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GIH: „Klimapakt - Jetzt bloß kein Schnellschuss!“

GIH-Verbandsvorsitzender Jürgen Leppig
Jürgen Leppig
    

(14.6.2021) Das Gros der durchgesickerten Eckpunkte zum geplanten Klimapakt der Bundesregierung stimmen den Energieberaterverband GIH zuversichtlich: „Viele Maßnahmen sind sinnvoll und wichtig, anders können wir die ambitionierten Klimaschutzziele im Gebäudebereich kaum erreichen“, so Jürgen Leppig. Der Verbandsvorsitzende warnt jedoch vor einem Schnellschuss und rät eindringlich von der sofortigen Abschaffung der Förderung für Effizienzhäuser 85 und 100 ab.

Herr Leppig begrüßt dagegen konkret ...

  • die Solar-Pflicht für Neubauten,
  • den auf 30% erhöhten Fördersatz für Dämmmaßnahmen,
  • zusätzliche Boni für Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit,
  • die Stärkung des individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP) sowie
  • die Förderung der Aus- und Weiterbildung von Effizienzexperten .

Nicht einverstanden zeigt sich der GIH gleichwohl damit, dass der Klimapakt wohl noch vor der Sommerpause vom Kabinett beschlossen werden soll - ohne die konkrete Konsultation einschlägiger Experten aus Wissenschaft und Praxis. „Die Erfahrung zeigt, dass Gesetze und Regelungen, die nicht mit Praktikern diskutiert wurden, in der Regel bei ihrer Anwendung auf Probleme stoßen“, mahnt Herr Leppig. Beispielsweise sollte bei der geplanten Extra-Förderung von Wärmepumpen ein bestimmter Wirkungsgrad vorgeschrieben sein.

Ganzheitliche Sanierung womöglich unattraktiver

Sollte darüber hinaus die Förderung der Sanierung auf die Effizienzhausstandards 85 und 100 tatsächlich abgeschafft werden, erwartet der GIH kontraproduktive Effekte: „In einigen Bestandsgebäuden ist eine Sanierung zum Effizienzhaus 70 nur mit immensem Aufwand und extrem hohen Kosten möglich – das rechnet sich für den Hausbesitzer schlichtweg nicht. Weshalb zu erwarten ist, dass wegen dieser Streichung viele Sanierungswillige von ihren ambitionierten Plänen Abstand nehmen werden. „Werde gleichzeitig die Förderung für Dämmungen erhöht - eine eigentlich sinnvolle Maß­nah­me -, sei anzunehmen, dass Hausbesitzer nicht mehr ganzheitlich sanieren, sondern sich auf lukrativ geförderte Einzelmaßnahmen zurückziehen. Um diesen „Insel-Sa­nie­rungen“ vorzubeugen, schlägt Herr Leppig eine Erhöhung des iSFP-Bonus auf zehn Prozent vor, da Energieberater Kunden ganzheitlich, sowie technologie- und produktunabhängig beraten. Dies konkretisiere die im Klimapakt genannte Stärkung der Beratungsinstrumente.

„Keine Frage - die Zeit drängt und die Energieeffizienz im Gebäudebereich muss zügig vorangetrieben werden. Dennoch kann ich die Politik vor diesem Schnellschuss nur warnen und unsere Mitarbeit bei der Gestaltung des Klimapakts anbieten: Sollen ganzheitliche Sanierungen nicht demotiviert werden, ist der Blick des Praktikers unerlässlich“, so Herr Leppig abschließend.

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