Stromnetzbetreiber erwarten deutlich mehr Solarstrom
(22.1.2020) Die heimische Stromnachfrage wird kräftig wachsen und künftig deutlich stärker aus Solaranlagen gedeckt werden - davon gehen inzwischen auch Deutschlands Übertragungsnetzbetreiber aus. Nach deren Einschätzung wird die solare Kraftwerkskapazität in den kommenden 15 Jahren um rund 120 bis 160 Prozent zunehmen - je nach Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen. Vor diesem Hintergrund fordert der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) von der Bundesregierung mal wieder eine umgehende Beseitigung von Marktbarrieren und die gesetzliche Beschleunigung des Photovoltaikausbaus noch in diesem Frühjahr.
BSW: Es kommt noch viel heftiger
Der BSW begrüßt den gegenüber früheren Prognosen wachsenden Stellenwert der Photovoltaik. Unter Bezugnahme auf eine gemeinsam mit Bonner Marktforschern erstellte Strommarktprognose geht der Verband jedoch davon aus, dass die erwarteten solaren Kraftwerkskapazitäten bereits 2026/2027, also in der Hälfte der Zeit, errichtet sein müssen. BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig geht davon aus, dass andernfalls die Klimaziele verfehlt würden und eine Stromerzeugungslücke infolge des Atom- und Kohleausstiegs bereits in der ersten Hälfte der 20er-Jahre unvermeidlich sei.
Foto aus dem Beitrag „Neue dachintegrierte PV-Systeme von Kalzip mit in GFK eingebetteten Solarzellen“ vom 22.8.2016 |
„Um den wachsenden Ökostromhunger verbrauchsnah zu decken, benötigen wir bis 2035 keine Verzweieinhalbfachung, sondern eine Vervierfachung der solaren Kraftwerkskapazität“, erklärt auch Dr. Martin Ammon. Er ist Geschäftsführer von EuPD Research und Autor der Studie „Energiewende im Kontext von Atom- und Kohleausstieg“, die er gemeinsam mit dem BSW und der Innovationsplattform für die neue Energiewelt „The smarter E Europe“ (Intersolar) herausgegeben hat.
Nach Einschätzung von EuPD und BSW müssen die Kapazitäten von Batteriespeichern bis 2035 auf rund 30 Gigawatt gesteigert werden. Die Netzbetreiber erwarten hier je nach Szenario Zuwächse auf immerhin 16 bis 21 GW. Bislang wurden nach Angaben von EuPD Research gerade einmal 180.000 Gewerbe-, Heim- und Netzspeicher mit einer Kapazität von insgesamt rund einem Gigawatt in Deutschland installiert. Die installierte Photovoltaikleistung erreicht nach Daten der Bundesnetzagentur in Kürze die 50 Gigawatt-Marke. Nach BSW-Angaben sind in Deutschland inzwischen weit über 1,5 Millionen Solarstromanlagen in Betrieb.
Hintergrund
Die Übertragungsnetzbetreiber sind nach dem Energiewirtschaftsgesetz dazu verpflichtet, alle zwei Jahre einen Netzentwicklungsplan Strom für den Ausbau der Übertragungsnetze zu erarbeiten. Der vorliegende Szenariorahmenentwurf steht am Beginn dieses Verfahrens. Nach einer öffentlichen Konsultation des Entwurfs und weiterer Prüfung und Bearbeitung wird die Bundesnetzagentur voraussichtlich im Sommer 2020 den Szenariorahmen genehmigen.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Studie „Energiewende im Kontext von Atom- und Kohleausstieg - Perspektiven im Strommarkt bis 2040“
- Bundesverband Solarwirtschaft (BSW)
- EuPD Research Sustainable Management GmbH
- Förderratgeber von co2online und Fördermitteldatenbank von fe.bis
- Photovoltaik-Ratgeber für Kommunen vom PV-Netzwerk Baden-Württemberg (19.8.2020)
- Solarwirtschaft rechnet mit Stromlücke ab 2023 (22.6.2020)
- Nach Streichung des Solardeckels legt Solar- und Speicherwirtschaft 7-Punkte-Solarisierungs-Fahrplan vor (22.6.2020)
- Ende 2019 gut 200.000 Heimspeicher in Deutschland installiert (26.4.2020)
- VDI 2883 Blatt 1 zur Instandhaltung von Photovoltaikanlagen (4.2.2020)
- weitere Details...
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- EU schafft Doppelbelastung von Stromspeichern ab (23.1.2019)
- Energiewende: Speicher werden immer billiger und bringen neue Geschäftsmodelle (18.6.2017)
- Projekt „SafetyFirst“: Solarstrom-Heimspeicher auf dem Prüfstand (24.6.2016)
siehe zudem:
- Elektroinstallation, Parken und Elektromobilität im Gebäudetechnik-Magazin auf Baulinks
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