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Deutscher Umweltpreis geht an deutsche PV-Pioniere, „die weltweit Maßstäbe setzten“

(29.10.2012) Der Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ist heuer zum 20. Male vergeben worden. Aus den Händen von Bundespräsident Joa­chim Gauck nahmen am 26.10. im Leipziger Gewandhaus der Mitbegründer und Auf­sichtsratschef der SMA Solar Technology AG, Günther Cramer (59), sowie das For­scher-Unternehmer-Duo Dr. Andreas Bett/Hansjörg Lerchenmüller (beide Freiburg) den mit 500.000 Euro höchstdotierten Umweltpreis Europas in Empfang. Bett (50) ist stell­vertretender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE, Lerchen­müller (45) Geschäftsführer der Soitec Solar GmbH.

v.l.n.r.: Dr. Andreas Bett, Hansjörg Lerchenmüller, Günther Cramer 

Der Bundespräsident würdigte die Preisträger als Exponenten für etwas, was ihn auch stolz auf Deutschland mache: Erfindungsreichtum und Unternehmergeist von Men­schen, die das Wünschenswerte in Machbares zu wandeln versuchten. „Es reicht ja nicht aus, wenn wir große Worte wählen und politisch korrekt mehr Nachhaltigkeit wünschen. Sie muss zwar politisch gewollt, aber unternehmerisch gestaltet und dann gesellschaftlich akzeptiert werden.“

Photovoltaik global maßgeblich vorangebracht


  

Die Preisträger hätten mit ihren wegweisenden technischen Entwicklungen und ihrem persönlichem Einsatz in der Photo­voltaik weltweit neue Maßstäbe gesetzt und sie damit global maßgeblich vorangebracht, begründete die DBU ihre Auszeichnung.

  • Cramer sei es gelungen, durch konsequentes Fokussie­ren auf Forschung und Entwicklung die SMA von einem klei­nen Ingenieurbüro zum global agierenden Technolo­gie- und Marktführer aufzubauen. Sein Unternehmen zeichne sich durch hochinnovative Solar-Wechsel­richter aus.
  • Bett und Lerchenmüller seien der Prototyp für das erfol­greiche Zusammenspiel von wissenschaftlicher Exzellenz und unternehmerischem Mut, begründete die DBU wei­ter. Gemeinsam seien sie erfolgreich den weiten Weg von der Vision zum industriellen Produkt gegangen. Mit ihrer Konzentrator-Technologie, die Sonnenlicht mit hocheffizienten Mehrfach-Solarzellen und speziellen Sammellinsen weitaus wirkungsvoller nutzen könne als herkömmliche Silizium-Module, hätten sie neue Maßstäbe in der Photovoltaik gesetzt. Im Ergebnis würden mit dieser Technik Modulwirkungsgrade von derzeit etwa 30 Prozent erreicht, womit die Energieausbeute rund doppelt so groß sei wie bei der gängigen Technologie.

„In 20 Jahren werden wir Strom definitiv günstiger produzieren als mit allen konventionellen Stromerzeugern.“

Dass der Weg zu diesem Erfolg durchaus steinig war, machten die Preisträger während des Festaktes deutlich. Bett und Lerchenmüller verwiesen in eingespielten Filmbeiträ­gen auf die Skepsis, die ihrer technischen Entwicklung zunächst entgegengeschlagen sei: auf Dächern montierbare Flachmodule gebe es doch schon. Erst als sie ihre Tech­nik vom Prototypen in die Praxis hätten umsetzen können, erst als sie hätten demon­strieren können, dass sie die Funktionsfähigkeit „komplett im Griff haben“, habe sich diese Skepsis gelegt. Ausgezahlt habe sich schließlich, dass sie an ihrer Vision festge­halten hätten, auch über Sonnenkraftwerke zu einer umweltverträglichen Energiever­sorgung beizutragen und mit ihrer Technologie kostengünstiger Energie zu erzeugen, als es die bisher vorhandene Photovoltaik-Technologie leisten könne. Lerchenmüller: „Wir brauchen eine Energiewende global. Und wir tragen direkt zur Energiewende bei, indem wir Kraftwerke in Nordafrika mit unserer Technik installieren und dieser Strom dann nach Europa transformiert wird. In 20 Jahren werden wir Strom mit Modulwir­kungsgraden über 40 Prozent definitiv günstiger produzieren als mit allen konventio­nellen Stromerzeugern.“

„Seien wir Realisten und versuchen das Unmögliche“

Auch Cramer ging im Film auf seine Pionierarbeit ein, die „das Schönste ist, was man überhaupt machen kann“. Geprägt von der Auseinandersetzung um die Kernenergie habe er die klare Position entwickelt, dass eine risikofreie Energieversorgung für Mensch und Umwelt notwendig sei. Getrieben von dem Motto „Seien wir Realisten und versuchen das Unmögliche“ habe er sich als begeisterter Ingenieur der Entwicklung neuer Energieversorgungssysteme gewidmet. Cramer: „Von konventionell auf erneuer­bar umzustellen, das hat man sich damals noch nicht wirklich zugetraut. Wir wollten demonstrieren, dass es geht und wollten, dass es nachgeahmt wird von unseren Kol­legen in der Industrie.“ So sei es trotz aller Rückschläge gelungen, den Wirkungsgrad von Wechselrichtern entscheidend zu erhöhen.

Energetische Insellösungen: „Voraussetzung, dass diese Menschen aus ihrer Armutsspirale herauskommen“

Für die Zukunft sei es nun wichtig, so Cramer, energetische Insellösungen zu schaf­fen, über die die 1,3 Milliarden Menschen mit elektrischer Energie versorgt werden könnten, die heute keinen Zugang zu Strom und Wasser hätten. Die Technik, die er in den eigenen SMA-Gebäuden anwende, funktioniere dafür als Modell. Sie könne auch in abgelegenen Gebieten zum Einsatz kommen. Cramer: „In Zukunft möchte ich mich gerne darauf konzentrieren, diese Systeme in diesen armen Regionen in Einsatz zu bringen. Das ist deutlich komplizierter als all das, was wir mit der Technik bisher ge­macht haben. Aber ich bin mir sicher, dass wir das schaffen werden. Denn es ist die Voraussetzung, dass diese Menschen überhaupt aus ihrer Armutsspirale herauskom­men.“

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