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DAM Architectural Book Award 2021 für die zehn besten Architekturbücher des Jahres


  

(24.10.2021) Die Frankfurter Buchmesse und das Deutsche Architekturmuseum (DAM) haben zum dreizehnten Mal den gemeinsam initiierten internationalen DAM Architectural Book Award verliehen. Dem gemeinsamen Aufruf sind in diesem Jahr weltweit 94 Architektur- und Kunstbuchverlage gefolgt. Eine Fachjury aus externen Experten sowie Vertretern des DAM hat aus 235 Einsendungen (2020: 274 und 2019: 227) die zehn besten Architekturbücher des Jahres ausgewählt - und zwar nach Kriterien wie ...

  • Gestaltung,
  • inhaltliche Konzeption,
  • Material- und Verarbeitungsqualität,
  • Grad an Innovation und
  • Aktualität.

Die Jurysitzung fand am 1. September 2021 im Deutschen Architekturmuseum (DAM) statt. Die Gewinner wurden im Rahmen einer hybriden Preisverleihung am 20. Oktober 2021 gekürt. Und das sind die Preisträger des DAM Architectural Book Awards 2021:


  

Konstruktion / Manual

  • Verlag: Birkhäuser Verlag
  • Autoren: Daniel Mettler, Daniel Studer
  • Herausgeber: ETH Zürich - BUK
  • Gestaltung: Vieceli & Cremers
  • Seiten: 353
  • ISBN 978-3-0356-2225-6
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „Aus der Schweiz kommen die besten und schönsten Konstruktionsbücher. Doch der monumentale Band von Andrea Desplazes (Architektur konstruieren; siehe auch Taschenbuch von 2018) erschien ja bereits 2004. Zeit für einen neuen Ansatz.

Dass die Zeiten sich gewandelt haben, und zwar auf eine sehr erfreuliche Weise, liest man im zunächst  vielleicht irritierenden Vorwort. Denn dort schreibt die Journalistin Paula Scheidt darüber, wie sie mit einem Nachbarn in Kontakt steht,  der offenbar in prekären Verhältnissen lebt. Soll heißen: Architektur darf niemals als reiner Selbstzweck konstruiert werden, sie soll den Menschen dienen, soll das Leben besser machen. ... Anschließend findet man als Beispiele nicht nur die unendlich teuren, unter deutschen Bedingungen schier unerreichbaren Luxuskonstruktionen Schweizer Herkunft, sondern auch Standardlösungen und immer wieder Sehnsuchtsfotos aus der weiten Welt der Architektur.

Die herausragende Leistung des Buchs besteht darin, alle Konstruktionen mit jeweils nur einer einzigen räumlichen Zeichnung zu erklären (als Axonometrien mit freigelegten Schichten). Auf diese Weise werden komplexe Zusammenhänge anschaulich und vor allem auch enorm ästhetisch aufbereitet. Wobei allerdings auffällt, dass sich die Entwerfenden nicht gänzlich offenbaren wollen. Bei den tatsächlich gebauten Beispielen fehlt jede Beschriftung und man darf rätseln, worum etwas auf welche Weise konstruiert wurde.

Den Verfasser dieser Zeilen hat die Farbe des Buchs an Skizzenpapier erinnert. Die gelb durchgefärbten Seiten könnten den Zweck erfüllen, dass das Buch selbst auf einem sehr vollen Schreibtisch sofort ins Auge fällt. Es ist ja ein Handbuch, man habe es also immer parat.“ (Oliver Elser)

Apartment Blossom

  • Verlag: Donghua University Press
  • Herausgeber: Lei Qin / Archipelago Studio/ Chunyuan Zhao/ Lulu Gao
  • Autoren: Han Li/ Qiuye Jin
  • Gestaltung: Yu Guang, Beijing
  • Fotografie/Illustration: Xintong Zhang
  • Seiten: 171
  • ISBN 978-7-5669-1835-2

Jurybegründung: „Im Fokus des zweiten Bandes der Urban Studies Degree Zero Series stehen Pekings alte Viertel, in deren Gassen sich der faszinierende Ausdruck jahrzehntelangen Wohnens in all seinen Facetten über die Schnittstelle der Fassade mit dem öffentlichen Raum in Form von individuell ausgebauten, umschlossenen Balkonen artikuliert.

