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Die Stone+tec 2024 und das Stimmungsbild der Steinmetzbranche

(17.8.2023) Noch ist die Auftragssituation im Baugewerbe gut, die Nachwuchskampagne „Stein macht stolz“ läuft mit Erfolg, doch der Mangel an Fachkräften wird zunehmend zum Problem. Es wird ein aktuelles Stimmungsbild aus dem Steinmetzhandwerk präsentiert, während die Vorbereitungen für die Stone+tec 2024 bereits auf Hochtouren laufen.

Foto: Messe Nürnberg 

Vom 19. bis 22. Juni 2024 wird in der Messe Nürnberg die nächste Stone+tec durchgeführt. Zahlreiche Aussteller aus dem In- und Ausland haben sich bereits für die Fachmesse angemeldet, alle drei Angebotsbereiche „Bauen mit Naturstein“, „Ausrüstung für Profis“ und „Ort der Erinnerung“ sind gut gebucht. Neu im Jahr 2024 wird die Sonderfläche „Naturstein“ sein, die das Spektrum der gezeigten Werkstoffe erweitert. Sowohl auf der Messe als auch auf dem parallel stattfindenden Kongress spielt das Thema „Nachhaltiges Bauen mit Naturstein" eine wichtige Rolle. Alle Steinverarbeiter aus den Bereichen Bau, Friedhof, Denkmal und Gestaltung sowie Bauträger, Planer und Architekten sind angesprochen. Auf der Stone+tec findet wieder die Verleihung des „Deutschen Naturstein Preises“ statt. 

Aktuelles Stimmungsbild im Steinmetzhandwerk 

Das Steinmetzhandwerk in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist derzeit gut ausgelastet. Dies ergab eine Umfrage bei den Bundesinnungsmeistern und Geschäftsführern der Dachverbände im deutschsprachigen Raum im Juni 2023. Das Steinmetzhandwerk erweist sich trotz starker Einbrüche im Baugewerbe als krisenresistent und verfügt über eine gute Auftragslage. 

Die Stimmung im deutschen Steinmetzhandwerk beurteilt Bundesinnungsmeister Markus Steininger vom Bundesverband Deutscher Steinmetze (BIV) derzeit als überwiegend positiv. Dementsprechend ist die Auftragslage bei den überwiegend im Baugewerbe tätigen Betrieben noch sehr gut, während sie im Grabmalgewerbe regional sehr unterschiedlich ist. Da die öffentlichen Auftraggeber auf die Bremse treten, werden die Restaurierungsaufträge bis Anfang 2024 eher zurückgehen. 

Insgesamt geht der Bundesinnungsmeister davon aus, dass sich die Auftragslage bis zum Jahr 2024 abschwächen wird. Als Gründe dafür nennt er zum einen, dass es derzeit kaum Baugenehmigungen für größere Gebäude gebe, viele Grundstücke von den Bauherren mangels Finanzierung zurückgegeben würden und die öffentliche Hand generell bremse. Eine möglichst hohe Flexibilität der Betriebe und die Bereitschaft, neue Branchen wie den Garten- und Landschaftsbau zu erschließen, sieht Markus Steininger als Lösung: „Seit langem appelliere ich an alle Unternehmen, über den eigenen Tellerrand zu blicken und aus der Komfortzone hinauszutreten.“ Von besonderer Bedeutung ist die Stärkung der Eigenfertigung. Die Eigenfertigung ist anspruchsvoller, bietet aber, verbunden mit einer vorausschauenden Lagerhaltung, die Sicherheit, bei Engpässen flexibel reagieren und auf kurzfristige Kundenwünsche eingehen zu können. Die Bedeutung des kollegialen Austausches hebt der Bundesinnungsmeister besonders hervor: „Gemeinsam ist jeder stärker. Genau das ist auch der Sinn einer Fachmesse. Nur auf einer Fachmesse mit vielen Anbietern erhalte ich einen Überblick und kann durch den direkten Vergleich Trends schneller erkennen als auf der Hausmesse eines einzelnen Anbieters.“

