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Kommentare von Bauindustrie und IG Bau zur Halbjahresbilanz bei den Baugenehmigungen 2021

(16.8.2021) Soeben hat das Statistische Bundesamt die Baugenehmigungszahlen bis Ende Juni veröffentlicht. Demnach ist im ersten Halbjahr der Neu- und Umbau von 189.780 Wohnungen genehmigt worden - 13.550 Wohnungen bzw. 7,7 % mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Laut Hauptverband der Deutschen Bauindustrie habe zu diesen insgesamt guten Zahlen auch das Auslaufen der Baukindergeld-Förderung Ende März beigetragen, welches zu einem deutlichen Anstieg im ersten Quartal von fast 20% geführt habe. Das zweite Quartal ist dann auch mit einem leichten Rückgang von 2,4% schwächer ausgefallen. Dies hat allerdings ausschließlich den Einfamilienhausbau betroffen, der im zweiten Quartal um 7,8% zurückgegangen ist. Für das gesamte erste Halbjahr ergibt sich hier aber immer noch ein Plus von 10,7 %. Die für die breite Bevölkerung besonders wichtigen Neubaugenehmigungen von Mehrfamilienhäusern seien im gesamten Zeitraum um 1,9 % gestiegen - siehe auch Beitrag „7,7% mehr genehmigte Wohnungen im ersten Halbjahr 2021“ (Bauletter vom 16.8.2021):

Industrieller Hochbau leidet

„Die Halbjahresbilanz bei den Baugenehmigungen fällt in diesem Jahr gespalten aus. Während die Nachfrage nach Wohnraum nach wie vor ungebrochen ist, leidet der industrielle Hochbau unter der Investitionszurückhaltung der Unternehmen,“ kommentierte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, am 16. August die Baugenehmigungszahlen.

Im Gegensatz zum Wohnungsbau war die Nachfrage nach industriellen Hochbauten im ersten Halbjahr stark rückläufig. Die Genehmigungen von Fabrik- und Werkstattgebäuden lagen um 26,7% unter dem Vorjahresniveau. „Hier haben die gestörten Lieferketten sowie die starken Preissteigerungen bei Materialien die allgemeine Verunsicherung hinsichtlich der zukünftigen konjunkturellen Entwicklung vermutlich noch verstärkt. Investitionen in neue Industriebauten werden dann erst einmal zurückgestellt," erklärte Herr Müller.

Auch die Genehmigungen von Handels- und Lagergebäuden (in veranschlagten Baukosten) seien im ersten Halbjahr zurückgegangen (-10,4%), trotz des boomenden Versandhandels.

Foto © baulinks/AO 

„In Wohnungen nur auf dem Papier kann keiner wohnen“

Zur Halbjahresbilanz der Baugenehmigungen in Deutschland erklärt der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, IG BAU-Chef Robert Feiger: „Mehr Baugenehmigungen bedeuten nicht automatisch auch mehr Wohnungen. In Wohnungen, die nur auf dem Papier genehmigt sind, kann keiner wohnen. Entscheidend ist deshalb, die Wohnungen jetzt auch zu bauen. Mehr Baugenehmigungen bedeuten deshalb auch mehr Baukapazität. Um ihre Ressourcen jetzt weiter aufzubauen, braucht die Baubranche allerdings auch Perspektive mit Planungssicherheit. Das ist nicht zu viel verlangt. Denn wer Fachkräfte ausbildet, der will sie nach der Ausbildung auch weiterbeschäftigen.

Der Bau lässt sich nicht per politischem Knopfdruck zu Beginn einer Legislaturperiode beliebig an- und danach wieder abschalten. Deshalb braucht der Bau von der neuen Bundesregierung eine Planungssicherheit, die über die Legislaturperiode hinausgeht. Dazu gehören vor allem klare mittel- bis langfristige Zusagen für die Förderung des sozialen und bezahlbaren Wohnungsbaus. Erst dann kann der Staat damit rechnen, dass die Bauwirtschaft ihre Kapazitäten weiter verlässlich hochfährt.

Klar ist dabei aber auch: Wer den Wohnungsbau voranbringen will, braucht Fachkräfte. Deshalb müssen die Löhne und Arbeitsbedingungen in der Branche deutlich attraktiver werden – vor allem auch dadurch, dass die Firmen den Beschäftigten endlich eine Entschädigung für die langen, meist unbezahlten Fahrzeiten zu den Baustellen geben.

Wer auf dem Bau arbeitet, hat gute Rahmenbedingungen verdient. Und hier gibt es noch Luft nach oben. Das machen auch aktuelle Wirtschaftsdaten deutlich: Denn was die Produktivität und die Kosten angeht, hat das Baugewerbe im Wohnungsbau eindeutig nicht an der Preisschraube gedreht. Ganz im Gegenteil: Es war preisdämpfend. Das hat eine Analyse ergeben, die die IG BAU beim Pestel-Institut (Hannover) in Auftrag gegeben hat. Demnach ist die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigenstunde im Baugewerbe seit 2015 mit 9,9 Prozent deutlich stärker gestiegen als in der Gesamtwirtschaft (3,1%). Dagegen sind die Lohnstückkosten im Baugewerbe seit 2015 mit 6,4 Prozent schwächer gestiegen als in der Wirtschaft insgesamt (13%).

Fazit: Der Bau läuft – trotz Pandemie – auf Hochtouren. Mehr Baugenehmigungen machen spätestens jetzt deutlich, dass auch mehr für den Bau getan werden muss – konkret: für die Bauarbeiter.“ Soweit der Kommentar des Bundesvorsitzenden der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, IG BAU-Chef Robert Feiger.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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