Über 400 detailgenaue Modelle lenken in enormer Bandbreite den Blick von der makroskopischen in die mikroskopische Welt, teilweise als identische Kopien der Balkonvorlagen, aber auch entwurflich überplant und neu interpretiert.

Diese ,visuelle Darstellung des Lebens‘, wie sie einer der zwei Autoren, Jin Qiuye, beschreibt, und die wie eine Ausstellung von ,Kuriositätenkabinetten‘ wirkt, ist aufgrund des Zerfalls der Viertel oder Modernisierungsmaßnahmen stark gefährdet und keinesfalls im Sinne der Vielfalt des urbanen Raums reproduzierbar. Die dem realen Leben nachempfundenen Modelle die teilweise in ihrer Unperfektheit zu authentischen Geschichtenerzählern werden, loten die Beziehung von Realität und Reproduktion aus und werden über das Modell und die Ausstellung schließlich selbst zum Gegenstand der Dokumentation.

Apartment Blossom bezieht sich auf diese Weise auf das Konzept von Degree Zero von Roland Barthes, der die Bedeutung der Literatur nicht darin sah, die Welt zu präsentieren, sondern sich selbst als Literatur zu präsentieren.

Auf bereichernde Weise geht es den Autoren nicht um das Darstellen einer entwerferischen Absicht oder um Repräsentationszwecke, sondern es geht um die Frage nach der Sinnhaftigkeit, Wesensart und dem Ausdruck des Modells an sich. Den Betrach­terIn­nen erschließt sich eine faszinierende Material- und Strukturwelt, gleichzeitig wird auch die Nutzung der Erker und Balkone und deren enorme Vielfalt an Funktionen, sei es als Spielplatz, Fitnessstudio, Gewächshaus, Gemüsebeet oder Hundeauslauf, oder als Abstellraum für Haushaltsgeräte, detailreich, anschaulich und lebendig dargestellt. Es handelt sich bei Apartment Blossom um weitaus mehr als eine in Form von Modellen archivierte Sammlung. Einmal mehr wird die narrative, atmosphärische und handwerkliche Relevanz von Architekturmodellen anschaulich gemacht, deren Mehrdeutigkeit und Widersprüchlichkeit einen eigenen Mikrokosmos erschaffen und deren Kombinatorik absurd und real zugleich erscheinen kann.

Durch die überzeugende Buchgestaltung des renommierten Grafikdesigners Guang Yu wird das Konzept von Degree Zero konsequent inhaltlich, handwerklich und grafisch weitergeführt.“ (Kerstin Schultz)


  

Antarctic Resolution

  • Verlag: Lars Müller Publishers
  • Autoren: 150+ Polar experts from the fields of architecture, biology, chemistry, climate science, engineering, geography, history, law, literature, logistics, medicine, physics, political science, sociology, technology, and the visual arts
  • Herausgeber: Giulia Foscari Widmann Rezzonico / UNLESS
  • Gestaltung: Giulia Foscari Widmann Rezzonico / UNLESS in Zusammenarbeit mit Lars Müller
    Konzept: Giulia Foscari / UNLESS
  • Seiten: 975
  • ISBN 978-3-03778-640-6
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „Noch immer wissen wir wenig über die Antarktis, den Kontinent, der von allen zuletzt entdeckt wurde. Er befindet sich von beinahe überall aus betrachtet im ,Off‘, besteht fast komplett aus Eis, wird im Prinzip nur von Pinguinen bewohnt und ist sechs Monate im Jahr dunkel. Einzige Spuren der Zivilisation sind vereinzelt platzierte Forschungsstationen.

Viel fundamentaler und dennoch weniger bekannt ist die Tatsache, dass die Antarktis mit ihrem als Eis gespeicherten 70% des weltweiten Süßwasservorrats so etwas wie die letzte Hoffnung und - mit Erderwärmung, Schmelze und damit verbundenem Anstieg des Meeresspiegels - zugleich größte Bedrohung der Menschen (und Tiere) ist. Die Auswirkungen der Erderwärmung und die in dem Eis
.eingefrorenen‘ Information über die Erdgeschichte sind eines der vielen Themenfelder, die in der Publikation verhandelt werden.

