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Glasbeschichtung und Glasfolie im Doppelpakt

(31.1.2023) Großflächige Glasfassaden gehören in Metropolen zum Stadtbild. Was weniger sichtbar ist: Die Ansprüche an solche Fassaden steigen aufgrund von gesetzlichen und technischen Regularien sowie Klimabedingungen und Kundenwünschen immer weiter. Ein in diesem Sinne wegweisendes Vorzeigeprojekt, das weltweit Nachahmer findet, steht in Berlin: „The Cube“, ein Glaswürfel mit besonderer Fassade - siehe Google-Maps. Ausgezeichnet wurde er deshalb als „Ort des Glases”.

„The Cube” in Berlin. (Foto © M. Haller/Eastman) 

Was diesen und weitere Orte des Glases ausmacht, erklärt der Bundesverband Flachglas (BF): Kommt Glas großflächig in Fassaden zum Einsatz, muss das Gebäude die gleichen Anforderungen an Wärmedämmung und Energieeffizienz erfüllen wie konventionelle Gebäudehüllen, die weniger Glas einsetzen. Für Architekten und Ingenieure bringt das besondere Herausforderungen mit sich. Denn es geht darum, die Vorteile von Glas - wie etwa die Lichtdurchlässigkeit und das Potential solarer Energie­ge­win­nung - mit bestmöglicher Wärmedämmung zu kombinieren: Wird ein Glas zu dunkel entworfen, schützt es zwar gut vor der einwirkenden Sommerhitze – an der notwendigen Lichtdurchlässigkeit fehlt es dann aber.

Um optimale Licht- und Energieausbeute mit möglichst wirksamem Wärmedämmeffekt gut zu verbinden, hat man im Neubau „The Cube“ in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofs einen zukunftsweisenden Weg beschritten: Eine Beschichtung des Glases wird kombiniert mit einer Folie aus Polyvinylbuteral (PVB), die im Verbundsicherheitsglas einlaminiert wird:

  • Während die PVB-Folie Sonnenenergie absorbiert - also aufnimmt -,
  • reflektiert andererseits die Beschichtung einen Teil des auftreffenden Lichts, so dass sich insgesamt die dahinter liegenden Räume nicht so stark aufwärmen.

Was sich wie ein Paradoxon anhört, kombiniert somit in der Praxis das beste zweier Welten. Und darum wurde das Gebäude anlässlich des „Jahres des Glases“ der Vereinten Nationen 2022 als Ort des Glases ausgewählt. „Diese bundesweit zahlreichen Orte des Glases sind lebendige Orte der Begegnung, viele von ihnen stehen den Menschen offen, so auch das Erdgeschoss von The Cube“, erklärt der Geschäftsführer des Bundesverbandes Flachglas, Jochen Grönegräs.

In „The Cube“ werden im Grundsatz bekannte Technologien, Solarfolien einerseits, Beschichtungen andererseits, in einer erfolgreichen Kombination eingesetzt. Außerdem trägt eine statische Spezialfolie zur Reduktion der Glasdicke, Erhöhung der Lebenserwartung und Sicherheit der Verglasung bei - was sich wiederum positiv in der CO₂-Bilanz niederschlägt. Der neuartige Ansatz hat zu weiteren Umsetzungen geführt. Denn nachdem er sich bei dem 2020 bezogenen Glaswürfel bewährt hat, wird er bereits in weiteren Gebäuden eingesetzt, wie Fassadenexperte Joachim Fauth vom Ingenieurbüro Drees & Sommer erklärt.

„Beschichtungen sind für die Glasindustrie und ihre Kunden ein wichtiges Thema, sei es an den Orten des Glases oder anderswo. Das zeigt: Die Glasindustrie stellt sich den stetig steigenden Anforderungen an Klimaschutz und Komfort in Wohn- und Gewerbeimmobilien“, erklärt BF-Geschäftsführer Grönegräs. Seit im späten 13. Jahrhundert die Vorläufer heutiger Brillen aus Quarz und Bergkristall entstanden, haben Glas-Produkte für Industrie und Verbraucher eine steile Karriere hingelegt. Gefertigt werden sie aus Siliciumdioxid, vereinfacht gesagt Sand, als wichtigstem Rohstoff, dem je nach Produkt andere Stoffe beigegeben werden. „Was sich einfach anhört, ist ein sehr anspruchsvoller und auch energieintensiver Prozess. Glas ist für zahlreiche Industriezweige, von Arzneien bis hin zur Umhüllung von Lebensmitteln, ein zentraler Einsatzstoff am Standort Deutschland. Das sollte in der derzeitigen wirtschaftlichen und politischen Gemengelage nicht vergessen werden“, mahnt Herr Grönegräs.

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