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Skulpturale Ziegelschale mit Unterstützung von Textilbeton

(27.11.2019) Vor den Türen des Hagemeister Ziegelwerks in Nottuln zieht ein Frei­form-Pavillon aus Klinkersteinen die Blicke der Besucher auf sich. Die zusammen mit Professor Peter Böhm, Studenten der Hochschule Trier und dem Bildhauer Martin Kleppe entstandene Ziegelschale demonstriert eine neue Konstruktionsidee: Die 7 cm dicke Schale funktioniert mit ihrer weiten Auskragung dank des Einsatzes eines Carbontextils und eines Betonmörtels:

Fotos © Karl Banski 


  

Bereits seit mehreren Jahren unterstützt Hagemeister eine Stiftungsprofessur von Professor Peter Böhm und seine Studenten an der Hochschule Trier. Im Rahmen von gemeinsamen Workshops und Exkursionen ins Klinkerwerk sind bereits einige Ideen und Produkte verwirklicht worden - eine dieser Ideen ist der Klinkerpavillon.

Inspiriert von der Arbeit bedeutender Architekten, wie Frei Otto und Eladio Dieste, war die Grundform des Pavillons schnell gefunden. Daraufhin wurde ein Modell entwickelt, um das Zusammenwirken von Ziegeln und Textilbeton zu untersuchen. „Wir haben uns für einen Entwurf entschieden, der die Stärke des Klinkers am meisten unterstützt und von uns Studierenden am besten umsetzbar ist“, sagt Christoph Heib, verantwortlicher Architekturstudent. Das Besondere an der Sache: Die Konstruktion misst insgesamt nur eine Materialstärke von etwa 7 cm Dicke.

Die tragfähige, dünne Schale wird rein äußerlich als reine Ziegelschale wahrgenommen. Das Carbontextil sowie der Betonmörtel bleiben im Inneren verdeckt. Der Vorteil der besonderen Kombination dieser Baustoffe liegt für Martin Kleppe, Bildhauer und Lehrbeauftragter, auf der Hand: „Das Carbontextil korrodiert nicht und man kann damit sehr schlanke Schalentragwerke bauen. Diesen Hochleistungsbeton haben wir mit dem hochfesten Baustoff Klinker kombiniert, der sehr große Drucklasten aufnehmen kann und witterungsbeständig ist. Auch in den nächsten Jahrzehnten wird die Klinkerschale an Schönheit und Qualität nichts einbüßen.“

Die Optik einer „einfachen“ Ziegelschicht wird durch die Verwendung eines Spaltklinkers mit rund 3 cm Materialstärke bewahrt. Seine Rippenstruktur im Inneren bietet sich als Oberflächenvergrößerung an, um die Ziegelschicht möglichst fest mit der Mörtelschicht der Konstruktion zu verbinden. Die Spaltklinker wurden nach statistischen Berechnungen mit einer Kreuzfuge sowie einem komplexen Fischgrätverband vermauert.

Mehrere Laborversuche mit Versuchsplatten veranschaulichten die Druck- bzw. die Zuglasten, die auf den Ziegel und das Textil treffen können. So kann diese Konstruktion bis zu 186 Tonnen zentriert auf den Punkt aushalten. „Der Pavillon ist so konstruiert, dass die statischen Kraftlinien der Form nachgeben. Die Auskragung lässt die Zugkräfte, die in dieser Konstruktion auch möglich sind, sichtbar werden“, weist Professor Peter Böhm auf die besondere Formgebung hin.

Weitere Informationen zu Kunst am Bau mit Ziegeln können per E-Mail an Hagemeister angefordert werden.

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