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9 bis 12,50 Euro: Beispiel für bezahlbaren Wohnungsbau im Münchner Süden mit Ziegelmauerwerk

(12.5.2022) Auf dem ehemaligen Eon-Gelände im Stadtteil Obersendling entstand in den letzten Jahren eines der größten Bauprojekte im Münchner Süden. Zehn Häuser reihten die Architekten von Baumschlager Hutters Partner in einer Blockrandbebauung im Münchner Wohnquartier „Am Südpark“ aneinander und schufen damit zwischen Drygalskiallee, Kistlerhof- und Boschetsriederstraße (siehe Google-Maps) 389 bezahlbare Mietwohnungen im hartumkämpften städtischen Wohnungsmarkt. Errichtet wurden die Gebäude in monolithischer, hochwärmedämmender Ziegelbauweise. Einem erhöhten Schallschutzbedarf entlang einer verkehrsreichen Ausfallstraße wurde damit ebenfalls Rechnung getragen.

Fotos © Schlagmann Poroton, Sven Rahm 

Architekten und Bauherr wählten für die Außenwandkonstruktion den hoch wärmedämmenden, perlitgefüllten Ziegel Poroton-S10 von Schlagmann Poroton in einer Wanddicke von 36,5 bis 42,5 cm. Die Ausführung als verputzter, monolithischer Baukörper trug zu vergleichsweise niedrigen Baukosten bei, ohne dabei Abstriche bei Energieeffizienz, Qualität und Nachhaltigkeit zu machen.

Auf dem rund acht Hektar großen Areal plante die Stadt München seit 2013 gemeinsam mit zwei Projektentwicklern die Schaffung eines attraktiven Wohn- und Arbeitsstandortes mit viel Grün- und Freiraum, sozialen Einrichtungen, Ärztezentrum sowie Flächen für den Einzelhandel. Durch eine frühe Einbeziehung der Anwohner in einer Bürgerwerkstatt ergab sich ein hoher Konsens unter anderem für die bauliche Ausführung als geschlossener Häuserblock und gegen Hochhäuser, wie sie an der Boschetsriederstraße in den 1970er Jahren entstanden (siehe Google-Maps).

Den städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb für das Neubauprojekt entschied das Schweizer Büro von Ballmoos Krucker Architekten für sich, das die Errichtung von drei Wohnblöcken mit einer gestaffelten Bebauungshöhe von jeweils sechs bis acht Geschossen um einen Innenhof vorsah. Anfang 2016 fand der symbolische Spatenstich für die Realisierung des neuen Quartiers „Am Südpark“ statt, die Fertigstellung für die insgesamt rund 1300 Wohnungen war für 2019 geplant.

Bezahlbarer Wohnraum mit vielfältiger sozialer Nutzung

Als letztes der drei Wohnprojekte entstand ab Frühjahr 2017 die Bebauung entlang der Boschetsriederstraße. Ein kommunales Wohnungsunternehmen realisierte dort auf einem rund 14.500 m² großen Areal 389 Wohnungen in zwei Bauabschnitten. Neben den Wohnungen - darunter eine integrative Wohngemeinschaft sowie zwei sogenannte „Flexiheime“ - und einer Tiefgarage erstellte der Träger zudem ein sechsgruppiges Haus für Kinder, ein Familienzentrum und einen Bewohnertreff. Letztgenannte soziale Einrichtungen stehen dabei allen Bewohnern des Quartiers offen.


  

Für die angestrebte soziale Durchmischung werden von den 389 überwiegend barrierefreien Ein- bis Vier-Zimmerwohnungen 75 einkommensorientiert gefördert, 51 im Rahmen des München-Modells an Wohnungssuchende vermietet und weitere 114 im Rahmen des konzeptionellen Mietwohnungsbaus vergeben. In den beiden Flexiheimen mit 149 Appartements erhalten Menschen mit niedrigem Einkommen, u.a. auch Wohnungslose, die Chance auf eine Wohnung. Insgesamt entstanden in dem rund 108 Millionen Euro teuren Bauvorhaben 24.000 m² Wohnfläche.

Viel Grün und Ruhe im Innenhof

Den Entwurf des städtischen Wohnprojekts übernahm das Architekturbüro Baumschlager Hutter aus München. Sie fügten zehn Häuser um einen Innenhof zu einer zusammenhängenden Blockrandbebauung aneinander. Sprünge von sechs bis acht Geschosse akzentuieren die Vielfältigkeit der Gebäude ebenso wie unterschiedliche Fassadentypologien mit abwechselnd stehenden und liegenden Fensterformaten, unterschiedliche Putzdekore und Farben oder eine Änderung des Zugangs durch Laubengänge.

Als einheitliches Element umfängt ein Sockel aus rotbraunen Vormauerziegeln den Baukörper, der die Zuwegung eindeutig markiert.

Die Blockrandbebauung mit der zur verkehrsreichen Boschetsriederstraße geschlossenen Lochfassade öffnet sich auf der Rückseite nach Süden auf die öffentlichen Grünflächen mit in die Fassade integrierte Loggien und einer Erweiterung des Fensteranteils. Dies ist ebenso wie die Orientierung der Wohnungen zum ruhigen Innenhof auch dem Verkehrs- und Umgebungslärm geschuldet.