Anlässlich des 200. Jahrestags der Entdeckung des Südpols bringt das Kollektiv UNLESS mit Giulia Foscari einen beeindruckenden, ,hoch aufgelösten‘ Überblicksband unter dem Titel ,Antarctic Resolution‘ heraus, der Schlaglichter aus den verschiedensten Disziplinen auf einen Kontinent wirft, der zwar seit seiner Entdeckung intensiv erforscht, aber dennoch vernachlässigt wird.

Der fast 1.000 Seiten umfassende Sammelband bündelt aktuelle Forschungsergebnisse und Entwicklungen aus den Naturwissenschaften, Geografie, Geologie und Kartografie, aus Architektur, Raumplanung und Ingenieurwesen, aus Geschichte, Politik, Anthropologie, Literatur und Kunst. In zahlreichen kurzen und reich bebilderten Essays und wissenschaftlichen Papers zoomt das Buch immer wieder kurz hinein in ein noch immer sehr unbekanntes Stück Erde. Die knappen Einblicke liefern in insgesamt 16 Kapiteln so etwas wie ein kaleidoskopisches, transdisziplinäres, gegenwärtiges Gesamtbild der Antarktis.

Layout und Schriftsatz sind dicht aber übersichtlich. Zur Akzentuierung in Grafiken und Schrift taucht immer wieder ein leuchtendes Orange-Pink in Kombination mit Silbergrau auf. Neben zahlreichen Fotografien finden sich in dem Buch, oft ganzseitig, detaillierte (auch historische) Karten, Grafiken oder Diagramme.

Mit dem schieren Umfang, der Dichte und Vielfältigkeit an Material und Wissen ist ,Antarctic Resolution‘ eine der spannendsten Publikationen des Jahres.“ (Andrea Jürges, Co-Autorin Katleen Nagel)


  

Raamwerk In Practice: Lichtervelde Youth Centre

  • Verlag: MER B&L
  • Herausgeber: Harold Fallon, Benoît Vandenbolcke, Benoît Burquel
  • Autoren: Freek Dendoven, Gijs De Cock, Bart Decroos, Harold Fallon, Benoît  Vandenbolcke, Benoît Burquel
  • Gestaltung: Orfée Grandhomme and Ismaël Benanni (Überknackig)
  • Fotografie/Illustration: Raamwerk, Stijn Bollaert
  • Seiten: 180
  • ISBN 978-9-46393-342-1
  • erhältlich u.a. bei Amazon

Jurybegründung: „Belgien ist als Architekturwunderland mittlerweile das, was früher einmal die Schweiz oder die Niederlade waren: Von dort kommen momentan die Entwürfe, die im internationalen Architekturdiskurs die markanteste Eigenständigkeit haben. Das Buch der (relativ) jungen Architekten von Raamwerk fügt sich hier ein, setzt aber besondere, eigene Akzente. Raamwerk wurde gegründet von Gijs De Cock (Jahrgang 1987) und Freek Dendooven (ebenso) und ist in Gent beheimatet.

Das Buch ist eine anrührende Reportage über den Bau des Jugendzentrums in Lichtervelde. Wo das genau ist, ist eigentlich egal: ,The village of Lichtervelde lies somewhere between the pronvincial towns of Bruges and Kortrijk‘. Somewhere im Nowhereland des Sprawl also, aus dessen Hässlichkeiten die belgischen Architekt*innen momentan so aufregende Experimente mit der Banalität zu destillieren in der Lage sind.

Durch groß gesetzte Texte wird man hindurchgeführt und erfährt vieles über die alltäglichen Probleme des Bauens. Ist es im sehr beschränkten Budget möglich, eine gekurvte Mauer zu bekommen? Nein, war man sich im Vorhinein einig. Aber dann, spontan, mit den Handwerkern auf der Baustelle geht es dann doch. Oder die Geschichte mit den Öffnungen: Nachdem der Rohbau fertig gemauert wurde (ein Sichtziegelbau wegen der Einfügung in die Umgebung), wird nochmals Maß genommen, um daraufhin die Fenster anfertigen zu lassen. Doch bei der Messung entsteht ein Fehler und alle Fenster werden 4 Zentimeter zu klein geliefert. Also muss improvisiert werden, die Rahmen werden aufgedoppelt, eine Art Passepartout entsteht.

