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EDGE East Side Tower in Berlin: Eyecatcher, aber für den Rohbau eine echte Challenge

(30.8.2023) Zwischen der Warschauer Brücke, der East Side Mall und der Mercedes-Benz Arena steht mit 142 Metern das derzeit größte Hochhaus Berlins: EDGE East Side (siehe Google-Maps). Das Gebäude mit seiner innovativen Architektur aus dem Hause Bjarke Ingels wurde in nur 20 Monaten auf seine finale Gebäudehöhe gebracht.

Das mit 142 Meter derzeit höchste Gebäude Berlins, EDGE East Side, wurde in nur 20 Monaten auf seine finale Gebäudehöhe gebracht. (Bild: Doka) 

Kommt ein Architekturentwurf der Bjarke Ingels Group auf den Besprechungstisch, weiß man: Das Konzept wirkt vielleicht verspielt, baulich gesehen wird es aber sehr ernst. Die kühnen Ideen der Dänen bereiten Bauausführenden oftmals Kopfzerbrechen, spornen aber auch deren Erfinder- und Tüftlergeist an. Jüngstes Beispiel hierzulande ist EDGE East Side Berlin. Der terrassenförmige Außenkubatur ist visuell ein Eyecatcher, baulich eine Challenge. Und auch darüber hinaus gab es genug Herausforderungen: Platzmangel, enger Zeitplan, wenig Krankapazitäten und die vielen (Halb-)Fertigbetonteile rund um den Kern. Dass der Rohbau trotz allem termingerecht und erfolgreich ausgeführt werden konnte, lag nicht zuletzt an der guten partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Züblin und Doka, die schon mit der Angebotsphase begann.

Hybrid aus Ortbeton und Fertigteilen: Die (Schalungs-)Arbeiten im und um den Hochhauskern. (Bild: Doka) 

Hybridbauweise im Kernschacht

Das Rückgrat des EDGE East Side bildet sein Stahlbetonkern, ein Hybrid aus Ortbeton und Fertigbetonteilen. Um mögliche Störstellen schon in der Planung zu eruieren und zu vermeiden und den Schalungstakt ideal auf den Baustellentakt abzustimmen, planten Dokas Techniker die Schalungslösung komplett in der BIM-Software Revit.

Knifflige Aufgabenstellungen gab es zu genüge: 

  • Eine war, den hohen Anforderungen der Sichtbetonoberfläche in SB3 gerecht zu werden,
  • bei gleichzeitig hohem Zeitdruck, um den eng getakteten Baustellenablauf aufrecht zu halten, wobei aber
  • die vielleicht größte Herausforderung die technische Umsetzung der Hybridlösung war. 

Denn es gab nur sehr wenig Platz zum Stellen der Schalung, weil der Baustellenkran innerhalb des Schachts stand, wo ebenfalls die Kernschalung hydraulisch mit dem Klettersystem bewegt wurde. Indes waren die Krankapazitäten sehr gering. Der Kran war jedoch nötig, um u.a. die Fertigteile in die Kletterschalung zu integrieren. Darum stimmten sich Baustelle und Doka genau ab, um Pufferzeiten bei der Kranauslastung zum Einbau der Schalung zu nutzen und die Fertigteile praktikabel einzufädeln. Besonders wichtig war die Unterstützung der Richtmeister und Kollegen der Schalungsvormontage von Doka bei der Anlieferung und Montage der Kletterschalungen und Schutzschilde: dank deren Erfahrung kam man sicher und zügig voran, so Züblin. Zur Herstellung des Kerns kam das hydraulische Klettersystem Xclimb 60 zum ersten Mal in monolithischer Bauweise (Decke-Wandverfahren) zum Zuge, kombiniert mit der Kernwandschalung Top 50. 

Konstruktive und partnerschaftliche Zusammenarbeit in Planung und Ausführung: Doka-Richtmeister Jörg Otte und Züblin-Bauleiter Sebastian Ortmeier. (Bild: Doka) 

Engmaschige Arbeiten beim Schutzschild

An der Deckenaußenkante bewahrte ein krangeführtes Schutzschild die Baustellen-Mannschaft vor Gefährdungen. Durch die Kombination von Gerüstrohren mit grob- und engmaschigen Netzen konnte das Eigengewicht des Schildes und dessen Windangriffsfläche auf ein Minimum reduziert werden. Ein besonderes Tüftelmoment für Dokas Ingenieure ergab sich aus den treppenartigen Rücksprüngen an der Fassade, da dadurch die sonst üblichen Verankerungspunkte für das Schutzschild wegfielen. Als Doka-Lösung wurde hier eine teleskopierbare Strebe an das Schutzschild montiert. Dadurch wurde in der Höhe nur noch eine Deckenauflagerebene benötigt. Das Schutzschild ragte über zwei Geschoße mit einer Höhe von 8,84 m über die letzte betonierte Decke hinaus. Mit dieser Lösung wurden die Kranhübe um die Hälfte reduziert. 

Aufgrund der geringen Deckenstärke von 18 cm und der Fertigteilbauweise war eine engmaschige Abstimmung zwischen Doka, der Bauleitung und dem Tragwerksplaner essenziell. Die Doka-Statiker prüften beispielsweise die Auflagerlasten in den jeweiligen Geschossen und konnten so eine detaillierte Lastangabe für den Tragwerksplaner erstellen, um der Lastableitung im Bauwerk gerecht zu werden. In der Praxis wurden die Schilde durch das Team der Doka Schalungsvormontage an einem rund einem Kilometer entfernten Montageplatz vormontiert und Just in Time vor Ort an das Bauwerk gehängt. Um die logistische Herausforderung, die komplett montierten und damit sehr großen Elemente vom Montageplatz bis zum Baustellenkran unter einer Brücke zu transportieren, entwickelte die Baustelle zusammen mit Doka einen Sondertransportbock, der auf einen Tieflader montiert wurde.

Der Bauprozess verlief so störungsfrei, dass man den Rohbau einige Wochen vor dem geplanten Termin fertigstellen konnte – der gesamte Turm soll ebenso schneller bezugsfertig sein. Seine Glashülle hat er bereits bekommen, momentan laufen noch die Arbeiten für den Innenausbau. Größter Mieter wird Amazon sein.

Kurz gefasst:
Projekt: EDGE East Side Berlin
Bauwerksart: Hochhaus mit Mischnutzung
Bauausführung: Ed. Züblin AG
Bauzeit gesamt: 2019-2023
Dienstleistungen Doka: Projektmanagement, Schalungsplanung, Schalungsvormontage, Richtmeister, Fertigservice
Produkte Doka: Framax Xlife plus, Framax Xlife, Dokaflex 20, Traggerüst Staxo 100, Klettersystem Xclimb 60, Trägerschalung Top 50, Rahmenschalung Frami Xlife, Abgehängter Treppenturm, Schutzschild Xclimb 60

Weitere Informationen können per E-Mail an Doka angefordert werden.

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