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Zwischenbilanz: Wie dauerhaft sind textilbewehrte Brücken?

(27.11.2019) Neue Bauverfahren werden zunächst immer kritisch beäugt. Eine der häufigsten Fragen lautet naturgemäß: „Wie dauerhaft ist das System?“ oder einfacher gesagt: „Hält das Ganze auch 100 Jahre lang?“ So müssen sich auch glasfaser- und carbonbewehrte Brücken dieser Frage stellen. 2010 wurde eine der ersten in Albstadt errichtet (siehe Google-Maps) - fast zehn Jahre später wurde eine Zwischenbilanz gezogen.

alle Fotos © Solidian 

In Albstadt-Lautlingen auf der Schwäbischen Alb war eine alte Fußgängerbrücke aus Stahlbeton in die Jahre gekommen. Sie wies nicht nur optische Mängel auf - wie zum Beispiel Rostfahnen -, sondern stellte für den Straßenverkehr auch ein Risiko dar. So fielen beispielsweise Betonfragmente auf eine Bundesstraße, die unter der Brücke verlief.

Die alte Brücke musste also demontiert und durch eine neue ersetzt werden. Da in dieser Gegend die Textilindustrie eine lange Tradition hat, ließ sich die Gemeinde Albstadt für textilbewehrten Beton begeistern. Als dann noch eine Machbarkeitsstudie zu dem Ergebnis kam, dass es durchaus möglich sei, die 97 m lange Brücke mit Hilfe von Glasfaserbeton zu errichten, waren die Würfel für das neuartige Bauverfahren gefallen.

Da das Bauen mit glasfaserbewehrtem Beton damals noch nicht besonders erprobt und eine Zulassung im Einzelfall (ZiE) erforderlich war, bewiesen die Verantwortlichen gleich auf zwei Wegen, dass die Brücke den Belastungen standhält: rechnerisch und durch umfangreiche Bauteilversuche.

Um nun den aktuellen Zustand der Brücke richtig einschätzen zu können, ist es sinnvoll, einen Blick auf die verwendeten Materialien, die Konstruktionsdetails und die Bauteilversuche zu legen.

Textile Bewehrung

Der Einsatz von textilbewehrtem Beton war (und ist immer noch) für Brückenbauten etwas Besonderes. Doch diese Bauweise hat einen großen Vorteil - nämlich die fehlende Korrosionsanfälligkeit der nichtmetallischen Bewehrung. Bei der Brücke in Lautlingen bedeutete dies, dass die Betonüberdeckung auf nur 1,5 cm reduziert werden konnte. Bei einem vergleichbaren Stahlbetonbau wären mindestens 5 cm Überdeckung erforderlich gewesen. Ferner konnte durch die Kombination von textilbewehrtem Beton mit einer Vorspannung ohne Verbund eine Schlankheit von 1:35 erzielt werden, die für Betontragwerke allemal außergewöhnlich ist.

Beton

Im Gegensatz zur üblichen Brückenbauweise, bei der auf die Betonoberfläche noch eine Schicht Asphalt zum Korrosionsschutz der Stahlbewehrung aufgetragen wird, ist diese bei dem Projekt in Lautlingen nicht erforderlich. Aus diesem Grund wurde eine Betonrezeptur gewählt, die recht hohen Anforderungen an die Oberflächenqualität sowie die Verarbeitbarkeit gerecht wird und außerdem in die Betonfestigkeitsklasse C50/60 fällt.

Erschwerend kam in Albstadt hinzu, dass aufgrund vergleichsweise strenger Winter mit hohen Schneemengen große Mengen an Tausalzen zu erwarten sind. Zudem wird die Brücke im Winter regelmäßig mit einem Schneeräumfahrzeug von Schnee befreit. Für die Planer der Brücke bedeutete dies gleich zweierlei: Sie mussten einerseits den mechanischen Abrieb des Schneepflugs berücksichtigen und andererseits dafür sorgen, dass der Beton der Expositionsklasse XF4 gerecht wird. Hinsichtlich des Abriebs gingen die Planer auf der sicheren Seite liegend davon aus, dass sich in 80 Jahren die Betonoberfläche aufgrund mechanischer Einwirkungen um einen Zentimeter reduziert.

Zustand der Brücke 2019

Nico Köllnick, der bei der Breinlinger Ingenieure Hoch- und Tiefbau GmbH angestellt ist, hat 2019 im Auftrag der Stadtverwaltung Albstadt die Brücke nach DIN 1076 geprüft. Er attestiert der Brücke nach fast zehn Jahren Nutzung einen sehr guten Zustand. So habe beispielsweise der Einsatz von Tausalz der Brücke bis heute nicht geschadet: Die Oberfläche des Gehweges sei tadellos, genauso wie die Stabilität des gesamten Bauwerks.

Weitere Informationen zu Brücken aus Carbonbeton können per E-Mail an Solidian angefordert werden.

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