Von dieser Art, nämlich lässig, unverkrampft und neugierig auf das Abenteuer Baustelle, wünscht man sich viel mehr Architekturbücher. Es liest sich so weg wie eine Kurzgeschichte. Und das Ergebnis aller Bemühungen ist ein schönes, sehr schlichtes, geradezu neo-brutalistisches Jugendzentrum. Weil ja meistens dann am Ende doch noch Wünsche offenbleiben, hätte man nun noch gerne gewusst, wie es denn eigentlich den Jugendlichen gefällt, wenn doch schon die Architekten erkennbar viel Spaß bei der Sache gehabt haben.“ (Oliver Elser)


  

Avant-Garde as a Method / Vkhutemas and the Pedagogy of Space, 1920 - 1930

  • Verlag: Park Books
  • Autor: Anna Bokov
  • Gestaltung: Bonbon, Zürich
  • Seiten: 618
  • ISBN 978-3-03860-134-0
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „Anna Bokovs Übersichtsband zur Vkhutemas, der ukrainisch-russischen Vorläuferin und Pendant zum Bauhaus, und deren pädagogischer Praxis kann in Umfang und Dichte schon jetzt als Standardwerk gelten: Auf über 600 Seiten wird Archivmaterial zutage gefördert, das bisher in dieser Fülle und Systematik nicht publiziert wurde. In insgesamt vier großen Kapiteln betrachtet Frau Bokov die Vkhutemas unter den Gesichtspunkten ...

  • Schule (,The School: Institutionalizing the Avant-Garde‘),
  • Labor (,Laboratory: Architecture as Science‘),
  • Pädagogik (,Pedagogy: Teaching as Experiment‘) und
  • Praxis (,Praxis: Inventing a Universal Future‘).

Frau Bokovs wissenschaftliche Abhandlung wird illustriert durch Fotografien, Pläne, Skizzen und Grafiken, ergänzt durch historische Textdokumente aus den Reihen der Vkhutemas.

Grafik und Layout schaffen den Spagat zwischen Interpretation und Eigenständigkeit, sie passen zum Thema, ohne sich anzubiedern. Einer grafisch starken Bild-Text-Set­zung steht eine klare Gliederung des Buchs gegenüber: Schrift links, Bilder - sofern sie keine Doppelseite einnehmen - rechts.

Die vier Kapitel, die das Buch gliedern, sind durch rote Seiten gut erkennbar. Text und Hintergrundfarben beschränken sich auf schwarz und weiß. Frau Bokovs Text ist in Serifenschrift auf weißem Grund abgedruckt, Textauszüge aus Originaldokumenten in serifenloser Schrift und - ebenso wie sämtliche Abbildungen - auf schwarzem Grund. Abbildungen werden, wo möglich, in Farbe gezeigt.

Mut zum Experiment und Statement wird dennoch sichtbar: Das strenge Grundlayout des Buches lässt es zu, dass sich Schriftsatz, Illustration und Bildunterschriften stellenweise freispielen. Den Lesefluss stört das aber keinesfalls, im Gegenteil ermöglicht die durchdachte Setzung mit ihren Akzentuierungen eine gute Gliederung und Orientierung auf den Seiten und in dem umfangreichen Werk insgesamt.

Frau Bokovs gebündeltes Wissen, das in dieser außergewöhnlichen und monumentalen Publikation alle Facetten der Vkhutemas einbezieht, wird für die zukünftige Betrachtung und Erforschung der Kunstschule Maßstäbe setzen und kann kaum genug gewürdigt werden.“ (Andrea Jürges, Co-Autorin Katleen Nagel)


  

Elemente einer baukulturellen Allgemeinbildung

Jurybegründung: „Das Buch ,Elemente einer baukulturellen Allgemeinbildung‘ verrät das Ansinnen des Schweizer Vereins Archijeunes bereits im Titel. Seit Jahren engagieren sich die Mitglieder von Archijeunes dafür, die baukulturelle Bildung als festen Bestandteil im Schweizer Bildungscurriculum zu verankern. Mit dem vorliegenden Band haben sie eine (weitere) Grundlage geschaffen, die sowohl für Lehrende als auch Lernende eine Einführung und Orientierung sein kann.

