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Unabhängigkeit im Sonnenhaus ganz ohne fossile Brennstoffe

(28.8.2023) Vor etwas mehr als zwei Jahren hat die Familie Holzner ihr neu gebautes Sonnenhaus in der kleinen bayerischen Gemeinde Niederwinkling (Landkreis Straubing-Bogen) bezogen. Ein thermisches Sonnenhaus, wie es die Holzners bauten, ist etwas Besonderes: solange die Sonne ihre Energie in die Solarthermieanlage liefert, bleibt der Pufferspeicher gefüllt, um auch im Winter und in den Übergangszeiten für ein warmes Haus zu sorgen. Wird der Speicher an trüben und kalten Tagen leer, nutzt man die Holzfeuerung, um damit den Speicher wieder zu erwärmen.

Das Sonnenhaus der Familie Holzner entspricht dem KfW Effizienzhaus 40-Stamdard und erreicht alleine mit der Solarenergie einen Autarkiegrad von 60%. (Bild: Sonnenhaus-Institut e.V.) 

Leben im und mit dem Sonnenhaus

Das klimaschonende Sonnenhaus-Konzept funktioniert ganz ohne fossile Brennstoffe. Was die Sonne nicht liefert, wird mit dem nachwachsenden Energieträger Holz ergänzt. Ob oder wann sich die Zusatzinvestitionen rechnen, interessierte die Holzners bei der Planung mit ihrem Architekten Georg Dasch nicht so sehr: „Damals haben wir die Mehrkosten in Kauf genommen, weil für uns klar war: wenn wir bauen, wollen wir Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen haben. Man muss einen gewissen Idealismus mitbringen, wenn man so ein Haus baut. Und ein gewisses Wollen, dass man einen Beitrag für die Umwelt leistet.“ 

Der Grundriss zeigt gut den ins Gebäude integrierten Pufferspeicher. (Bild: Dasch und Wörtz Architekten) 

Das Haus der Holzners hebt sich schon optisch deutlich von der umgebenden Bebauung ab: Viele Bungalows im Umfeld, konventionelle Häuser, ein Pultdach gibt es hier kein zweites. Familie Holzner hatte weniger Bedenken, ob das Haus im Winter warm wird, sondern dass es im Sommer vielleicht zu heiß werden könnte wegen der großen Fenster. „Jetzt wissen wir, dass es im Sommer ein wenig wärmer ist, als in einem konventionellen Haus, aber durch den vorgesetzten Balkon bzw. die Solaranlage, sind die Räume im Süden im Sommer beschattet. Und in der Übergangszeit oder im Winter scheint die Sonne in die Räume – das ist toll.“

Auch im Schnitt gut erkennbar: Der übergeschosshohe Pufferspeicher. (Bild: Dasch und Wörtz Architekten) 

Und wie lief der Winter in puncto solares Heizen? Zwar profitiert der Süden Bayerns von einer hohen Strahlungsquote, aber die Wohnlage nahe der nur zehn Kilometer entfernten Donau bringt gerade im Herbst und Winter viele Nebellagen. Zudem war der erste Winter diesbezüglich alles andere als günstig. Christiane Holzner erinnert sich genau: „21/22 war es ab November durchgehend neblig, erst im Januar gab es manchmal sonnige Phasen. Zwischen Mitte November bis Mitte Februar benutzten wir im Schnitt alle 4-5 Tage die Holzheizung.“

Hinter den Rundungen versteckt sich ... wer hätte es gedacht? Richtig, der Pufferspeicher! (Bild: Sonnenhaus-Institut e.V.) 

An das Leben in und mit einem Sonnenhaus haben sich die Holzners längst gewöhnt. Einheizen mit Holz war nichts Neues, denn im alten Haus gab es einen Kachelofen. Aber woran merkt man, dass der Speicher schwächelt, und man die Holzheizung anwerfen muss? Familie Holzner hatte erwartet, dass man Handlungsbedarf feststellt, wenn die Raumtemperatur absinkt. Aber der Lerneffekt ist subtiler: Wenn der Mischer am Waschbecken mehr und mehr in Richtung „Warm“ gedreht werden muss, ist das ein frühzeitiges Indiz, dass die Temperatur im Speicher beginnt abzusinken. Genug Reaktionszeit, um einen „Heiztag“ einzuplanen, an dem der Holzofen geschürt wird. Konkret bedeutet das einen Holzverbrauch von fünf Ster Holz. Um genau zu sein, eine Mischung von Weich- und Hartholz zu gleichen Teilen. Für ein stattliches Einfamilienhaus mit rund 216m² Wohnfläche mit einem 4-Personen-Haushalt ein sehr gutes Ergebnis. Bezogen auf den Energiebedarf des Gebäudes für Heizung und Warmwasser ergibt sich eine Autarkiequote von rund 60%, die rein aus der Kraft der Sonne gewonnen werden. Im Holzlager hinter dem Haus lassen sich maximal sieben Ster unterbringen. Das reicht, um im Sonnenhaus übers Jahr zu kommen.

Infos und Daten:

  • Energieautarkes Sonnenhaus, KfW Effizienzhaus 40
  • Ziegel- und Holzhybridbauweise, Wohnfläche 216m²
  • Solarthermieanlage mit 7.260 l Wasserspeicher mit ca. 420 kWh Energiespeichervermögen und 45m² Bruttokollektorfläche
  • jährlicher spezifischer Primärenergieverbrauch nach EnEV 9kWh/m²
  • 9,86 kWp PV-Anlage mit Batteriespeicher, 10 kWh, Eigenversorgung mit Strom > 70%

 

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