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Stimmungsbild: Konjunkturelle Auswirkungen des Coronavirus auf die deutsche Bauwirtschaft

(2.4.2020) Die weltweite Zunahme an Personen, die mit dem Coronavirus infiziert sind, hat teils dramatische Auswirkungen auf verschiedene Teile der deutschen Wirtschaft. Bei einem Großteil der Bauunternehmen laufen die Baustellen wiederum noch weitgehend im Normalbetrieb - Baustellen wurden bislang nur vereinzelt stillgelegt.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) geht aktuell davon aus, dass die Hauptgefahr für die deutsche Baukonjunktur im laufenden Jahr vermutlich nicht(!) in einem deutlichen Nachfragerückgang besteht. Als Risiko wird eher angesehen, dass die Produktion gebremst werde durch

  • Probleme bei den Baustoff- und Baumaterialzulieferern,
  • Erkrankungen in den Belegschaften oder durch
  • behördliche Maßnahmen.

Eine konkrete Prognose sei derzeit laut HDB nicht möglich. Eine erste vorsichtige „Trendaussage“ ist, dass der Verband mit einer Stagnation des baugewerblichen Umsatzes im Bauhauptgewerbe gegenüber dem Vorjahr rechnet, ein reales Wachstum also außer Reichweite liegt.

Belastbare Daten erst zur Jahresmitte verfügbar

Aus Sicht der Bauindustrie ist zum jetzigen Zeitpunkt eine realistische Umsatzprognose für 2020 nur sehr eingeschränkt möglich. Die Januarwerte zu Auftragseingang und Umsatz im Bauhauptgewerbe waren mit zweistelligen nominalen Zuwachsraten noch ausgesprochen positiv. Für den Februar wird eine ähnliche Entwicklung erwartet. Die März-Werte, bei denen sich die Epidemie eventuell schon bemerkbar macht, werden aber erst Ende Mai vorliegen. Bis dahin ist der HDB auf die Einschätzungen der Lage und Erwartungen aus Reihen der Baufirmen angewiesen. Wenn sich das dort aufgezeigte Stimmungsbild bestätigt, wird sich auch die Bauwirtschaft vom aktuellen Abwärtstrend in der Wirtschaft nicht gänzlich abkoppeln können. Zumindest temporär ist mit einem Produktionsrückgang zu rechnen.

Schnellumfrage HDB (Stand: 31.3.2020)

Der HDB hat vom 24. bis zum 31. März eine eigene Umfrage unter den Mitgliedsfirmen durchgeführt. Daran haben 409 Personen teilgenommen. Die Ergebnisse vermitteln eine Momentaufnahme über die Situation in der Bauindustrie.

  • 56% haben geantwortet, dass sie durch die Auswirkungen des Corona-Virus in ihrer Leistungserbringung bereits heute behindert sind. Dabei sagt allerdings ein Großteil (62%), dass die Auswirkungen entweder neutral (20 %) oder geringfügig (42%) seien. 33 % melden eine starke und lediglich 4% eine sehr starke Einschränkung.
    Der Unterschied zur DIHK-Umfrage (siehe unten) könnte darauf zurückzuführen sein, dass beim DIHK überwiegend Kleinbetriebe an den Umfragen teilnehmen. Beim Hauptverband dürften es vermutlich vor allem Mittelständler und große Baufirmen sein.
      
  • Die größten Einschränkungen kommen durch ...
    • fehlende Materiallieferungen (39%),
    • einen hohen Krankenstand (40%),
    • behördliche Quarantäneauflagen (31%),
    • weniger Nachfrage (26%) und
    • Stornierungen (25%) zustande.
    33% berichten von Personalmangel aufgrund von Grenzschließungen. Dies betreffe besonders Mitarbeiter aus Polen.
      
  • Momentan stimmt noch positiv, dass nur 10% der gesamten Umfrageteilnehmer angeben, Anzeichen wahrzunehmen, dass öffentliche Auftraggeber Rechnungen nicht mehr zahlen würden. Als Gründe wurden überwiegend genannt, dass sich die Rechnungsprüfung verzögert und dass es kein Personal in den Behörden gibt.

Abriss der Hochstrasse in Ludwigshafen läuft weiter (Foto vom 18. März 2020) 

Blitzumfrage DIHK (27.3.2020)

Der DIHK hat zwischen dem 24. und 26. März seine zweite Blitzumfrage zu den Auswirkungen der Epidemie durchgeführt und die Ergebnisse am 27. März veröffentlicht. An der Umfrage haben 950 Baufirmen teilgenommen.

  • 87% der befragten Baufirmen gaben an, dass sie negative Auswirkungen auf ihre Geschäfte spüren. Dabei steht das Baugewerbe allerdings immer noch an letzter Stelle unter den Wirtschaftsbereichen. An erster Stelle stehen mit fast 100% das Gastgewerbe und die Reisewirtschaft. Der gesamtwirtschaftliche Durchschnitt liegt bei 92%.
      
  • 33% der befragten Bauunternehmen erwarten, dass ihr Umsatz im Gesamtjahr 2020 aufgrund der Pandemie zwischen 10 und 25% zurückgehen wird. Ferner erwarten ...
    • 11% erwarten einen Rückgang von bis zu 10%,
    • 20% einen Rückgang zwischen 25 und 50%,
    • 8% einen Rückgang von über 50% und
    • 5% keine Veränderung.
        
  • 50 % der befragten Bauunternehmen gaben auf die Frage „Welche Auswirkungen hat das Virus auf Ihre Geschäfte? (Mehrfachnennungen möglich)“ schon jetzt an, weniger Nachfrage nach den eigenen Produkten und Dienstleistungen zu spüren. Im Durchschnitt aller Branchen gaben dies 63% an. Weitere Auswirkungen waren:
    • Ausfälle durch fehlende Mitarbeiter (46%),
    • zurückgefahrene Investitionen (43%),
    • stornierte Aufträge (41%),
    • fehlende Waren und Dienstleistungen (34%),
    • Liquiditätsengpässe (33%),
    • logistische Engpässe (31%),
    • Stillstand der geschäftlichen Tätigkeit (komplett oder zu großen Teilen; 18%),
    • drohende Insolvenz (9%)
    • eigene Produktionsausfälle in Deutschland (6%).

Besonders hohe Relevanz bei den Hilfsmaßnahmen haben aus Sicht der befragten Bauunternehmen das Kurzarbeitergeld (75%) sowie Liquiditätshilfen durch Zuschüsse und Stundungen (59%). Ein wirksames Element aus Sicht der Bauunternehmen, um Liquidität im Unternehmen zu halten, sind Steuerstundungen bzw. die Anpassung der Vorauszahlungen (62%).

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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