Das rote Cover hält den Blick der LeserInnen fest und lenkt ihn geschickt auf das Wesentliche: den Titel, der gleichzeitig Programm ist. Welches Wissen braucht die mündige Bürgerschaft über die Baukultur? Direkt unter dem Titel findet man bereits die Schwerpunkte, welche im Buch aufgegriffen werden:

  • Architekturgeschichte und –theorie,
  • Soziologie,
  • Raumplanung,
  • Projektentwicklung,
  • Digitales Bauen,
  • Denkmalpflege,
  • Städtebau oder
  • das Thema Landschaft

... sind nur einige davon. Sie laden die LeserInnen ein, sich auf die facettenreiche Welt der baukulturellen Bildung einzulassen.

Wenngleich die Inhalte in ihrer Vielfalt und Komplexität anspruchsvoll sind, so dienen die Texte keinem Selbstzweck, sondern zeichnen sich durch Verständlichkeit aus. Die Kapitel beginnen mit einer Zusammenfassung, die durch Kernaussagen und Gedanken in Form von Schlagworten bereichert werden. Das ermöglicht den LeserInnen einen schnellen Überblick und bereitet Lust, weiterzublättern. Es folgen thematische Erörterungen, die weder zu lang, noch zu kurz sind. Sie erfüllen ihre Funktion und eröffnen auch fachlichen Neuankömmlingen die Möglichkeit, sich mit fundierten Positionen zu befassen. Die Struktur des Buches lässt zu, dass die LeserInnen sich interessensgeleitet durch die Materie bewegen können.

Auch in der Gestaltung wurde das Bestreben, komplexe Inhalte verständlich und interessant zu vermitteln, aufgegriffen. Durch die weitgehende Verwendung eines Schrifttyps entsteht ein beruhigtes Schriftbild. Die Punktgröße ist lesefreundlich überdurchschnittlich groß gewählt. Die Einschübe akzentuieren präsent und gleichzeitig dezent. Ein besonderer Satzspiegel schont das Buch und man kann einhändig lesen.“ (Rebekka Kremershof)


  

Land.Milk.Honey / Animal Stories in Imagined Landscapes

  • Verlag: Park Books
  • Autoren: Rachel Gottesman, Tamar Novick, Iddo Ginat, Dan Hasson, Yonatan Cohen
  • Gestaltung: Dana Gez, Studio Gimel2, Tel Aviv
  • Seiten: 388
  • ISBN 978-3-03860-247-7
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „Land. Milk. Honey. Animal Stories in Imagined Landscape ist die Publikation zur Ausstellung im Isralischen Pavillon der 17. Architekturbiennale in Venedig 2021. Die Kurator*innen stellen die Entwicklung Israels aus einer zoozentrischen Perspektive dar. In Anlehnung an die Erfüllung des biblisch verheißenen Bildes vom ,Land, in dem Milch und Honig fließen‘ wurde die Landschaft Israels, auch durch den Import von Nutztieren verändert, die gänzlich andere Voraussetzungen benötigten als Boden, Klima und Geografie ursprünglich bereithielten. Stöcke von Nutzbienen wurden ausgetauscht, die ,hebräische Kuh‘ wurde gezüchtet. Das knapp 400-seitige Buch liefert eine heterogene Sammlung von Fotos, Grafiken und Originaldokumenten, die, nebeneinandergestellt, die Genese der landschaftlichen Überformung bebildern.

Eine sorgsam gesetzte Typografie in rot, für historische Texte, und schwarz für den Erzählfaden verbunden mit einer schönen Paginierung führen Leserin und Leser durch die drei Teile Land, Milk and Honey sowie High Waters. Das weiche, offene Papier des Covers schmiegt sich an, während die Innenseiten offen und eher körnig sich mit der naturnahen Thematik verbinden. Mit der Symbiose aus der besonderen Perspektive der Erzählung der Geschichte Israels und einer gelungenen Buchgestaltung stellt das Buch ein einzigartiges und preiswürdiges Werk dar.“ (Karin Hartmann)


  