Für die Gestaltung der Grünflächen und um den Innenhof mit dem alten Baumbestand trotz Bebauung aufrechtzuerhalten, holte man LUZ Landschaftsarchitekten aus München mit ins Boot. Daneben wurden alle Dächer begrünt, die auf sechs Gebäuden den Bewohnern als Dachgärten zur gemeinschaftlichen Nutzung zur Verfügung stehen.

Ziegelbauweise bietet hohen Schallschutz

Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit fiel die Entscheidung der Architekten auf eine nachhaltige und langlebige Baukonstruktion mit einem massiven Ziegelmauerwerk. „Wer mit der klaren Vorgabe bezahlbaren Wohnraum baut, muss natürlich gut rechnen. Sich dann für eine robuste, nachhaltige, auch über Jahrzehnte hinweg wartungsarme Außenwand aus massivem Blockziegelmauerwerk zu entscheiden, ist nur konsequent,“ so Architekt Prof. Carlo Baumschlager, der in München auch den Masterstudiengang Architektur und Kunst an der Akademie der Bildenden Künste leitet.

Gebaut wurde das Gebäude als massive Ziegelkonstruktion in Wanddicken von 36,5 bis 42,5 Zentimeter mit Stahlbetondecken und - wo aus statischen Gründen nötig - aussteifenden Stahlbetonwänden. Für einen einheitlichen Materialaufbau der Fassaden, der als einheitlicher Putzgrund zur Minimierung einer Rissbildung beiträgt, wurden Betonwände mit der keramischen Wärmedämmfassade Poroton-WDF in den Stärken 120 und 180 cm vorgemauert, teilweise mit einer dahinter liegenden Kerndämmung - zur Erinnerung siehe auch Beitrag „Premiere für Poroton-Wärmedämmfassade“ vom 21.1.2009.

Die Architekten hatten von vorneherein ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS)  ausschlossen. Stattdessen entschieden sie sich für monolithisches Ziegelmauerwerk, bei dem die erforderliche Dämmung die Füllung der Ziegel übernimmt. Konkret zum Einsatz kamen Poroton-S10-Planziegel in 36,5 sowie 42,5 cm Dicke. Der Planziegel mit einem U-Wert von 0,25 bzw. 0,22 W/m²K verfügt über eine innenliegende Dämmung aus Perlit - siehe u.a. Beitrag „20 Jahre Perlit-Ziegel“ vom 6.7.2021 dazu.

Die Poroton-S10-Planziegel eignen sich mit ihren massiven Ziegelaußenstegen von 16 mm zudem für mehrgeschossige Woh­nungs- und Objektbauten: Der charakteristische Wert der Mauerwerksdruckfestigkeit (fk) ist in der Festigkeitsklasse 10 mit 3,6 MN/m² angegeben - das bedeutet eine mögliche Belastung von 120 Tonnen je Quadratmeter Lagerfläche.

Das korrigierte, bewertete Schalldämmmaß des Poroton-S10 wiederum beträgt bei einer Wanddicke von 36,5 cm 52,0 dB. Damit lassen sich auch erhöhte Schallschutzanforderungen im Objektbau realisieren. Denn gerade mit der verkehrsmäßig hohen Belastung durch die Boschetsriederstraße zur Nordseite des Gebäudekomplexes hin sollten beim Schallschutz keine Kompromisse eingegangen werden. Zusammen mit Schallschutzfenstern erreichen die Ziegelaußenwände eine Abschirmung gemäß Lärmpegelbereich 5.

Die Fertigstellung des Gebäudes in zwei Bauabschnitten erfolgte Ende 2020. Mit Mietpreisen zwischen 9 und 12,50 Euro setzt sich das Wohnprojekt weit von den durchschnittlich hohen Mieten in Münchner Neubauten (18 Euro) ab.

Bautafel:

  • Wohnquartier mit 10 Häusern und 389 Wohneinheiten mit Flexiwohnheim, KITA, Familienzentrum, Nachbarschaftstreff, integrative Wohngemeinschaft
    Boschetsrieder Str. 141, München-Fürstenried
  • Bauherr: Städtische Wohnungsbaugesellschaft
  • Spatenstich: 02/2016
  • Baubeginn: 05/2017
  • Fertigstellung: 12/2020
  • Grundstücksgröße: 14.457 m²
  • Gesamtkosten: rund 108 Mio. Euro
  • Heizsystem: Fernwärme
  • Energiestandard nach EnEV 2016
  • Planung: Baumschlager Hutter Partners
  • Tragwerksplanung: m4 Ingenieure
  • Landschaftsarchitekten: LUZ Landschaftsarchitekten
  • Bauunternehmen: Brunner + Co Baugesellschaft mbH & Co

Weitere Informationen zum Poroton-S10-Planziegel sowie zum Poroton-WDF können per E-Mail an Schlagmann angefordert werden.

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