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Münchner Strafjustizzentrum mit Glasfaserbeton-Elementen in Sichtbetonoptik verkleidet

(8.2.2023) Der Neubau des Münchner Strafjustizzentrums ist das derzeit größte Hochbauprojekt des Freistaates Bayern. Seine ca. 21.000 m² große Fassade wurde mit Polycon-Elementen verkleidet, die eine attraktive Sichtbetonoptik bieten und vergleichsweise leicht sind.

alle Fotos © Conae 

Das Projekt am Münchner Leonrodplatz umfasst eine Fläche von 39.000 m², und es hat ein Volumen von 450.000 m³ (siehe auch Google-Maps). In dem Gebäude sollen künftig 1.300 Mitarbeiter von sieben Justizbehörden arbeiten. Hierfür bietet es 840 Büros, eine Tiefgarage mit 400 Stellplätzen sowie 54 Sitzungssäle, deren größter auf eine Besucherzahl von 200 Personen ausgerichtet ist.

Architektur

Entworfen wurde es von dem Architekturbüro Frick Krüger Nusser Plan2 GmbH aus München, das in einem nicht offenen Wettbewerb den ersten Preis gewann.


  

Die Planer sahen für das Gebäude eine kompakte Blockrandbebauung mit drei begrünten Innenhöfen vor. Das Objekt ist überwiegend fünf- bis sechsgeschossig. Der Haupteingang hebt sich dabei mit seinen sieben Stockwerken und einem verglasten Fassadenrücksprung vom Rest des Gebäudes ab. Insgesamt zeichnet sich die Fassade durch Transparenz und eine feine Gliederung aus. Gleichmäßig über die gesamte Fläche sind ca. 9 m² große Fenster angebracht, die von hellgrauen Polycon-Elementen umrahmt werden.

Glasfaserverstärkter Beton

Die Polycon-Elemente bestehen aus einem feuerfesten (A1) Verbundbaustoff, der das Erscheinungsbild von Sichtbeton hat - aber im Vergleich zu herkömmlich erzeugten Betonfertigteilen einen wichtigen Vorteil bietet: Die Fassadenelemente aus Glasfaserbeton sind mit einer durchschnittlichen Wandstärke von 16 mm um einiges dünner. Deshalb wird bei ihrer Herstellung auch nur ein Bruchteil der sonst üblichen Zementmenge verbraucht. Dadurch wiederum fällt wesentlich weniger CO₂ an und die Umwelt wird geschont.

Die Polycon-Herstellung ist darauf ausgerichtet dreidimensionale Elemente zu fertigen. Ein Aspekt, der beim Strafjustizzentrum besonders wichtig war. Denn sowohl seine stehenden als auch die liegenden Fassadenelemente sind in unterschiedlichen Richtungen räumlich ausgeformt. Zudem musste ein Teil von ihnen die Führungstechnik der Außenverschattung aufnehmen und die Fassadenverkleidung dementsprechend ausgebildet sein.

Planung und Lieferung

Koordiniert und ausgeführt wurde die Fassade von der Firma Conae, dem Polycon-Vertragspartner im deutschsprachigen Raum. Ihre Mitarbeiter berieten auch die Ingenieure des Büros Drees & Sommer aus München, das die Planung der Gebäudehülle übernahm. Wichtige Aspekte waren hierbei u.a. die Frage, welche maximalen Spannweiten mit dem Material möglich sind und welche Farbe gewünscht ist. Zum Service von Conae gehörte auch, dass die Mitarbeiter die statische Berechnung der glasfaserverstärkten 3D-Elemente durchführten. Dabei legten sie besonderes Augenmerk darauf, dass diese einfach zu montieren waren: Sie mussten lediglich an vier Punkten in das Befestigungssystem eingehängt werden. Damit und mit ihrem vergleichsweise geringen Gewicht hatten die Polycon-Elemente für die Fassadenbauer den Vorteil, dass sie die Gebäudehülle schnell und problemlos montieren konnten.

Insgesamt waren für für das Münchner Strafjustizzentrum mehr als 5.000 Fassadenelemente (entspricht ca. 16.500 m² abgewickelter Betonfläche) erforderlich. Die Bewältigung solch großer Projekte ist keine ganz einfache Aufgabe, wenn man bedenkt, was alles berücksichtigt werden muss. Hier nur drei Beispiele:

  • Beim Umgang mit pigmentiertem Beton besteht eine Herausforderung darin, stets eine gleichmäßige Farbe zu gewährleisten. Der Lieferant hat dies mit Hilfe von eingefärbtem Weißzement gelöst.
  • Es war vereinbart, dass der Hersteller die Führungsschienen der Außenjalousien in das Fassadensystem integriert. Diese sind mit einem Motor ausgestattet, der möglichst keinen Staubbelastungen ausgesetzt werden sollte – bei der Betonherstellung geht es aber in der Regel staubig zu. Um dem gerecht zu werden, hat der Hersteller eine zusätzliche Halle angemietet, die einzig dafür genutzt wurde, die Schienen und Aussteifungselemente zu montieren.
  • Auch bei einer so großen Stückzahl ist darauf zu achten, dass die dreidimensionalen Elemente geringe Bautoleranzen haben. Sollte es aber dennoch einmal erforderlich sein, lassen sie sich vor Ort kürzen.

Weitere Informationen zu Polycon-Fassadenelementen können per E-Mail an Conae angefordert werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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