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Möbelindustrie zeigt sich in der Corona-Krise vergleichsweise robust


  

(12.7.2020) Die deutsche Möbelindustrie ist laut eigenem Bekunden im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen bislang robust durch die Corona-/COVID-19-Krise gekommen. Jan Kurth, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM), sagte gerade dazu: „Die Branche rechnet für das Gesamtjahr 2020 mit einem Umsatzrückgang von maximal 10 Prozent. Damit werden die Einbußen aller Voraussicht nach beherrschbar sein und für die Unternehmen geringer ausfallen als zu Beginn der Krise befürchtet."

Diese Einschätzung wird durch eine aktuelle Studie gestützt, die der VDM gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK) in Auftrag gegeben hat. Demnach ist die Nachfrage seit der Wiederöffnung des Möbelhandels in erfreulichem Maße wieder angesprungen. „Viele Menschen haben während des Lockdowns ihr Zuhause renoviert und in der Folge den Wunsch nach einer neuen Möblierung entwickelt“, konstatierte Herr Kurth. „Sie kommen gut informiert in den Laden und kaufen gezielt und entschlossen.“

Auf die Corona-Krise hat die deutsche Möbel- und Küchenindustrie schnell und flexibel reagiert, wie die Studie ergeben hat. Sie wurde von der Cologne Strategy Group sowie Conneum Concepts durchgeführt und beruht auf Interviews mit Branchenexperten, einer Verbraucherbefragung sowie der Auswertung von Konjunkturdaten und VDM/AMK-Datenmaterial. Unter anderem konnten demnach Störungen in den Lieferketten häufig durch eine höhere eigene Wertschöpfung oder mit Hilfe neuer Lieferanten behoben werden. Für die Mitarbeiter wurden Home-Office-Lösungen gefunden oder versetzte Schichtpläne aufgestellt, die Produktionsabläufe wurden entsprechend angepasst. Viele Hersteller führten zudem Kurzarbeit ein.

Im Möbelhandel gelang es unterdessen einer Reihe von Anbietern, auch während der erzwungenen Schließung ihrer Geschäfte den Kontakt zu den Kunden zu halten und angebahnte Verkäufe zu realisieren. So führten etwa Küchenhändler die vorher begonnenen Planungen fort, beispielsweise per Videokonferenzen mit den zu Hause weilenden Verbrauchern. In dieser Zeit konnten auch Aufmaße bei den Kunden genommen und Küchen installiert werden - denn handwerkliche Tätigkeiten waren weiterhin erlaubt. „Die meisten Küchenhersteller hatten daher zu Beginn des Lockdowns noch einen relativ guten Auftragseingang“, berichtete AMK-Geschäftsführer Volker Irle. Die negativen Folgen der Geschäftsschließungen machten sich erst später bemerkbar. Eine Besonderheit der Küchenbranche ist die höhere Abhängigkeit von internationalen Lieferketten, insbesondere bei den Elektrogeräten. Waren bestellte Geräte in der Corona-Krise nicht lieferbar, wurden zum gleichen Preis höherwertige Produkte eingebaut.

„Die Branche hat den Lockdown genutzt, um sich für die Zeit nach der Krise und die Erholung der Konjunktur in eine starke Ausgangslage zu bringen“, stellte Herr Irle fest. Zu den errungenen Wettbewerbsvorteilen zählt er ...

  • flexiblere Arbeitsabläufe,
  • überarbeitete Produktionsanlagen sowie
  • Produktinnovationen - z.B. Hygienestationen oder spezielle Oberflächen für besondere hygienische Anforderungen.

Positiv werden sich seiner Ansicht nach zudem die breitere Aufstellung der Lieferkette und die verstärkte Zusammenarbeit mit regionalen Lieferanten auswirken und zwar in Form kurzer Lieferzeiten und einer hohen Liefersicherheit.

Chancen erhofft sich die Branche auch von dem im Zuge der Pandemie veränderten Konsumverhalten. „Durch die viele Zeit zu Hause haben die Verbraucher die Bedeutung einer guten Einrichtung erkannt“, sagte Herr Kurth. „Die Kaufabsichten für Möbel und Küche befinden sich trotz der Krise derzeit auf einem sehr hohen Niveau.“ Private Haushalte schichten ihre Budgets teils zu Gunsten von Möbeln um, wenngleich in Teilen der Bevölkerung auch Verunsicherung wegen der Angst vor einem Arbeitsplatzverlust herrscht.

Im Möbelhandel hat die Corona-Krise die Verschiebung hin zu Onlinekäufen beschleunigt. Ein Drittel der neuen Onlinekunden will diesen Kanal auch künftig nutzen, wie die Studie ermittelt hat. Bei Küchen war die Verschiebung hin zu reinen Online-Bestel­lun­gen aufgrund der hohen Beratungsintensität geringer. Insgesamt ist damit zu rechnen, dass sich hybride Handelsformate vermehrt etablieren werden.

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