Baulinks -> Redaktion  || < älter 2023/1079 jünger > >>|  

IKND: 7-fache Kosten beim Heizen mit Gas

(9.10.2023) Während das Thema um verschiedene Heizungsarten vorwiegt, bleibt das zentrale Werkzeug, um Heizkosten und Treibhausgasemissionen dauerhaft einzusparen unbeachtet: die energetische Sanierung der Häuser.

Aus diesem Anlass analysierte die Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND) wie sich der energetische Zustand von Häusern und Wohnungen unterschiedlicher Energieeffizienzklassen auf die durchschnittlichen Gaskosten der Bewohnenden auswirkt. Denn: jede zweite Heizung in Deutschland wird mit Gas betrieben. 60% der Gasheizungen steht in Gebäuden, die vor 1978 erbaut wurden, Energieeffizienz hat hier beim Bau keine Rolle gespielt.

Laut der Analyse, die am 12.9.2023 veröffentlicht wurde, beträgt die Gasrechnung sowohl für Menschen in Einfamilienhäusern als auch in Miet- und Eigentumswohnungen der schlechtesten Effizienzklasse H im Durchschnitt fast das 7-fache. Das ergibt sich aus dem höheren Grundverbrauch. Das bedeute, in unsanierten Bestandswohnungen verheizt man siebenmal mehr Gas als in einem energieeffizienten Haus, um die Wohnung auf Raumtemperatur halten zu können.

Die Gaspreisbremse der Bundesregierung, die bis Ostern 2024 verlängert wurde, wird daran allerdings nichts ändern, ebenso wie sparsames Verhalten nur wenig ausrichten kann. In Deutschland gehören 17% aller Wohngebäude den schlechtesten Effizienzklassen an. Das sind mehr als drei Millionen Häuser. 

Die Grundlage für diese Berechnungen sind, da gemäß durchschnittlicher Wohnfläche in Deutschland, ein Einfamilienhaus mit 150m² Wohnfläche sowie eine Wohnung mit 75m² Wohnfläche. Der Vergleich bezieht die Energieeffizienzklasse D ein, da das durchschnittliche deutsche Haus einen Energiebedarf von rund 125 kWh/m² pro Jahr zugrunde liegt und sich somit in dieser Klasse befindet. Über ein Fünftel aller Wohngebäude in Deutschland hat die Energieeffizienzklasse D, was einem gut sanierten Altbau entspricht.

Vergleich der Heizkosten mit Gas – Einfamilienhaus 

Die Gasversorgungskrise im letzten Jahr zeigt, welchen Unterschied der energetische Zustand des eigenen Hauses bei den Heizkosten macht (siehe Grafik 1 und 2). Die turnusmäßigen Heizkostenabrechnungen für 2022, erreichen die Privathaushalte nun nach und nach. 

Bei gleichbleibendem Verbrauch blicken die Bewohnenden des Hauses H, das also der schlechtesten Effizienzklasse angehört, auf eine Jahresrechnung von 8.250 Euro. Haus D und Haus A haben mit respektive 3.750 Euro und 1.200 Euro zwar auch deutlich höhere Heizkosten, die Mehrkosten der drei Häuser unterscheiden sich jedoch drastisch: Haus A zahlt 840 Euro mehr, Haus D hat 2.625 Euro Mehrkosten, Haus H muss 5.775 Euro mehr für Heizen ausgeben.

Die Heizkosten für Bewohner eines durchschnittlich großen Einfamilienhauses der Energieeffizienzklasse H (Haus H) lagen bereits vor 2022 über 2.000 Euro höher als für Bewohner eines gleich großen Hauses der Energieeffizienzklasse A (Haus A). Während Haus H eine Rechnung von 2.475 Euro begleichen musste, war es für Haus A lediglich eine Rechnung von 360 Euro. 

