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PwC-Studie: Digitalisierung in der Baubranche weiterhin schleppend

(12.1.2022) Die Baubranche kommt weiterhin gut durch die Corona-Krise: Drei von vier Unternehmen aus der Branche berichten, dass ihre Geschäftsaktivitäten nur wenig oder gar nicht von Corona/COVID-19 betroffen seien. Die Hoffnung, dass die Pandemie für einen Digitalisierungsschub sorgt, hat sich allerdings nicht bestätigt: Noch immer klafft eine große Lücke zwischen den Potenzialen, die Bauunternehmen in digitalen Lösungen wie Cloud-Technologien sehen, und den eigenen Fähigkeiten in diesem Be­reich - zu diesen Ergebnissen kommt eine Befragung im Auftrag der Wirt­schafts­prü­fungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland unter Bauunternehmen, Planern und Projektsteuerern für die Studie „Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Corona in der Bauindustrie“.

Und auch in Sachen Nachhaltigkeit besteht Aufholbedarf: Viele Bauunternehmen haben zwar die Relevanz von Aspekten wie Umwelt, Soziales und guter Unternehmensführung (ESG) erkannt, die Anforderungen von Kunden und Regulatoren in diesem Bereich haben sie jedoch vielfach noch nicht im Blick.

Bauunternehmen klagen über Probleme in der Lieferkette

„Die Bauindustrie ist bisher relativ glimpflich durch die Krise gekommen und musste kaum Einbrüche in Kauf nehmen – die Auftragsbücher sind gut gefüllt und die Lage stabil. Allerdings hat die Corona-Pandemie dennoch ihre Spuren hinterlassen: So haben viele Unternehmen der Baubranche aktuell mit Problemen in der Lieferkette zu kämpfen“, kommentiert Rebekka Berbner, Partnerin bei PwC Deutschland im Bereich Capital Projects & Infrastructure. Rund neun von zehn Befragten klagten in der Umfrage über Verzögerungen in der Lieferkette und die Verfügbarkeit von Rohstoffen.

Digitalisierungsschub bleibt aus

Der von vielen Branchenkennern erwartete Digitalisierungsschub ist in der Bauindustrie bislang ausgeblieben: Zwar waren sich die Befragten einig, dass die Digitalisierung viele Chancen bietet. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Diskrepanz zwischen den Potenzialen und den Fähigkeiten jedoch nur bei zwei von sieben digitalen Lösungen verkleinert. Häufig fehlt im Unternehmen die dafür nötige Expertise und die unternehmensinterne Akzeptanz. Knapp die Hälfte der Befragten (47%) attestierte dem eigenen Unternehmen einen hohen Digitalisierungsgrad. Mit Blick auf die administrativen Prozesse wie Finanzen oder Personalwesen (HR) und die Projektprozesse - beispielsweise zur Planung und Kalkulation - sahen sogar rund sechs von zehn Unternehmen einen hohen Digitalisierungsgrad.

Anders sieht es beispielsweise bei Cloud-Technologien aus: Hier sahen zwar 81% hohes Potenzial, aber nur 44% bescheinigten sich hier einen hohen Digitalisierungsgrad. Diese Lücke zeigte sich bereits bei unserer Untersuchung im Vorjahr.

Die Lücke zwischen Potenzial und Fähigkeiten schließt sich nur langsam

„Die Bauindustrie hat die Chancen, die mit dem Einsatz digitaler Technologien wie Laserscanning oder Simulation und Visualisierung verbunden sind, längst erkannt. Überrascht hat mich jedoch, dass die Unternehmen in diesem Punkt nicht vom Fleck kommen: Die Lücke zwischen den Potenzialen, die sie in digitalen Technologien erkennen, und den eigenen Fähigkeiten in diesem Bereich schließt sich - wenn überhaupt - nur sehr langsam“, so die Einschätzung von Christian Elsholz, Partner bei PwC Deutschland im Bereich Capital Projects & Infrastructure.

Der Fachkräftemangel als Hemmnis der Digitalisierung

Die größte Herausforderung für die Nutzung digitaler Systeme sahen weiterhin vier von fünf Unternehmen im fachlichen Know-how ihrer Mitarbeitenden bzw. dem Fachkräftemangel (81%). Zusätzlich stellten die interne Akzeptanz und die Cyber-Sicherheit für 78% bzw. 76% der Befragten eine Hürde dar.

Der Druck auf die Bauindustrie, digitale Lösungen umzusetzen, könnte demnächst auch vermehrt von außen kommen: Noch berichtete zwar nur ein Drittel der Befragten, dass digitale Prozesse in Vergabeverfahren stark nachgefragt würden. Hier scheint sich aber etwas zu bewegen: Im Vorjahr beobachteten nur 12% der Bauunternehmen eine starke Nachfrage nach digitalen Vergabeverfahren. In der aktuellen Umfrage waren es 20% mehr.

Nachhaltigkeit wird auch in der Bauindustrie immer wichtiger

Auch beim Thema Nachhaltigkeit, zu der digitale Konzepte einen wichtigen Beitrag leisten können, tut sich etwas: Zwei Drittel der Befragten (68%) sahen Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung (ESG) als relevant für die Branche an. Auf die Anforderungen der Kunden und Regulatoren rund um diese Aspekte sind viele Unternehmen jedoch noch nicht vorbereitet: Fast jedes zweite sah noch Nachholbedarf hinsichtlich ...

  • der ESG-Anforderungen der Kunden (45%) - etwa zur CO₂-Neutralität – und
  • Regulatoren (34%) - beispielsweise mit Blick auf die EU-Taxonomie oder das Lieferkettengesetz.

Besser vorbereitet sind die Unternehmen auf die Anforderungen der eigenen Mit­ar­bei­ter - etwa rund um die Arbeitsbedingungen oder die Sicherheit. Hier sahen sich 85% gut aufgestellt.

Arbeitsbedingungen, Datenschutz und eine nachhaltige Wertschöpfungskette haben Priorität

Die Prioritäten der Unternehmen bei der Vielzahl an Nachhaltigkeitsthemen liegen klar im sozialen Bereich: Jedes zweite Unternehmen nannte die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter als wichtigstes ESG-Thema, 42% legten die Priorität auf den Datenschutz, 36% auf eine nachhaltige Wertschöpfung und Beschaffung. Nur knapp ein Viertel der Befragten (24%) sah in den Emissionen einen Schwerpunkt in Sachen Nachhaltigkeit.

„Die Bauindustrie hat die Relevanz des Themas Nachhaltigkeit erkannt und bezieht sich in Sachen ESG stark auf soziale Aspekte wie die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die längst zum Daily Business gehören“, konstatiert Rebekka Berbner.

„Mit Blick auf den fortschreitenden Klimawandel müssen alle Branchen mehr in Sachen Umweltschutz tun, etwa Emissionen reduzieren und ihren Beitrag zur Klimaneutralität leisten. Ich bin davon überzeugt, dass es hier ein Umdenken geben wird. Nicht zuletzt, weil Kunden und Regulatoren den Druck auf die Unternehmen erhöhen und mehr Engagement einfordern“, resümiert die PwC-Expertin.

Die vollständige Studie ist via pwc.de/baustudie downloadbar (direkter PDF-Download).

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