Über die gute Entwicklung der Nachwuchskampagne „Stein macht stolz“ freut sich die Geschäftsführerin des BIV und des Berufsbildungswerks bbw, Sybille Trawinski, ganz besonders: „Viele Innungen und Betriebe haben schon Werbemittel und unsere Messetheke sowie Rollups bestellt. Unser Instagram-Kanal läuft sehr dynamisch. Wir entwickeln fortlaufend neue Angebote, aktuell einen Film, der für die Ausbildung im Steinmetzhandwerk wirbt und auf Messen, in Schulen, im Betrieb etc. eingesetzt werden kann.“ Die Nachwuchsgewinnung ist für den BIV und seine Mitgliedsunternehmen ein wichtiges Thema: „Wir diskutieren viel darüber, wie wir unseren Nachwuchs motivieren und unterstützen können, damit dies nicht nur von den Ausbildungsbetrieben geleistet werden muss.“ Die weiter zunehmenden bürokratischen Anforderungen von EU, Bund und Ländern bereiten vielen Unternehmen große Probleme. Sei es beim Personal, bei der Betriebsführung oder bei der Sicherheit am Arbeitsplatz, die Anforderungen werden immer höher. Gleichzeitig werden immer mehr Gesetze und Vorschriften erlassen, die den Unternehmen zu schaffen machen, wie z.B. das Gesetz über die Lieferkette oder das geplante Verbot von Blei. 

Für das zweite Halbjahr 2023 sieht Sybille Trawinski viele Herausforderungen auf die Steinmetze zukommen, auch aufgrund der eher negativen wirtschaftlichen Stimmung. Es ist daher schwierig, eine verlässliche Prognose zu erstellen, aber „positiv betrachtet hat das Steinmetzhandwerk schon viele Krisen bewältigt und wird auch in Zukunft hoffentlich wie sein Material feststehen“, zeigt sich die BIV-Geschäftsführerin zuversichtlich. 

Eine derzeit noch gute Stimmung attestiert Reiner Krug, Geschäftsführer des DNV, Deutscher Naturwerkstein-Verband e.V., den Mitgliedsunternehmen. Die Auftragslage sei ebenfalls noch gut. Allerdings ist mit einem Rückgang der Aufträge aufgrund der allgemeinen Baukonjunktur zu rechnen. Nach Ansicht des DNV-Geschäftsführers sind die größten Herausforderungen die Energiepreise, der Abschwung im Bausektor, der Mangel an Arbeitskräften und die gestörten Lieferketten. Laut Reiner Krug unterscheidet sich die Situation nicht wesentlich zwischen kleinen und großen Betrieben. Er ist jedoch der Meinung, dass kleinere Betriebe flexibler auf die aktuellen Veränderungen des Marktes reagieren können. 

Die österreichischen Betriebe stehen vor den gleichen Herausforderungen wie viele andere Branchen auch, so Wolfgang Ecker, Vorsitzender der Berufsgruppen der Steinmetze in Österreich. Die Schwierigkeiten bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die anhaltend hohen Energiekosten und eine Preisentwicklung, wie wir sie seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt haben, sind nur einige Beispiele dafür. Die allgemeine wirtschaftliche Lage wird für viele Kunden und Geschäftspartner schwieriger. Gleichzeitig lobt Wolfgang Ecker die Branche: „Ich weiß aus vielen persönlichen Gesprächen, dass die Betriebe diese Situation mit viel Mut, Innovationskraft und Kreativität angehen. Das ist für mich immer wieder beeindruckend.“  

Laut Wolfgang Ecker variiert die Auftragslage je nach Betrieb und Produktbereich. Auch in vielen anderen Gewerken wirkt sich der Rückgang im Einfamilienhausbau aus. Weniger betroffen sind laut Wolfgang Ecker andere Bereiche wie Friedhofssteinmetze oder die Denkmalpflege. Auch Wolfgang Ecker sieht die größte Herausforderung für die Steinmetze darin, Nachwuchs zu finden.

Jörg Depierraz, Geschäftsführer des NVS, Naturstein-Verband Schweiz, bezeichnet die Stimmung im Schweizer Steinmetz- und Bildhauerhandwerk als gut: „Die Auftragslage der Unternehmungen des Naturstein- Handwerks und der Naturstein-Industrie ist in der Schweiz gut. Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern beispielsweise übersteigt das Angebot nach wie vor deutlich; daran ändern auch die steigenden Zinsen nichts.“ Jörg Depierraz nennt Engpässe in der Zulieferkette und vor allem den dramatischen Fachkräftemangel als die größten limitierenden Faktoren: „So werden wir bei den Kundinnen und Kunden mittelfristig wohl für mehr Verständnis werben müssen, dass die Leistungserstellung mehr Zeit in Anspruch nehmen wird als bisher.“ Steigende Energiepreise betreffen natürlich auch Schweizer Unternehmen. Die Schweizerinnen und Schweizer haben Mitte Juni zwar das „Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit“ angenommen, aber es gibt keinen Plan, wie die Treibhausgasemissionen bis 2050 auf Null gebracht werden können, wie es das sogenannte „Netto-Null-Ziel“ vorsieht, so Jörg Depierraz.

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