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Fritz-Höger-Preis 2020 für Backstein-Architektur: erstmals zwei Grand Prix vergeben


Einfamilienhaus Nakasone House
(Foto © Ariadna Polo)
   

(25.1.2021) Am 18. Januar 2021 gab die Initiative Bauen mit Backstein über ihre Website die Sieger des Fritz-Höger-Preises für Backstein-Architektur bekannt. Dabei war die Vergabe des Grand Prix an zwei Projekte ein Novum - und zwar an ...

  • das Einfamilienhaus Nakasone House in Mexiko-Stadt des Architekten Escobedo Soliz (Bild rechts) sowie
  • das Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne von Barozzi Veiga.

Mit insgesamt 586 eingereichten Projekten fand der zum fünften Mal ausgelobte Fritz-Höger-Preis für Backstein-Architektur auch international eine große Resonanz. Die besten Einreichungen herauszufiltern, war eine anspruchsvolle Aufgabe für die Jury, die im September tagte - und das nicht nur aufgrund der Quantität, sondern auch hinsichtlich der hohen architektonischen und handwerklichen Qualität der Einreichungen. In einem zweistufigen Verfahren nahm die Jury für den Fritz-Höger-Preis für Backstein-Architektur wie auch die Jury für den Newcomer-Award zunächst 90 Projekte in die engeren Auswahl. Aus dieser Shortlist wurden dann die finalen Sieger ermittelt.

Winner Grands Prix

Neben seiner schönen Farbigkeit und der Tonfolge der Ziegel entfaltet das Gebäude vor allem aufgrund seiner Einfachheit besondere Wirkungskraft. Das Raster aus rohen Betonstützen und Unterzügen wurde als rohes Konstrukt freigelegt, gesäubert und mit sauberem Ziegelmaß gefüllt (Foto von Ariadna Polo rechts oben). Die Verwendung lokaler Materialen und die von der lokalen Tradition geprägten Arbeitsweisen ehren den Backstein als natürlichen Baustoff und betonen seine architektonisch klassische wie pragmatische Wirkung. Ein wunderbar bescheidenes Gebäude, das sich auf die Urform des Hauses zurückbesinnt.

Sehr feine und detailreiche Ausarbeitungen gesellen sich beim Kunstmuseum in Lausanne zu monumentalen und imposanten Museumsräumen, einem weiten Eingangsbereich und einer eindrucksvoll verbindenden Treppe.

Foto © Simon Menges 

Der reduzierte Umgang mit den gemauerten Pfeilern und der Wand steigert die Wirkkraft des Baukörpers zusätzlich. Auch der industrielle Charme der parallel angrenzenden Zugschienen stellt die Wertigkeit des hellen Gebäudes noch stärker hervor. Schutz vor der lauten Außenwelt bietet die monolithische Bauweise des Museums.

Winner Gold „Büro- und Gewerbebauten“

Umgeben von einem Bahndamm, einer kleinen Gasse und historischen Fabrikgebäuden fügt sich das Brickfields Business Center in Hoxton, London, gekonnt in seine urbane Umgebung ein.

Foto © David Grandorge 

Jede Seite des Baukörpers wurde so entworfen, dass sie sich dem jeweils unterschiedlichen Stadtbild anpasst und dennoch als Blockrandsolitär eine einheitliche Wirkung erzeugt.

Winner Gold Einfamilienhaus

Die geschlemmte, monolithische Ausarbeitung der Ziegelfassade des Couldrey House in Seven Hills, Australien, empfängt den Besucher schon am Hauseingang mit einem erstaunlichen Detail: Eine geschlemmte Ziegelfassade spiegelt sich förmlich in der Zugangstreppe wider.

Foto © Peter Besley 

Eine weitere Auffälligkeit zeigt sich dann beim Betreten des Hauses: Zum Garten hin öffnet sich das klassisch-moderne und gradlinig-strikte Gebäuderaster. Im Inneren sucht man aber vergeblich nach einer gewöhnlichen Raumeinteilung. Die Schlafräume befinden sich im Erdgeschoss, der Wohnbereich erstreckt sich über das gesamte erste Obergeschoss.

