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Freigeformte Holzkonstruktion trägt die hängende Gärten vom Maggie's Centre in Leeds

(20.10.2020) Maggie's Centres sind Anlaufstellen für Krebspatienten, die von dem gemeinnützigen Maggie Keswick Jencks Cancer Caring Trust - kurz Maggie's - gebaut und betrieben werden. Maggie Keswick war wie ihr Mann, der Architekturkritiker Charles Jencks, von der positiven Wirkung von Architektur besonders auf kranke Menschen überzeugt. Viele Maggie's Centre wurden deshalb auch von namhaften Architekten entworfen - so Frank Gehry, Zaha Hadid, Richard Rogers, Sir Norman Foster.

Foto © heatherwick studio / hufton + crow 

Das 26. Maggie's Centre entstand nun in Leeds nach einem Entwurf des Architekturbüros Heatherwick Studio aus London. Für die freigeformte Holzkonstruktion holten sich die Architekten die Schweizer Free Form-Spezialisten der Blumer-Lehmann AG ins Team.

Das kleine Grundstück, das am Rande des Universitätskrankenhauses in Leeds für das Maggie's Centre vorgesehen war, hat sechs Meter Gefälle und war der letzte grüne Fleck auf dem Gelände (siehe Google-Maps). Die Architekten entwarfen hierfür ein Bauwerk aus drei ineinander verschachtelten Pavillons mit begehbaren hängenden Gärten:

Foto © heatherwick studio / hufton + crow 


Foto ©  heatherwick studio/hufton + crow
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Den Architekten war es ein Anliegen, mit der vielseitigen Bepflanzung und den natürlichen Baumaterialien ein außergewöhnliches Kraftfeld für die Besucher in ihrer schwierigen Krankheitsphase zu schaffen. Die auf verschiedenen Ebenen angeordneten Pavillons formen vor diesem Hintergrund einen einladenden offenen Innenraum, der sich zu allen Seiten mit immer neuen Perspektiven öffnet. Mit der wohnlichen Einrichtung, der integrierten Beleuchtung und den natürlichen Materialien will sich die Architektur zugänglich zeigen und die psychologischen Schwellen für die Patienten abbauen helfen.

Workshops bis zur Konstruktionsreife

Die Lage des Grundstücks direkt an der Zufahrt zur Notambulanz zwang die Planer zu einer Konstruktion mit komplett vorgefertigten Elementen, um die eigentliche Montagezeit so kurz wie möglich zu halten. Die Architekten entwarfen daher für ihr Projekt eine Struktur aus vorgefertigten Holzbau-Elementen, die mit minimaler Störung für den Krankenhausbetrieb auf einer Betonplatte montiert werden konnten. Die drei Pavillon-Kerne sollten dabei von konsolenartigen Holzfinnen umspannt werden, die das Dach tragen - was von dem Free Form-Team der Blumer-Lehmann AG übernommen wurde.

Planzeichnungen © heatherwick studio 

„Wir kamen im März 2017 zunächst zur Beratung dazu“, erinnert sich Mathias Marti, Projektleiter bei Blumer Lehmann. „Dann haben wir uns in Workshops mit den Architekten und den anderen Gewerken zusammengesetzt und den Entwurf gemeinsam bis zur Konstruktionsreife weiterentwickelt.“ Die Tragwerksplanung entwickelte das Blumer Lehmann-Team, wie schon bei vielen anderen Projekten, gemeinsam mit den Ingenieuren der SJB Kempter Fitze AG. Dabei waren die Dachgärten mit ihrer 80 cm dicken Pflanzschicht und dem geplanten Baumbewuchs am herausforderndsten.

 

Foto © heatherwick studio / hufton + crow 

Tragstruktur aus Holzfinnen und -stützen

Die Holzfinnen als prägende architektonische Elemente sollten sternförmig um die Pavillons angeordnet und mit den Wandelementen als biegesteife Ecken verbunden werden. Keine der 120 Holzkonsolen trifft im gleichen Winkel auf die Wand, so dass für jede Holzfinne ein individueller Gehrungsschnitt ermittelt werden musste. Insgesamt 240 Brettschichtholz-Elemente wurden dafür in der Schweiz gefräst. Die Pavillons mit ihren runden Ecken waren ebenfalls in den Schweizer Werkshallen in Holzrahmenbauweise vorgefertigt worden, auch die Installationen waren in den 24 Wandelementen schon integriert oder vorbereitet:

Foto © Blumer-Lehmann AG 


Foto © Blumer-Lehmann AG (Bild vergrößern)

Aus Brandschutzgründen und wegen der Materialästhetik war das Planungsteam von den ursprünglich geplanten Stahlstützen auf schlanke Holzstützen aus BauBuche, einem Buchenfunierschichtholz, umgeschwenkt; die 27 Rundstützen mit einem Durchmesser von 200 mm sind bis zu 7 m lang und wurden schon in der Schweiz mit einem Anstrich aus weißpigmentiertem Öl versehen.

Auch die freigeformten Treppen wurden von Blumer Lehmann aus Buchenholz im Werk vorproduziert. Insgesamt wurden 90 m³ Fichtenholz für die Finnen und die Wandelemente sowie 6 m³ Buche für die Treppen und die Stützen verbaut.

Nicht nur für die Architekten war es ein Privileg, für ein Maggie's Centre zu arbeiten. Auch für die Mitarbeitenden von Blumer Lehmann war das Projekt eine ganz besondere Baustelle. „Das Maggie's Centre ist mit tausend kleinen Spenden finanziert worden,“ erinnert sich Mathias Marti. „Es war beeindruckend, wie hier durch die Hilfe vieler Hände eine unterstützende Atmosphäre für Krebspatienten geschaffen wurde.“

Foto © heatherwick studio/hufton + crow 

Weitere Informationen zu freigeformten Holzkonstruktion können per E-Mail an Blumer-Lehmann angefordert werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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