Napoli Super Modern

  • Verlag: Park Books
  • Herausgeber: LAN - Local Architecture Network, Benoît Jallon, Umberto Napolitano
  • Autoren: Andrea Maglio, Umberto Napolitano, Gianluigi Freda, Manuel Orazi
  • Gestaltung: pupilla grafik, Milan
  • Fotografie: Cyrille Weiner
  • Seiten: 232
  • ISBN 978-3-03860-218-7
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „Wer den Diskussionen zu Erhalt, Funktion, Abriss oder Wiederaufbau von historischen Bauwerken in Deutschland folgt, könnte manchmal den Eindruck gewinnen, dass Architektur ganz unabhängig von ihrem Kontext verhandelbar sei. Gebäude werden zu beliebig befüllbaren und platzierbaren Hüllen, deren Wert eher dem einer hübschen Brosche gleicht, mit der sich eine Stadt schmücken kann. Interessanterweise wird aber gerade die Architektur der Moderne - der so gerne eine selbstverliebte Kontextlosigkeit vorgeworfen wird - dabei ausgespart.

Der Band ,Napoli Super Modern‘ vom Team LAN mit Benoît Jallon, Umberto Napolitano und dem Fotografen Cyrille Weiner beschreitet einen anderen Weg: Am Beispiel von 18 Neapolitanischen Projekten aus den Jahren 1930 bis 1960 wird eine ,versöhnliche‘ Moderne präsentiert: eine lokale und lokalisierte Strömung, die, wie Umberto Napolitano schreibt, auf abstrakte und idealisierte Modelle verzichtet und Gebäude auf ihren physischen, historischen, sozialen und geografischen Kontext maßschneidert.

Typologie, Größe und Gestaltung der gezeigten Projekte weisen eine große Bandbreite auf, die Auswahl liest sich wie eine sehr persönliche Führung durch die Stadt. Mit den Essays von Umberto Napolitano, Andrea Maglio, Manuel Orazi und Gianluigi Freda verweben sich die Projekte zu einer faszinierenden Erzählung über das Wechselspiel von Architektur und Kontext.

Das einfühlsame Fotoessay von Cyrille Weiner arbeitet mit vielfältigen Bildausschnitten. Mal werden die Gebäude eingebettet in ihre facettenreiche Umgebung gezeigt, mal ist auf einem Stadtpanorama nur ein Teil einer Fassade im Anschnitt zu sehen, und in einigen Detailaufnahmen ist lesbar, wie Natur und Benutzer sich die Architektur zu eigen gemacht haben. Aber in jedem Bild wird deutlich, wie selbstverständlich sich die Gebäude - teilweise bis zum Verschwinden - in ihre Umgebung einfügen. Ausgehend von dieser Bilderstrecke werden die Projekte mittels präziser Zeichnungen Schicht für Schicht freigelegt, zunächst in einer Serie von den Texten begleitenden Fassadendetails und im letzten Teil des Buches, dem ,Gebäudeatlas‘ mit umfassenden Einzelbeschreibungen, Grundrissen und Lageplänen.

Das Buch ist elegant gestaltet: Text- und Bildessays sind - mit reichlich Weißraum - auf weißem Papier gesetzt, der ,technische‘ Teil der Projektbeschreibungen auf hellgrauem. Der Einband in hellblauem Leinen mit gelb folierter Prägung und das gelbe Lesezeichenband kommen nicht von ungefähr, es handelt sich um die Clubfarben des S.S.C. Napoli in den im Buch behandelten Jahrzehnten.

Napoli Super Modern ist nicht nur ein schönes Architekturbuch, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Debatte über die Rolle von sichtbarer und unsichtbarer Bausubstanz in den Städten jenseits der historischen ,Superstars‘“. (Moritz Bernoully)


  

HdK - Haus der Kultur Gera

  • Verlag: sphere publishers
  • Herausgeberin: Claudia Tittel
  • Autor: Dr. Oliver Sukrow
  • Gestaltung: Copa-Ipa
  • Fotografie/Illustration: C. Nestler, Winfried Mann, Thomas Müller, Frank Schenke, Louis Volkmann, Wolf-Dieter Volkmann
  • Seiten: 144
  • ISBN 978-3-9821327-6-1
  • erhältlich u.a. bei sphere publishers