Winner Gold Öffentliche Bauten

Das Civic Center in Barcelona ist ein Schulzentrum für Erwachsene sowie ein Hotel und Ort verschiedener öffentlicher und gewerblicher Nutzungen zugleich. Wie selbstverständlich integriert das Gebäude dabei die alten, historischen Elemente des Ortes in einem dreieckigen Grundriss:

Foto © Adrià Goula Photo 

Ergänzt wird das historische Ambiente durch das moderne Energiekonzept mit einer natürlichen Lüftung der verschiedenen Atrien.

Winner Gold Wohnungsbau

Wohnhochhaus Singerstraße 33 von Giorgio Gullotta Architekten

Die vorhandene Großsiedlungsbebauung im Osten Berlins machte die Ausgangslage für ein neues Wohnungsbauprojekt nicht gerade einfach (Foto von Jochen Stueber rechts unten). Das lange als nicht bebaubar geltende Grundstück wird nun durch ein modernes 10-geschossiges Wohnhochhaus ergänzt. Der freistehende, mehrfach geknickte Baukörper ermöglicht den Bewohnern freie Blicke und fügt sich spielerisch in den Bestand ein.

Winner Gold Energie

Das Verwaltungsgebäude mitten in Oberhausen zeigt, wie energieeffiziente Kreislaufwirtschaft und öffentliche Bebauung heute zusammen funktionieren können:

Foto © Hiepler Brunier 

Die markante Ziegelfassade und das energetische Konzept binden die drei Teile - Verwaltungsgebäude im unteren Bereich, Gewächshaus im oberen Teil und den vertikalen Garten - unaufgeregt in das Oberhausener Stadtbild ein.

Kleiner Querverweis: Das gebäudeintegrierte Dachgewächshaus und Verwaltungsgebäude am Altmarkt in Oberhausen war auch Finalist beim DAM Preis 2021 - siehe Beitrag vom 9.11.2020.

Winner Gold Sanierung

Die 90 Jahre alten Backsteinfassaden des Wohnhauses Schifffahrter Damm in Münster wurden erhalten und das Haus gleichzeitig an die modernen Wohnstandards des 21. Jahrhunderts angepasst:

Foto © Jens Kirchner Architekturfotografie 

Ohne die graue Energie des alten Bestandes zu verlieren, wurde das Wohnhaus saniert und die Wohnungen auf der Gartenseite mit Außenräumen versehen. Das Gebäude zeigt eine durchdachte und nachhaltige städtebauliche Sanierung, wobei anstelle von Dekoration ein gelungenes Zusammenspiel aus Alt und Neu gelungen ist.

Winner Gold Newcomer

  • Fabrik für Baukeramik in der Oberhavel, Franziska Käuferle und Sina Pauline Riedlinger

Der Entwurf für einen fiktiven Firmensitz für keramische Werkstätten überzeugt durch die dezidierte Analyse von Typologie und Baustoff. Die expressive Schnittfigur sowie die ornamentale Grundrissgrafik finden ihre atmosphärische Entsprechung in den Innenraumperspektiven.

Foto © Sina Pauline Riedlinger, Franziska Käuferle 

Das Experiment mit Zuschlägen und Glasuren legt den Fokus auf wesentliche Gestaltungsparameter des Backsteins und prägt Raumprogramm und Materialisierung.

Über den Fritz-Höger-Preis 2020 für Backstein-Architektur


 Wohnhochhaus Singerstraße 33, Giorgio Gullotta Architekten (Foto © Jochen Stueber)
   

Der erstmals 2008 ausgelobte Fritz-Höger-Preis für Backstein-Architektur ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert und wird alle drei Jahre von der Initiative Bauen mit Backstein in Kooperation mit dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA e.V. verliehen.

Erstmals wurden in diesem Jahr zwei Grand Prix vergeben. Darüber hinaus wurden 12 weitere Projekte mit dem Fritz-Höger-Preis 2020 für Backstein-Architektur in Gold, Silber und Bronze prämiert. Zudem erhielten ausgewählte Projekte die Auszeichnung Special Mention. Damit würdigt die Jury vorbildliche Details, die sich in besonderem Maße hervorheben.

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