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Tarifabschluss fürs Dachdeckerhandwerk mit 12 Nullmonaten


  

(23.11.2020) Bereits am 5. November 2020 fand in Wiesbaden die dritte Runde der Lohn- und Gehaltstarifverhandlungen für das Dachdeckerhandwerk statt. Dabei ging die IG BAU wohl weiterhin von einer stabilen Konjunkturlage im Dachdeckerhandwerk aus, während die Tarifkommission des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) auf Auftragsrückgänge verwies - insbesondere im Gewerbebau und bei der öffentlichen Hand. Der ZVDH warnte daher vor den überzogenen Forderungen der Arbeitnehmerseite.

Kompromiss nach 13 Stunden Verhandlungsmarathon

Nach knapp 13-stündiger Verhandlung einigten sich die Tarifvertragsparteien auf folgenden Kompromiss:

  • Fortgeltung des bisherigen Lohn- und des Gehaltstarifvertrags bis zum 30. September 2021. Dies bedeutet 12 Nullmonate.
  • Anhebung der Löhne und Gehälter um 2,1% ab dem 1. Oktober 2021.
  • Gesamtlaufzeit des Lohn- und des Gehaltstarifvertrags bis zum 30. Juni 2022 (21 Monate).
  • Zahlung eines „Corona-Bonus“ in Höhe von 150 Euro. Auszubildende erhalten 50 Euro als einmalige Sonderzahlung. Der Betrag ist steuer- und sozialabgabenfrei.
  • Tarifliche Altersvorsorge: Der Beitrag für die Zusatzversorgungskasse des Dachdeckerhandwerks (ZVK) - geleistet vom Arbeitgeber - wird ab dem 1. Januar 2021 um 2,2 Prozentpunkte von bisher 1,0% auf 3,2% angehoben. Damit wird die Rentenbeihilfe in Höhe von 93,40 Euro monatlich bundesweit gesichert.

Zudem verständigte man sich auf eine Anhebung der Ausbildungsvergütungen ab dem 1. Januar 2021 mit einer Laufzeit bis zum 30. Juni 2022 wie folgt:

  1. Ausbildungsjahr: 780 Euro (+ 20 Euro)
  2. Ausbildungsjahr: 940 Euro (+ 30 Euro)
  3. Ausbildungsjahr: 1.200 Euro (+ 40 Euro)

Kommentar ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk

ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk, Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite, erklärte zum Abschluss der Verhandlungen: „Es waren harte Verhandlungen. Um so erfreulicher, dass es in der dritten Runde zu einem Kompromiss kam, der für beide Seiten tragfähig ist. So sehr wir auch anerkennen, dass die Arbeit auf Baustellen in Coronazeiten anstrengend ist, sollten wir froh sein, dass es in Deutschland keinen Baustellenstopp gab. Das Dachdeckerhandwerk konnte weiterarbeiten, es wurden kaum Mitarbeiter entlassen oder in Kurzarbeit geschickt. Man sollte dabei auch nicht vergessen, dass den Betrieben durch die Pandemie Mehrkosten und ein erhöhter Organisations- und Bürokratieaufwand entstanden ist, um auf Baustellen coronakonform arbeiten zu können. Mit der Corona-Prämie belohnen wir das Arbeiten unter erschwerten Bedingungen und haben dabei auch ganz bewusst die Auszubildenden im Blick gehabt. Vor allem aber war uns dieses Mal wichtig, die Rente dauerhaft zu sichern, und dies bundesweit einheitlich. Dafür nehmen die Arbeitgeber Geld in die Hand.

Als Arbeitgeberverband eines Gewerks mit einer sehr kleinteiligen Struktur - im Schnitt haben Dachdeckerbetriebe 5,9 Mitarbeiter - müssen wir aber auch dafür sorgen, dass unsere Betriebe zukunftsfähig bleiben. Dafür muss Geld für notwendige Investitionen vorhanden sein. Das sichert dann auch wieder Arbeitsplätze. Hinzu kommt: Im Bereich Gewerbebau gehen die Auftragseingänge seit März 2020 zurück, bei den Büro- und Verwaltungsgebäuden sowie im Bereich Fabrik- und Werkstattgebäude liegen die Raten bei - 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist der typische Flachdachbereich, in dem viele Dachdecker-Betriebe aktiv sind. Die von der Gewerkschaft vielbeschworene sonnige Konjunkturlage im Dachdeckerhandwerk beginnt also schon, sich einzutrüben, ein Trend, der sich 2021 noch verschärfen wird. Vorteilhaft fürs Dachdeckerhandwerk sind allerdings die Fördermaßnahmen und Steuervergünstigungen, die viele Bauherren gerade jetzt zu umfangreichen energetischen Sanierungsmaßnahmen veranlassen. Dies wird - so hoffen wir - zu einer Stabilisierung der Geschäftslage insgesamt führen.

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