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EY-Parthenon Hochbauprognose: Hohes Auftragsniveau sorgt auch 2019 für Wachstum

(6.5.2019) Der deutsche Hochbau kann 2019 mit einem Wachstum von 2,3% rechnen. Das liegt im Wesentlichen an dem aktuellen Nachfrageüberhang, der auch in den Folgejahren noch positive Auswirkungen haben wird - zu diesem Schluss kommt die Hochbauprognose 2019 der Strategieberatung EY-Parthenon.

2018 wuchs der Hochbau noch preisbereinigt um 2,9% auf ein Marktvolumen von 239,5 Mrd. Euro. Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung war nach wie vor der Wohnungsbau (+3,3%) - wobei hier der gewerbliche Geschosswohnungsbau (+4,4%) deutlich stärker wuchs als der Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern (+3,0%). Darüber hinaus wurde das Wachstum durch eine solide Steigerung im Nichtwohnungsbau (+2,0%) unterstützt. Auch ist das Volumen neuer Baugenehmigungen in allen Segmenten gestiegen.

Über die positive Entwicklung des Auftragsbestands hinaus, sollte der Hochbau in Deutschland auch in den nächsten Jahren dank vorteilhafter Finanzierungsbedingungen und aufgrund des Wohnungsdefizits in Ballungszentren weiter wachsen - wenn auch mit einer leicht abflachenden Wachstumsdynamik: „Der Hochbau kann den aktuellen Auftragsüberhang auch aufgrund von Kapazitätsengpässen nicht schneller abarbeiten“, erläuterte Axel Schäfer, einer der für den
Bausektor zuständigen EY-Parthenon-Partner.

Bau- und Kaufpreissteigerung deutlich über Inflation

Bereits seit 2014 steigen Baupreise deutlich stärker als die allgemeinen Verbraucherpreise. Dieser Trend hat sich 2018 noch einmal verstärkt: So erhöhten sich die Preise für Neubauten um 4,4% bis 4,5%, (Vorjahr 3,0 bis 3,3%) während Renovierungen im Schnitt um 4% teurer wurden.

„Angesichts des wachsenden Auftragsbestands ist auch in den kommenden Jahren mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen“, sagte Dr. Björn Reineke, Partner von EY-Par­thenon. Insbesondere in Ballungsräumen ziehen die Immobilienpreise weiter an und sorgen damit auch für eine sinkende Mietrendite.

Kapazitätsgrenzen erreicht

Obwohl die Anzahl der Beschäftigten im Baugewerbe seit 2012 um über 5% gesteigert werden konnte, sehen sich viele Bauunternehmen aufgrund der kontinuierlich hohen Nachfrage immer wieder mit Kapazitätsengpässen konfrontiert. Die Kapazitätsauslastung stieg seit 2016 kontinuierlich an und hat im vierten Quartal 2018 die 80%-Grenze überschritten. Sogar während des Baubooms nach der deutschen Wiedervereinigung war die Auslastung mit rund 70% deutlich geringer. Viele Unternehmen sind nicht mehr in der Lage, neue Aufträge in einer angemessenen Zeit abzuarbeiten. Entsprechend erhöhte sich die Reichweite des Auftragsbestands im Jahr 2018 abermals auf teilweise deutlich über 4 Monate.

Der Fachkräftemangel stellt ein wachsendes Problem im Baugewerbe dar. Die Entwicklung wesentlicher Indikatoren im vergangenen Jahr deutet auf eine Verschärfung dieses Engpasses hin. So gingen beispielsweise allein 2017 geschätzt 15.500 Facharbeiter in den Ruhestand. Aus dem aktuellen Arbeitsangebot ist diese Bedarfslücke nicht zu schließen: Die Zahl der arbeitslosen Facharbeiter im Hochbau- und Ausbaugewerbe sank seit 2011 um 40%. Gleichzeitig stiegen die Vakanzzeiten offener Stellen immer weiter an. Im Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik dauerte die Besetzung einer offenen Stelle durchschnittlich 183 Tage, 27 mehr als im Vorjahreszeitraum.

Produktivitätssteigerung als Lösung

Das deutsche Baugewerbe kann den existierenden Kapazitätsengpass auch über Produktivitätssteigerungen angehen. Im europäischen Vergleich gehört das deutsche Baugewerbe zwar zur Gruppe der fünf produktivsten Nationen. Der Abstand zur Spitzengruppe aus den Niederlanden, Belgien und Dänemark deutet aber auf Steigerungspotenziale hin: Die europäischen Produktivitätsführer sind um 30 bis 50% produktiver und steigern diese Produktivität auch schneller als das deutsche Baugewerbe.

Neben der klassischen Optimierung der operativen Kernprozesse sieht die Strategieberatung EY-Parthenon insbesondere Verbesserungspotentiale in neuen Produktionsverfahren durch ...

  • modulares / elementbasiertes Bauen und
  • Digitalisierung.

Während das traditionelle Bauen durch dezentrale Planung und Produktion auf der Baustelle gekennzeichnet ist, ermöglicht modulares / elementbasiertes Bauen eine zentrale Planung und Vorfertigung in der Produktionshalle, die auf der Baustelle nur noch die Endmontage erfordert. Je nach Gewerken und Bauteilen soll dadurch eine Zeiteinsparung von circa 30-50% erreicht werden können, was in einem typischen Bauprojekt einem Zeitgewinn von circa 2-5 Monaten entspricht.

Zusätzlich kann die Modularisierung zur Verringerung der Gesamtkosten von circa 5-10% führen. Aktuell ist der Anteil dieser Form des Bauens allerdings noch gering.

„Das Baugewerbe hat bei der Digitalisierung im Vergleich zu anderen Branchen noch viel Aufholpotenzial“ stellt EY-Parthenon-Partner Volkmar Schott fest. Vorreiter seien Banken und Versicherungen sowie die Informations- und Kommunikationsbranche, nur der Handel und der allgemeine Dienstleistungssektor liegen knapp hinter dem Baugewerbe. Eine weitere Digitalisierung über alle Gewerke hinweg und die Verbesserung der elektronischen Unterstützung von Arbeitsprozessen könnte die Produktivität der Branche deutlich steigern. „Die Digitalisierung erlaubt dem Hochbau Kosteneinsparungen durch höhere Effizienz, zusätzliche Prozesssicherheit und die deutliche Verkürzung der Bauzeit“, sagte Axel Schäfer.

Die komplette Hochbaustudie kann per E-Mail an EY-Parthenon angefordert werden.

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