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Verband deutscher Hypothekenbanken: Rückgang im Inland - Wachstum in Europa

(9.3.2001) Das Wohnungs- und Gewerbekreditgeschäft der deutschen Hypothekenbanken zeichnete sich in 2000 durch ein schrumpfendes Inlands- (-26,6%) und ein wachsendes Europageschäft (+36,6%) aus. Insgesamt haben die Mitgliedsinstitute, wie der Verband deutscher Hypothekenbanken in Bonn mitteilte, 46,7 (Vorjahr: 55,3) Mrd. EURO und damit 15,5 % weniger Hypothekendarlehen ausgereicht als im Vorjahr.

Während man die gewerblichen Beleihungen mit 25,1 (Vorjahr: 23,1) Mrd. EURO um 8,9% habe steigern können, seien die Wohnungskredite mit 21,6 (32,2) Mrd. EURO rückläufig gewesen. Der Anteil der gewerblichen Beleihungen an den neu zugesagten Hypothekendarlehen habe sich von 42 % in 1999 auf 54% erhöht. Auffallend zurückgegangen seien mit einem Volumen von nur noch 2,6 (5,7) Mrd. EURO auch die Ablösungen fremder Darlehen, die noch im Vorjahr für große Zuwächse gesorgt hatten.

Nachfrageüberhang im Wohnungsmarkt?

Vom Einbruch im Wohnungskredit sei im Jahre 2000 insbesondere das Eigenheim betroffen, das seine Rolle als Stütze der Baunachfrage verloren habe. Insgesamt hätten die Hypothekenbanken im abgelaufenen Jahr mit 5,4 (Vorjahr: 7,8) Mrd. EURO 38 % weniger Eigenheime und Eigentumswohnungen und mit 5,5 (7,6) Mrd. EURO 24% weniger Mietwohnungen finanziert. Während die Baisse im Mietwohnungsbau angesichts der seit Jahren verschlechterten steuerlichen Rahmenbedingungen und der gegenwärtigen Marktsättigung nicht überraschen könne, betrachte der Verband die Entwicklung im Eigenheimsektor mit Sorge.

Der Rückgang im inländischen Wohnungskreditgeschäft habe sich parallel zu den Baugenehmigungen und Auftragseingängen entwickelt und sei im Osten Deutschlands stärker als im Westen gewesen. Dieser Rückgang, der bei allen Wohnungsfinanzierern ähnlich ausgeprägt sei, erkläre sich – so der Verband - zum Teil auch durch das Ende eines außerordentlichen Immobilienzyklus, der mit dem Konjunkturaufschwung und der Deutschen Einheit Anfang der 90er Jahre eingesetzt habe. Während sich im gewerblichen Sektor – regional differenziert - bereits wieder eine neue Immobilienphase abzeichne, sei dies im Wohnungsbau nicht der Fall. Die rückläufige Tendenz bei den Wohnungsbaugenehmigungen halte in einem Maße an, dass angesichts steigender Haushaltszahlen und Zuwanderungen mit Recht die Sorge bestehe, dass der Baisse ein neuer Nachfrageüberhang im Wohnungsmarkt folgen werde.

Anhaltende Differenzierung der gewerblichen Immobilienmärkte

Allerdings könnte es im Mietwohnungsbereich nun Anzeichen einer Stabilisierung geben. So hätten bei den Hypothekenbanken die Neuzusagen für den Bau freifinanzierter Mietwohnungen, die im ersten Halbjahr noch mit 11,6 % rückläufig gewesen seien, in der zweiten Jahreshälfte erstmals wieder angezogen. Zu sehen sei jedoch, dass der Zuwachs von einem ausgesprochen niedrigen Niveau ausgehe und die bis zuletzt ohne Aufhellungszeichen rückläufigen Genehmigungszahlen im Geschoßwohnungsbau die Hoffnung auf Bodenbildung oder gar Trendwende nicht stützten.

Wichtig sei jetzt, - so die Hypothekenbanken - dass bei der anstehenden Reform des Mietrechts keine Entscheidungen getroffen würden, welche die Bereitschaft in den Mietwohnungsbau zu investieren, weiter beeinträchtigten. Dies um so mehr als eine aktuelle Erhebung des Verbandes bestätige, dass sich die freifinanzierte Mietwohnung zwar als Basisinvestment für den langfristig orientierten, sicherheitsbewußten Anleger eigne, im Vergleich zu anderen Anlageformen in aller Regel aber weniger liquide und ertragreich sei.

Der Zuwachs im gewerblichen Kreditgeschäft sei in 2000 dem dynamischen Europageschäft zu verdanken. Im Inland sei das Gewerbekreditgeschäft vor dem Hintergrund der rückläufigen Wirtschaftsbauinvestitionen mit 12,6 (14) Mrd. EURO um 10% niedriger ausgefallen. Dabei sei der deutsche Gewerbemarkt nach wie vor zweigeteilt. Während in den neuen Bundesländern die Kreditnachfrage noch zurückginge, hätte sie sich in Städten wie München, Frankfurt und Hamburg spürbar belebt. Wichtigste Objektgruppen im Gewerbekredit seien mit einem Anteil von 86% in 2000 erneut Büro- und Handelsgebäude gewesen.

Zu den Erfolgen des Berichtsjahres 2000 zähle – so der Verband weiter - die kräftige Ausweitung (+38%) der gewerblichen Beleihungen im Ausland, vor allem in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Spanien. Die hohe Marktkenntnis der deutschen Hypothekenbanken rund um die Immobilie sowie ihre Wettbewerbsfähigkeit auf internationaler Ebene hätten dazu geführt, dass der europaweite Gewerbekredit in den vergangenen Jahren zu einem immer größeren und attraktiveren Geschäftsfeld geworden sei. Mit 12,5 (Vorjahr: 9,1) Mrd. EURO sei in 2000 jede zweite D-Mark im Gewerbekredit ins europäische Ausland geflossen.

Trotz der fortschreitenden europäischen Integration wichen die nationalen Konjunkturzyklen, einschließlich der Wirtschaftsbauinvestitionen, in den europäischen Staaten noch voneinander ab. Dies eröffne den Finanzierern von Gewerbeimmobilien die Möglichkeit, über ein aufgefächertes Länderportfolio von divergierenden Marktentwicklungen zu profitieren.

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