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Krone für Offenburgs BIZZZ mit Reminiszenzen an die 1950er und 1960er Jahre

(1.11.2019) Die Stadt Offenburg hat ein neues architektonisches Highlight. Mit der Eröffnung des BIZZZ wurde die große städtebauliche Maßnahme am Kronenplatzareal abgeschlossen (siehe Google-Maps). Die außergewöhnliche Fassade des Bürogebäudes setzt dabei dem Gelände sprichwörtlich „die Krone auf“. Freyler Metallbau aus Kenzingen hat die auffallende Außenhülle technisch entwickelt und realisiert.

falls nicht anders ausgewiesen alle Fotos © Freyler 

Als erste Idee für das Gebäude konzipierten der Bauherr Thomas Gantner, geschäftsführender Gesellschafter der Hurrle Fonds GmbH & Co. KG und sein Projektleiter Olivier Forschle, das BIZZZ als Bauinformationszentrum. Im Zuge des Architekturwettbewerbs entwarf das Architekturbüro Müller + Huber aus Oberkirch einen 2.000 m² großen, fünfgeschossigen Büroquader mit einer vorgesetzten Fassadenstruktur.

Das Leitkonzept dahinter entwickelte maßgeblich Dr. Matthias Stippich von Echomar / Architekturbüro Müller + Huber: „Das BIZZZ befindet sich in direkter Nachbarschaft zu sehr prominenten Gebäuden – dem Burda Gebäude und dem Burda-Hochhaus. Beide stammen aus der strukturalistischen Architektur der 1950er und 1960er Jahre. Diese wurde von uns neu interpretiert und in unsere heutige Zeit versetzt.“

Zeichnung © ECHOMAR-Kollektiv für angewandte Baukunst 


Foto © ECHOMAR-Kollektiv für angewandte Baukunst
  

Auch die Stadt Offenburg begrüßte das Konzept: Direkt am Stadteingang, an der Hauptzufahrtsstraße gelegen, sollte ein besonderes Gebäude erstellt werden, das mit seiner Neuinterpretation zum Bestehenden passt. Entstanden ist ein Neubau mit einer besonderen Fassade: Dünne, weiße Aluminiumstreben ranken sich rund um das Gebäude.

Stefan Gauss, Geschäftsbereichsleiter bei Freyler Metallbau, begrüßt, dass man bereits ab dem Zeitpunkt der Planung als Partner hinzugezogen wurde: „Gemeinsam suchten wir Antworten auf die Fragen: Wie realisieren wir eine solche Fassade? Aus welchem Material soll sie sein?“. Expertise für Sonderlösungen und Ingenieur-Know-How hat der Planungs- und Baupartner bereits bei anderen großen Bauprojekten auf dem Kronenplatz bewiesen: Das Gesundheitszentrum oder auch das B&B Hotel sind mit Glas-Alu-Fassaden von Freyler Metallbau ausgestattet.

Gemäß der Statik: Hängen statt stellen

Besonders anspruchsvoll waren die Überlegungen zur Statik. Dr. Matthias Stippich erzählt: „Da die Streben sehr schmal sein sollten, konnte die Fassade nicht aufgestellt werden. Für die filigrane Struktur gab es somit nur eine Lösung: vor den Neubau hängen.“ Hierfür wurde sie mit ihrer gesamten Gewichtslast jeweils an der obersten Deckenkante mit massiven Stahlträgern rund um das Gebäude herum aufgehängt. „Es sollte so wenig Gewicht wie möglich in die oberste Deckenstirn eingeleitet werden, daher entschieden wir uns für Aluminium“, so Matthias Stippich.

Die Materialbewegungen im Sommer und im Winter galt es ebenfalls zu beachten. Stefan Gauss erinnert sich: „Wir mussten einkalkulieren, dass bei Aluminium etwa 40 mm Bewegungen auszugleichen sind. Hierfür ragen Stahlschwerter aus dem Bodenfundament, an denen die ankommenden Streben angebunden sind und somit ausreichend Bewegungsspielraum haben.“

Gemeinsam erörterten die Projektpartner auch die Frage, wie die zusammenhängende Fassadenstruktur um die Gebäudeecken herum ausgeführt wird. Hierfür kam die neue Technik des 3D-Drucks zum Einsatz. Anschaulicher als in Skizzen konnten so die Biegungen der Profile dargestellt und verschiedene Ideen ausprobiert werden. Denn je nach Betrachtungsweise verändert sich die Struktur: Vor allem aus der Frontale überzeugt das Filigrane, geht oder fährt man am Gebäude vorbei wirkt sie in der Tiefe präsenter.

Der hochwertige Bürokomplex selbst ist ein dunkler Glasbaukörper in Betonskelettbauweise. Für die eigentliche Fassade wählte man eine klassische Pfosten-Riegel-Kon­struktion von Raico, die im Deckenbereich getrennt, eingeschossig angebracht ist. Hochwärmegedämmtes, raumhohes Sonnenschutzglas sorgt für einen rundum freien Blick auf das Kronenareal.

Für zusätzliche Sonnenschutzraffstores ist ein Sonnenschutzkasten in der Verblendung vor der Deckenstirn angebracht. In dieser Unterkonstruktion befinden sich auch die Befestigungselemente des Aluminiumgeflechts. So wurde das optische Erscheinungsbild eines geschlossenen Glas-Kubus sichergestellt. Nur wo sich Treppenhaus und Versorgungsschächte befinden, ist eine dunkle, genietete Alucobond-Fassade angebracht, die ebenfalls von Freyler Metallbau geplant und ausgeführt wurde.

Highlight aus Hell und Dunkel bei Tag und bei Nacht

Tagsüber hebt sich dadurch das weiße, vorgesetzte Fassadengeflecht sichtbar vom dunklen Gebäude ab. Nachts wird es zum absoluten Highlight: Eine in das Geflecht eingearbeitete LED-Beleuchtung bringt die weiße „Krone“ zum Strahlen - siehe Bilder auf der Projekt-Seite der Hurrle Beteiligungs GmbH & Co. KG . Hierfür arbeitete Freyler Metallbau bereits vorab eine Nut in die Aluminiumprofile ein, so dass anschließend die LEDs nur noch eingeklipst wurden. Die Beleuchtung beeinträchtigt damit nicht die filigrane Erscheinung, sondern setzt sie gekonnt in Szene.

Präzision auch bei der Bauausführung

Während der Bauphase gab es für alle Beteiligten spannende Momente: Der komplexe Aufbau der Fassadenelemente erforderte bereits bei der Vorfertigung im Freyler Werk hohe Präzision. Ähnlich einem Puzzle galt es anschließend, die einzelnen Teile des Geflechts auf der Baustelle zusammenzustecken.

Innerhalb einer zwölfmonatigen Bauzeit wurde das Gebäude verwirklicht. Inzwischen haben die Mieter ihr neues Quartier bezogen. Neben einem Deli-Café im Erdgeschoss bewohnen verschiedene Ingenieurbüros und Dienstleister das zum Businessinformationszentrum umbenannte BIZZZ.

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