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Passt das? Modernes Mehrfamilienhaus in Holzbauweise im Weimarer Jugendstil-Viertel

(21.11.2019) Die denkmalgeschützte Westvorstadt gehört zu den schönsten Wohnvierteln von Weimar. In exponierter Lage und umgeben von Jugendstilvillen entstand hier (siehe Google-Maps) 2017 ein modernes Mehrfamilienhaus in Holzrahmenbauweise - ohne Retro-Design, nicht anbiedernd und doch nicht störend. Entworfen hat es das Architektur- und Ingenieurbüro KOOP:

alle Fotos, falls nicht anders ausgewiesen © Jörg Bleicher 

Das viergeschossige Wohnhaus kommt pro Etage auf eine Wohnfläche von ca. 120 m² - wobei das oberste Staffelgeschoss mit Ateliercharakter eine geringere Grundfläche aufweist. Diese Gliederung ist seit Gründung der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule ortstypisch und wurde von den Architekten bewusst übernommen. Weitere räumliche Anpassungen an die Umgebung sind neben dem Ateliergeschoss auch die Gebäudehöhe, die heterogene Fassadengestaltung sowie die Fenster aus Nussbaumholz.

Charakteristisch sind auch die Auskragungen und Vorsprünge, die wie eine moderne Antwort auf die benachbarten Jugendstilbauten mit Türmchen und Erkern wirken. Die raumhohen Verglasungen sowie das farblich abgesetzte Treppenhaus aus Sichtbeton demonstrieren die besondere Gestaltqualität des Gebäudes. Zum Schutz vor Feuer und aus Gründen der Energieeinsparung ist es vom beheizten Holzbau völlig entkoppelt und bietet durch einen Aufzugschacht den barrierefreien, im Erdgeschoss sogar den rollstuhlgeeigneten Zugang zu den Wohnungen.


  

Die Grundriss sind offen gestaltet - mit großzügigen Eingangsdielen und Wohnräumen sowie integrierter Küche mit Essplatz. Über drei Balkone auf den ersten Etagen sowie zwei Dachterrassen im Ateliergeschoss können die Bewohner außerdem den Blick über den Garten genießen,

Schlanke Außenwände, kurze Bauzeit

Trotz eines höheren Planungsaufwandes gegenüber einer konventionellen Bauweise haben sich die Architekten und Bauherren für den Holzrahmenbau entschieden. Als nachwachsender Rohstoff steht er für zeitgemäßes Bauen und ist gemessen an den kurzen Transportwegen, dem geringen Eigengewicht und der energie- und klimaneutralen Verarbeitung ökobilanziell interessant. Heute sind die Vorteile des Holzbaus kaum mehr von der Hand zu weisen: Holz bindet nicht nur Kohlenstoff langfristig; die Bauweise empfiehlt sich insbesondere auch für die Nachverdichtung, weil mit verhältnismäßig schlanken Wandaufbauten gearbeitet werden kann. Bei dem Weimarer Mehrfamilienhaus entstanden bei einer 31 cm schlanken Außenwandkonstruktion Grundrisse zwischen 120 und 123 m² – das wäre mit einem vergleichbar wärmegedämmten Massivbausystem in dieser Baulücke nicht umsetzen können.

Durch die industrielle Vorfertigung der großformatigen Holzbauteile (hier: 3 x 12 m) stand der Holzrohbau in Weimar innerhalb von drei Wochen. Für Nachbarn und Anwohner bedeutet dies eine geringere Schmutz- sowie Lärmbelästigung.

Aufrichten des Holzbaus durch die Holzbau Pfeiffer GmbH aus Remptendorf (Bild: KOOP Architekten und Ingenieure) 

Sonderpreis Holzbau

Für das zukunftsfähige Bauen erhielt das Mehrfamilienhaus in der nördlichen Wilhelm-Külz-Straße (Google-Maps) 2017 den Sonderpreis Holzbau des Thüringer Staatspreises für Ingenieurleistungen. Laut Jury wurden „bei diesem Baukörper Nachhaltigkeit und Ökologie konsequent umgesetzt“, da „nicht nur alle tragenden und aussteifenden Teile aus Holz sind, auch die eingebrachte Dämmung besteht folglich aus ökologischer Holzfaserdämmung.“

 Der Holzrahmenbau wurde in einem Raster von 62,5 cm aus Konstruktionsvollholz erstellt und mit flexiblen Holzfaserdämmmatten ausgefacht. Nach außen wird der Wandaufbau durch eine Dampfbremse, eine Holzfaserdämmplatte als Putzträger und einem zweischichtigen Putzsystem abgeschlossen. Nach innen bildet eine zum Teil sichtbare Brettsperrholzplatte den Abschluss:

Dämmen mit Holz

Als Dämmmatte und Putzträgerplatte wurden die Produkte Thermoflex und Thermowall NF von Gutex verwendet. Die Dämmstöffe aus Schwarzwälder Tannen- und Fichtenholz werden aus nachhaltiger Forstwirtschaft gewonnen und gelten daher als baubiologisch vorteilhafte Alternative zu Fassadendämmstoffen aus Polystyrol oder anderen Kunststoffen.


  

Die Holzfaserdämmmatte Thermoflex gilt als verarbeitungsfreundlich: Sie lässt sich leicht in die Holzrahmenkonstruktion einklemmen und verursacht beim Zuschnitt vergleichsweise wenig Staub. Sie wird mit einer Wärmeleitfähigkeit (λ) von 0,036 W/mK ausgewiesen. Außerdem kann sie bis zu 15% des Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen kann.

Das Mehrfamilienhaus in Weimar liegt ganz in der Nähe der gepflasterten und vrecht viel befahrenen Humboldtstraße und ist somit höheren Schallpegeln ausgesetzt. Durch die Verwendung von Holzfaserdämmstoffen konnte überdies der Schallwiderstand der Außenbauteile verbessert und die Lärmbelastung in den Wohnräumen deutlich reduziert werden.

Weitere Informationen zu Thermoflex und Thermowall NF können per E-Mail an Gutex angefordert werden.

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