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Mehr Bäume für coole Straßen und Städte – wie Wien auf urbane Hitzeinseln reagiert

(24.8.2023) Eine coole Straße oder ein cooles Viertel – das hatte bis vor wenigen Jahren eine völlig andere Bedeutung. Es klang nach angesagten Cafés und einem quirligen Quartier zum Ausgehen. Das dürfte heute auch noch so sein, aber zumindest im Sommer wird der Begriff cool immer häufiger ganz wörtlich genommen: Cool sind jene städtischen Straßen und Plätze, die auch bei Hitze noch erträgliche Aufenthaltsbedingungen bieten.

Mehr Bäume für coole Straßen und Städte – wie die Stadt Wien auf urbane Hitzeinseln reagiert. (Bild: Bund deutscher Baumschulen (BdB) / ZOOMVP) 

Mit „Cooling“ den „Urban Heat Islands” begegnen

„Cooling“ ist mittlerweile zu einem Begriff geworden, der die diversen Maßnahmen und Bemühungen zur Kühlung städtischer Freiräume vereint. Dass selbst die sogenannten „Hipster-Viertel“ der Großstädte zumindest in diesem Sinne oft „uncool“ sein dürften, überrascht nicht. Innenstadtlagen mit ihrem meist hohen Versiegelungsgrad heizen sich im Sommer deutlich stärker auf, als das Umland. Diese Hitzeinseln sind ein unter dem Schlagwort "Urban Heat Island" (UHI) bekanntes Phänomen. 

Steigende Durchschnittstemperaturen und die auch in Zukunft prognostizierte statistische Zunahme der Hitzetage erhöhen vor allem in diesen zumeist stark versiegelten urbanen Hitzeinseln den Handlungsdruck. Wien gehört zu jenen Metropolen, die von den statistisch steigenden Temperaturen besonders stark betroffen sind. Der von der Stadt erarbeitete Urban Heat Island-Strategieplan Wien (UHI STRAT Wien) wurde bereits im Jahr 2015 veröffentlicht. Das Ziel: Urbane Hitzeinseln abmildern, um die Lebensqualität in der Stadt zu sichern. Dass dieses Strategiepapier nicht als Absichtserklärung in den diversen Schubladen einer großen Stadtverwaltung verschwand, zeigen diverse Maßnahmen und Förderprogramme, die in Wien seitdem aufgelegt wurden.

Angenehme Nebeldusche und Wasserspiele

Manchmal braucht es griffige Vokabeln, die Bezeichnung „Coole Straße“ klingt nach gutem Marketing und sollte für die Bewohner der so benannten Straßen dennoch keine heiße Luft bleiben: Unter diesem Label wurden im Sommer 2019 mehrere Straßen für rund vier Wochen durch die Stadt Wien mit kühlenden Elementen wie zum Beispiel Nebelduschen ausgestattet. Eine vorübergehende Aktion, die bei der Bevölkerung so gut ankam, dass im Jahr darauf vier andere Straßen umgestaltet und als „Coole Straße Plus“ bezeichnet wurden. 

Was das konkret für die Phorusgasse, Goldschlagstraße, Pelzgasse und Franklinstraße bedeutete? Neben technischen Maßnahmen, wie besagten Nebelduschen oder Wasserspielen, die kurzfristig für Abkühlung sorgen, reduzieren hier gestalterisch dauerhaft wirksame Eingriffe die innerstädtische Aufheizung. Die „Coolen Straßen Plus“ bleiben für mehr als einen Sommer kühler. Dafür sorgen bauliche Eingriffe, wie Flächenentsiegelungen und Platz für zusätzliche Pflanzflächen mit neu gepflanzten Bäumen. Letztere dürften zu den wichtigsten Werkzeugen der städtischen Bemühungen für ein erträglicheres Sommerklima in diesen Straßen gehören.

Der Mehrfachnutzen der Bäume

Bäume spielen nicht nur in den „Coolen Straßen Plus“ eine Schlüsselrolle für die Kühlung innerstädtischer Bereiche. Sie spenden Schatten – unter der luftigen Krone eines Baums staut sich die Hitze nicht so sehr. Darüber hinaus kühlen sie die mittels Verdunstung von Wasser über ihre Blätter die Umgebung. Auch der Boden unterhalb der Großgehölze erwärmt sich durch die Beschattung nicht so sehr und strahlt damit nachts weniger Wärme ab. 

Im Werkzeugkasten der Maßnahmenpakete der Stadt Wien spielen Neupflanzungen und der Erhalt bestehender Bäume nicht umsonst eine große Rolle: Sie gelten als effektivste Maßnahme, um die urbane Aufhitzung abzumildern. Zudem wirken sie nicht nur in dieser Eigenschaft als natürliche Klimaanlage gegen innerstädtische Hitzeinseln. Über die Verbesserung des Mikroklimas hinaus speichern Bäume bekanntermaßen Kohlendioxid. Somit verbinden sie Strategien der Klimaanpassung mit aktivem Klimaschutz. 

Damit Bäume den erwünschten Effekt einer Klimaanlage für den öffentlichen Raum erzielen, müssen sie wachsen können und vital sein. Dafür brauchen sie bekanntlich Luft, Wasser und Wurzelraum. Das Schwammstadt-Prinzip zur Vergrößerung des durchwurzelbaren Raums für Bäume gehört deshalb ebenfalls zum Werkzeugkasten der Stadt, der verstärkt angewandt werden soll.

Von der „Coolen Straße“ zur coolen Stadt

Die Neugestaltung samt Baumpflanzungen in einzelnen Straßen ist bekanntermaßen nicht die einzige Maßnahme, mit der die österreichischen Metropole auf den Klimawandel reagiert hat. Zwischenzeitlich hat die Stadt Wien einen Hitzeaktionsplan aufgelegt und sich bis zum Jahr 2025 konkrete Ziele gesetzt: Unter anderem sollen bis dahin 25.000 neue Stadtbäume gepflanzt werden: Teils auf Plätzen, in neuen oder umgestalteten Parks oder auch weiterhin in Straßen. Die heißen zwar nach dem Regierungswechsel im Wiener Rathaus im Jahr 2020 nicht mehr „Coole Straßen Plus“, werden aber mit ähnlichen Maßnahmen und ebenfalls mehr Grün umgestaltet. Eine der Straßen, die derzeit neu gestaltet wird, ist die Pfeilgasse, die bis zum Jahr 2024 zur sogenannten „klimafitten Fahrradstraße“ umgebaut wird. Das bedeutet nicht nur mehr Platz für Radfahrerinnen, sondern auch für entsiegelte Grünflächen und insgesamt 30 neu gepflanzte Bäume.

Vermutlich werden auch auf die bis 2025 gesetzten Ziele weitere folgen müssen. Innerstädtische Hitzeinseln wird es auch danach noch in Wien und überall auf der Welt geben. Auch brauchen frisch gepflanzte Bäume Zeit, um zu effektiven Klimaanlagen heranzuwachsen. Da ihre kühlende Wirkung durch ihr Wachstum aber mit jedem Sommer steigt, gilt das bekannte Sprichwort auch im Hinblick auf die Kühlung innerstädtischer Hitzeinseln: „Die beste Zeit einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Die zweitbeste Zeit ist jetzt.“

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