Der Gaspreis laut Stand August 2023 liegt mit durchschnittlich 14 Cent mehr als doppelt so hoch wie noch im Jahr 2021. Laut Experten wird dieser Stand auch vorerst so bleiben. Das bedeutet für die Bewohner des Haus H Gaskosten von 5.775 Euro. Sie zahlen für das Beheizen ihrer Häuser 3.150 Euro mehr als das deutsche Durchschnittshaus D und 4.935 Euro mehr als das energetische sehr gute Haus A. Von diesen Mehrkosten nur fürs Heizen hätte man die Innendämmung finanzieren können, um den Gasverbrauch langfristig zu senken, ohne dabei Komfort einzubüßen. 

Alle Häuser haben eine Wohnfläche von 150m². Das entspricht der durchschnittlichen Größe eines Einfamilienhauses in Deutschland. Daten: Verivox, eigene Berechnung (Stand September 2023). (Bild: Initiative Klimaneutrales Deutschland IKND) 

Vergleich der Heizkosten mit Gas – Wohnung 

Bei 75m²-Wohnungen in Gebäuden der Energieeffizienzklasse H (Wohnung H) liegen die Kosten für 2022 bei 4.125 Euro – über 3.500 Euro mehr als für eine gleich große Wohnung der Klasse A, also der energetisch besten Klasse. Auch für das Jahr 2023 werden Bewohner von Eigentums- und Mietwohnung der schlechtesten Energieeffizienzklasse H siebenmal so viel fürs Heizen zahlen, wie Bewohner der Wohnung A. Während Wohnung H Heizkosten von 2.888 Euro erwartet, sind es bei Wohnung D nur 1.313 Euro und bei Wohnung A nur 420 Euro. Das bedeutet eine sehr starke Variation zwischen den Warmmieten je nach energetischem Zustand des Wohngebäudes.

Dieser große Unterschied zwischen den Heizkosten wird zunehmend eine Frage der Gerechtigkeit. Von den rund 14 Millionen Deutschen in selbstgenutztem Eigentum in Ein- und Zweifamilienhäusern, befinden sich 11% im unteren Einkommensdrittel. Diese Häuser werden mehr als die Hälfte von Paaren ohne Kinder bewohnt, 40% davon sind im Rentenalter. 

Laut einer Umfrage der IKND aus dem Jahr 2022 zeigt sich, dass die meisten Hausbesitzer nur sehr wenig über den eigenen Energieverbrauch, laufende Energiekosten oder mögliche Einsparpotenziale durch kleinere oder größere Sanierungen wissen. An dieser Stelle braucht es gezielte Informationen, die Hausbesitzer Einsparpotenziale und weitere Vorteile einer Sanierung erläutern. Anlässe neben Hauskauf, Umbau oder Schadensfall können z.B. die jährliche Energiekostenabrechnung, Thermenwartung etc. sein. Verstärkte Aufklärung über Vorteile und Förderung sind essenziell für eine Steigerung der Sanierungsquote. 

Alle Wohnungen haben eine Wohnfläche von 75m². Das entspricht der durchschnittlichen Größe einer Wohnung in Deutschland. Daten: Verivox, eigene Berechnung (Stand September 2023). (Bild: Initiative Klimaneutrales Deutschland, IKND) 

Methode der Analyse

Der Berechnung wurden die Erdgaspreise für Haushaltskunden von Anfang August 2021, Mitte Dezember 2022 und August 2023 zugrunde gelegt. Im August 2021 lag der Preis bei 6ct/kWh – Dezember 2022 bereits bei 20ct/kWh, mehr als das Dreifache. Im August 2023 lag nun der durchschnittliche Gaspreis bei 14ct/kWh. Diese Werte wurden mit den mittleren Energieverbrauchswerten abhängig der Effizienzklasse für ein beispielhaftes Haus sowie eine beispielhafte Wohnung multipliziert, um die Gaskosten zu erhalten. Dabei wurde ein gleichbleibender Verbrauch zum Vorjahr angenommen. 

siehe auch für zusätzliche Informationen:

Impressum | Datenschutz © 1997-2024 BauSites GmbH