Jurybegründung: „Dieses Buch überträgt die elegant-moderne Gestaltung des monolithischen Bauträgers auf das Medium Print in höchster Qualität. Das klare Titelbild reduziert auf die für die Siebzigerjahre stilbildende, orangefarbene, in den Leineneinband tiefgeprägte Typografie. Bedacht als Vierzeiler gesetzt. Rückseitig maximal kontrastiert mit einer Farbfotografie der eleganten Architektur und das skulpturale Deckenbild der vertikalen Leuchtstoffröhrenensembles. Das betreffende Gebäude ist weit mehr als ein ,Palast der Republik im Kleinen’. Es ist mit 24.000 m² das größte Veranstaltungshaus in Ost Thüringen (siehe auch Google-Maps). Ein Kulturzentrum im besten Sinne: Ausstellungen, Konzerte, Tanz, Vorträge, Konferenzen, Messen … Großveranstaltungen der Breitenkultur. Dieses Buch vermittelt diese vielfältige Nutzung und die Lebensfreude in der ehemaligen DDR, alleine dafür hat es ein besonderes Lob verdient.

Kulturhäuser sind ein Geschenk des Sozialismus an den werktätigen Menschen - ,Work hard, Party hard' wird das im angelsächsischen Stolz gepriesen. Wie viele Architekturbücher glänzt dieses Werk mit historischen Bildern, sowie Details dieses denkmalgeschützten ,Gesamtkunstwerkes’. Ein modernes Leuchtgrid trifft auf klassizistische, in die Rasterung der Steinwände integrierte Skulpturen aus Stein und Bronze. Bowling und Wursttheke neben Kantine und Kasino. Festsaal, Heizungskeller und Werkstatträumlichkeit. Ein Buch als Porträt und Liebeserklärung an die Architektur und dessen vielfältige Nutzbarkeit, ein Spannungsbogen von Form und Funktion.

Auch im Westen haben es die Gebäude der Moderne immer noch schwer - auch daher eine wichtige Publikation. Man kann es nicht oft genug betonen. Das in einer kleineren Stadt wie Gera solch ein Juwel steht, abermals ein Beweis von welch zentraler Bedeutung die Vielfalt der Städte ist. Das Buch vereint den latent immer noch währenden Ost West Konflikt. Und macht zudem ein bisschen neidisch auf solch ein tolles Kulturzentrum.“ (Stefan Weil)


  

Anime Architecture: Imagined Worlds and Endless Megacities

  • Verlag: Thames & Hudson
  • Herausgeber: Lucas Dietrich
  • Autoren: Stefan Riekeles
  • Gestaltung: Praline, London
  • Seiten: 256
  • ISBN 978-0500294529
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „Digitale und virtuelle Welten beeinflussen unser Leben zunehmend. Für die GestalterInnen ist es ein gänzlich neues Aufgabengebiet. Der Fantasie freien Lauf lassen, jenseits von statischen und budgetären Restriktionen agieren. Die Welten der Comics sind da eine besondere Quelle, für die Architektur ist ,Wakanda’ in der Marvel-Verfilmung von Black Panther (siehe Amazon) eine hervorragende Case Study. Für eine wirkliche Stadtutopie wo Nachhaltigkeit und Technologie im Einklang gestaltet, geplant und gebaut werden.

Zudem wird der Einfluss einer eigenen Comicsparte aus Japan weltweit immer größer: Anime. Akira (siehe Amazon) und Ghost in the Shell (siehe Amazon) haben abermals den Horizont der ArchitektInnen und GestalterInnen erweitert. In diesem Buch werden neben den beiden genannten Filmen weitere herausragende Beispiele gezeigt. Ein Eldorado der Inspiration für neue Städte, neue Bilder, neue Hochhäuser, neue Stadtviertel.

Zudem ist es ein Segen, Einblicke in den Prozess zu bekommen. Denn neben all der Faszination für die imposanten Visualisierungen dank CGI (Computer Generated Ima­ges) auf der Leinwand, steht am Anfang die Skizze, mit dem Bleistift und dem Marker (Buntstift, Filzschreiber). Es bleibt eben die menschliche Fantasie und deren Schöpfungskraft die auch das Morgen erdenkt und gestaltet.

Die Synchronisation des menschlichen Gehirns und der Hand beim Zeichnen ist ein einzigartiger hybrider Prozess von Gestaltung und Handwerk im besten Sinne. In den Zauberreichen der Animes entfaltet sich dies ganz besonders.“ (Stefan Weil)

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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