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Echt gesponnen: Textile Fassade aus gewickelten Fasern, fixiert mit Kunststoffharz von Covestro

(17.7.2023) Mit dem Texoversum hat die Hochschule Reutlingen ein europaweit einzigartiges Ausbildungs- und Innovationszentrum für die Textilindustrie in Betrieb genommen. Die fast 2.000 m² umfassende textilartige Fassade des neuen Gebäudes sorgt auch architektonisch für Aufsehen: Sie verbindet auf reizvolle Weise die Innovationskraft dieser Branche mit der 160-jährigen Tradition des Textilstandorts Reutlingen. Der Clou: Die Bauteile wurden aus Fasern gewickelt, die mit einem speziellen Kunststoffharz fixiert werden.

Das Texoversum ist ein Referenzobjekt für eine neue Technologie, die das Bauwesen revolutionieren könnte: Die Bauteile der Fassade wurden aus Fasern gewickelt, die mit dem Desmocomp System von Covestro fixiert wurden. (Bild: FibR GmbH) 

Häuser „wickeln“ statt bauen

Die Fassade des Texoversum ist nur ein Beispiel für eine ganz neue Technologie, die das Bauwesen komplett revolutionieren könnte. Die am Computer entworfene Konstruktion basiert auf Carbonfasern, die von Robotern gewickelt werden. Auch Naturfasern wie Flachs wären geeignet. Ähnlich wie Netzwerke in der Natur, etwa in Spinnennetzen, Käferflügeln oder Palmenblättern, sind auch die Faserstrukturen sehr leichtgewichtig, aber zugleich hoch belastbar, und kommen mit einem sehr geringen Materialeinsatz aus. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern erleichtert auch den Transport und die Montage der Bauelemente – im wahrsten Sinne des Wortes.

Die am Computer entworfene Konstruktion basiert auf Carbonfasern, die von Robotern gewickelt werden. (Bild: FibR GmbH) 

Viel Potenzial für CO₂-Ensparungen

Miterfinder der Technologie ist der Architekt Prof. Moritz Dörstelmann, dessen Unternehmen FibR auch die Fassade des Texoversum umgesetzt hat: „Im Gegensatz zu herkömmlichen Stahl- und Betonkonstruktionen kommen wir mit einem Minimum an Material aus, denn die Roboter verarbeiten nur so viele Fasern, wie für die Festigkeit der jeweiligen Konstruktion benötigt werden. Dadurch sparen wir auch große Mengen an CO₂-Emissionen ein.“ Vorteilhafte Anwendungen der Technologie sieht Dörstelmann auch in Dachkonstruktionen, Stützen und nicht zuletzt dem Innenausbau.

Ähnlich wie Netzwerke in der Natur, etwa in Spinnennetzen, sind auch die Faserstrukturen sehr leichtgewichtig, aber zugleich hoch belastbar, und kommen mit einem sehr geringen Materialeinsatz aus. (Bild: FibR GmbH) 

Stabilisierend gesponnen, aliphatisch gebettet

Für die nötige Festigkeit und Dauerhaftigkeit des Verbunds sorgt das aliphatische (kleiner Chemieexkurs: nicht wasserlösliche Verbindung) Polyurethanharzsystem Desmocomp von Covestro, in dem die Fasern wie in einer Matrix eingebettet werden. „Das Harz ist sehr beständig gegen Witterungseinflüsse und die energiereiche UV-Strahlung der Sonne und eignet sich deshalb sehr gut für Außenanwendungen", erläutert Pejman Norastehfar, Architekt und Fachmann für Bauanwendungen im Segment Coatings and Adhesives bei Covestro. „Weitere Pluspunkte im Baubereich sind seine hervorragende Chemikalien- und Flammbeständigkeit.“

Im Texoversum übernimmt die gesponnene Fassade gleich mehrere wichtige Funktionen: 

  • sie verleiht dem Gebäude eine einzigartige Optik,
  • sie stabilisiert die umlaufenden Balkone und dient zugleich sie als Geländer,
  • sie verschattet die dahinterliegende Glasfront und 
  • reduziert die CO₂-Emissionen.

Auf rund 3.000 m² Fläche sind in dem Gebäude Werkstätten, Labore, eine Textilsammlung, Think-Tank-Flächen und Unterrichtsräume unterebracht. Die Baukosten in Höhe von 18,5 Mio. Euro übernahm der Arbeitgeberverband Südwesttextil, zu dessen Mitgliedern auch die FibR GmbH in Kernen östlich von Stuttgart gehört.

Weitere Informationen können per E-Mail an FibR GmbH angefordert werden.

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