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Stabwechsel am Stuttgarter Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK)

Prof. Dr. Lucio Blandini
Prof. Dr. Lucio Blandini (Foto  © René Müller) 
 

(24.5.2020) Der italienische Ingenieur und Architekt Prof. Dr. Lucio Blandini hat im Frühjahr 2020 die Leitung des Instituts für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Uni Stuttgart übernommen. Er folgt Prof. Werner Sobek, der das ILEK aufgebaut und weltweit zu bemerkenswerter Anerkennung geführt hat. Herr Sobek bleibt Forschungsprofessor an der Universität Stuttgart und bis Ende 2020 auch Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Adaptive Hüllen und Strukturen für die gebaute Umwelt von morgen“ (SFB 1244).

Spuren von Lucio Blandini finden sich schon auf dem Campus Vaihingen der Universität Stuttgart, seit der 1976 in Catania/ Sizilien geborene Forscher im Jahr 2005 bei Prof. Sobek promovierte:

  • eine sphärisch gekrümmte Glaskuppel
  • mit einer Spannweite von 8,50 m, die
  • dank Glasklebetechnik erstmals ganz ohne Metallverbindungen auskam und
  • im Verhältnis zum Durchmesser dünner als eine Eierschale ist.

Untersicht der berühmten Stuttgarter Glasschale – im Hintergrund zu sehen: das Institutsgebäude des ILEK auf dem Campus in Stuttgart-Vaihingen. Foto © ILEK, Stuttgart  

Mit dieser Ganzglasstruktur machte sich Blandini schon früh einen Namen, und die hierbei umgesetzten Leichtbauprinzipien prägen sein Werk bis heute. Sie fanden ihren Niederschlag in Projekten wie ...

  • dem Enzo Ferrari Museum in Modena,
  • dem Haus der Europäischen Geschichte in Brüssel oder
  • dem Kuwait International Airport.

„Was mich treibt, ist ein erweiterter Leichtbau, der neben dem klassischen Kriterium der Leistungsfähigkeit auch den Energiebedarf, sämtliche über den Lebenszyklus verursachten Emissionen sowie die Recyclingfähigkeit eines Gebäudes berücksichtigt“, sagte Herr Blandini.

Das Erbe weitertragen

Mit dieser Sichtweise will Prof.Blandini die von Namen wie Frei Otto, Jörg Schlaich und Werner Sobek geprägte Leichtbau-Forschung am ILEK fortführen und diese durch Lebenszyklus-Betrachtungen erweitern. Themen sind dabei adaptive Fassaden und Strukturen ebenso wie Betontragwerke, bei denen der Materialeinsatz im Bauteilinneren dank ausgeklügelter Herstellungstechniken an die jeweiligen Beanspruchungen angepasst ist. „So können wir mit weniger Material größere Spannweiten erzielen und zeigen, dass Leichtbau auch mit Beton möglich und sinnvoll ist.“

Neuer Schwerpunkt Digitalisierung

Einen neuen Akzent möchte Prof. Blandini mit der Erforschung der Möglichkeiten von digitalen Werkzeugen im Bauwesen setzen - ein Bereich, der auch im Rahmen des Excellenzclusters „Integratives computerbasiertes Planen und Bauen für die Architektur“ (IntCDC) an der Universität Stuttgart eine zentrale Rolle spielt. Hierdurch werden mit Sicherheit weitere interessante Synergien möglich. Den neuen ILEK-Leiter faszinierte das Thema bereits während seines Master-Studiums an der University of Pennsylvania/USA, später trieb er die Werkzeuge und Methoden der Digitalisierung in 14 Jahren Berufspraxis bei der Werner Sobek AG weiter voran.

So wurde beispielsweise die Geometrie für das frei schwebende Aluminiumdach des Ferrari-Museums über parametrische Skripte definiert, was klassische Baupläne unnötig machte. Auch die tragende Struktur beim Bahnprojekt Stuttgart 21 und die dazugehörige komplexe Bewehrung entwickelte Blandini mit Hilfe von Skripten. „Diese Ansätze möchte ich an der Universität Stuttgart weiter vertiefen.“

Prof. Werner SobekProf. Werner Sobek (Foto  © René Müller) 
 

Werner Sobek ist nicht weg

Prof. Werner Sobek will sich am ILEK auch weiterhin als Ideengeber einbringen und einen Beitrag zur Gestaltung der gebauten Umwelt von morgen leisten. Er bleibt Forschungsprofessor an der Universität Stuttgart und bis Ende des Jahres Sprecher des Sonderforschungsbereichs SFB 1244. Darüber hinaus ist er Vorsitzender des Aufsichtsrats der Werner Sobek AG.

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