Baulinks -> Redaktion  || < älter 2021/0007 jünger > >>|  

ZSW und BDEW: Erneuerbare Energien deckten 2020 gut 46% des Stromverbrauchs

(4.1.2021) Annähernd die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Stroms stammte 2020 aus Erneuerbaren Energien - zu diesem Schluss kommen vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Würt­tem­berg (ZSW) und des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Quellen: Destatis, BDEW, ZSW und AG Energiebilanzen 

teilweise Corona-bedingt

2020 deckten Wind, Sonne, Biomasse und andere regenerative Energieträger laut ZSW und BDEW gut 46% des Bruttostromverbrauchs ab. Im Vergleich zu 2019 ist der Anteil der Erneuerbaren damit um fast vier Prozentpunkte gestiegen, und im Vergleich zu 2018 um über acht Prozentpunkte. Ein Teil dieses Anstiegs ist jedoch auf den - insbesondere wegen der Corona-Pandemie - gesunkenen Stromverbrauch zurückzuführen. Die Erneuerbaren-Quote wird als Anteil am Stromverbrauch gemessen. Daher führt ein geringerer Verbrauch allein schon zu einem Anstieg der Erneuerbaren-Quote.

Doch auch bereinigt um den Corona-Effekt ist ein Anstieg der Erneuerbaren zu verzeichnen, da mit ihrer Hilfe mehr Strom erzeugt wurde als im vergangenen Jahr: Wäre 2020 genauso viel Strom wie 2019 verbraucht worden, hätten Erneuerbare Energien gut 44 statt rund 46 Prozent des Stromverbrauchs gedeckt. Verantwortlich dafür waren vor allem die günstigen Wetterverhältnisse. Insbesondere im ersten Quartal konnte deutlich mehr Strom aus Wind erzeugt werden als im Vorjahr (Wind an Land +4%, Wind auf See +11%). Ungewöhnlich viele Sonnenstunden sorgten zudem für einen deutlichen Anstieg der Stromerzeugung aus Solarenergie um 12% im Vergleich zu 2019.

„Der Anteil der Erneuerbaren Energien ist auch 2020 gestiegen. Doch der geringere Stromverbrauch täuscht darüber hinweg, dass der Ausbau der Erneuerbaren nicht schnell genug voran geht“, bestätigt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Haupt­geschäftsführung, und betont: „Der Strombedarf wird bis 2030 aller Voraussicht nach deutlich steigen. Wenn der Zubau weiterhin nur mit gezogener Handbremse erfolgt, können wir die gesteckten Ziele nicht erreichen.“ Wichtig seien ...

  • ehrgeizige und nachsteuerbare Ausbaupfade,
  • eine Stärkung der Eigenversorgung und
  • eine klare Perspektive für ausgeförderte Windenergieanlagen.

Hierbei müsse das Repowering im Mittelpunkt stehen. Bestehende Standorte sollten mit modernen, effizienteren und leistungsstärkeren Anlagen weitergenutzt werden können. Die existierenden Anlagen sind in der Regel bereits vor Ort akzeptiert und es besteht eine Koexistenz der Windkraftnutzung in Bezug auf Natur, Arten und Umwelt.

Prof. Dr. Frithjof Staiß vom ZSW erinnert zudem daran, dass  auf dem EU-Gipfel am 11. Dezember 2020 sich der Europäische Rat darauf verständigt hat, den Treibhausgasausstoß bis Ende 2030 im Vergleich zu 1990 um 55 Prozent statt um 40 Prozent zu senken: „Bereits jetzt zeichnet sich aber eine wachsende Stromnachfrage ab, die erneuerbar gedeckt werden muss. Treiber dieser Entwicklung sind verstärkte Bestrebungen hin zur klimaneutralen Produktion in der Industrie, die zunehmende Elektrifizierung im Verkehr und der Ersatz von fossilen Brennstoffen durch Strom im Wärmemarkt. Hinzu kommt der Strombedarf für die Erzeugung von grünem Wasserstoff. Wir brauchen daher einen deutlich höheren Ausbaupfad für die erneuerbare Stromerzeugung als bislang im EEG 2021 angelegt. Hier muss die Politik nachjustieren.“

Insgesamt wurden 2020 über 564 Mrd. kWh Strom erzeugt - gut 6% weniger als 2019 (603 Mrd. kWh). Davon stammten 252 Mrd. kWh aus Erneuerbaren Energien (2019: 242 Mrd. kWh):

  • Windkraftanlagen an Land machten mit gut 105 Mrd. kWh den größten Anteil der regenerativen Stromerzeugung aus (2019: 101 Mrd. kWh).
  • Photovoltaikanlagen lieferten gut 50 Mrd. kWh (2019: 45 Mrd. kWh).
  • Biomasse steuerte knapp 50 Mrd. kWh (2019: 50 Mrd. kWh) bei.
  • 28 Mrd. kWh Strom stammten aus Windenergieanlagen auf See (2019: 25 Mrd. kWh).
  • Wasserkraftanlagen lieferten gut 18 Mrd. kWh (2019: 20 Mrd. kWh).

Zwei Berechnungsmöglichkeiten für den Ökostromanteil

Den Ökostromanteil am Bruttostromverbrauch zu bemessen, ist die gängige Berechnungsgrundlage. Sie geht zurück auf europäische Vorgaben und steht im Einklang mit den Zieldefinitionen der Bundesregierung zum Ausbau der Erneuerbaren Energien. Der Bruttostromverbrauch bildet das gesamte Stromsystem eines Landes ab und beträgt nach vorläufigen Berechnungen 2020 544 Mrd. kWh (2019: 569 Mrd. kWh).

Eine andere Möglichkeit ist, den Anteil der Erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung zu messen. Sie umfasst die gesamte in Deutschland erzeugte Strommenge, also auch die exportierten Strommengen. Der Anteil Erneuerbarer Energien 2020 auf Basis der Bruttostromerzeugung belief sich auf knapp 45% (2019: 40%).

siehe auch für zusätzliche Informationen:

Impressum | Datenschutz © 1997-2024 BauSites GmbH