio. Senioren-Wohnungen zur Verfügung stehen, so die IG BAU. Herr Feiger betont: „Das betrifft den Neubau von altersgerechten Wohnungen, aber vor allem auch das altersgerechte Sanieren. Ein Großteil der erforderlichen Senioren-Wohnungen wird durch den Umbau vorhandener Wohnungen entstehen müssen“.

Neben dem Bau von mehr Sozialwohnungen und der Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum gehöre die massive Aufstockung der Zahl seniorengerechter Wohnungen zu den wichtigsten wohnungsbaupolitischen und gesellschaftlichen Herausforderungen dieses Jahrzehnts. Feiger: „Wir müssen auch auf dem Wohnungsmarkt dringend auf die demografische Entwicklung reagieren“.

Der IG BAU-Vorsitzende fordert vor dem Hintergrund des steigenden Bedarfs an Se­nio­ren-Wohnungen eine deutlich stärkere Förderung von altersgerechten Umbauten und Modernisierungen. So müsse das bestehende KFW-Zuschuss-Förderprogramm zum altersgerechten Umbau stark ausgeweitet werden. Feiger: „Das Programm ist mit Bundesmitteln aufgestockt worden - auf jetzt 150 Millionen, die in diesem Jahr bereitstehen.“

Mit dem Programm für das Seniorenwohnen wurden nach einer aktuellen Zwischenbilanz der KfW in den ersten neun Monaten 2020 fast 74.000 Wohneinheiten gefördert, so die IG BAU. „Das ist allerdings nicht mehr als der Tropfen auf dem heißen Stein. Wir brauchen hier eine deutliche finanzielle Aufstockung in den kommenden Jahren“, konstatiert Herr Feiger. Danach sehe es derzeit allerdings nicht aus: Nach den aktuellen Haushaltplanungen sollen die Mittel - laut IG BAU - 2021 sogar auf 130 Mio. Euro reduziert werden. „Dies wäre angesichts der sich weiter verschärfenden ‚grauen Wohnungsnot‘ ein fatales Signal“, sagt IG BAU-Chef Feiger.

In diesem Zusammenhang schlug der Gewerkschaftsvorsitzende eine Selbstverpflichtung für große Wohnungskonzerne vor: „Mit Blick auf den eklatanten Mangel an Seniorenwohnungen sollten sich die Wohnungsunternehmen verpflichten, einen bestimmten Prozentsatz der freiwerdenden Wohnungen altersgerecht umzubauen.“ Dieser Anteil sollte bei mindestens 20 Prozent liegen, fordert Herr Feiger.

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