Verursacher von Bauschäden: Schuldig sind die anderen
(31.10.2018) Fehler sind menschlich und werden wohl immer im Bauprozess unvermeidbar sein. Allerdings ist angesichts von Fehlerkosten in Höhe von 14,9 Mrd. Euro, die BauInfoConsult für 2017 ermittelt hat (siehe Beitrag vom 13.9.2018), die Frage zulässig, wer am meisten für die Entstehung von Fehlerkosten verantwortlich ist - bzw. verantwortlich gemacht wird. BauInfoConsult hat dazu Ansichten der jeweiligen Berufsgruppen am Bau gesammelt. Dabei kann man sich kaum des Eindrucks erwehren, dass jede Berufssparte gerne mit dem Finger auf die anderen Akteure zeigt.
Viele der in der BauInfoConsult-Studie befragten 150 Bauunternehmer beispielsweise schieben den Schwarzen Peter insbesondere den Architekten zu: Jeder dritte Bauunternehmer (35%) sieht vor allem die Planer Fehlerkosten verursachen. Allerdings räumen 31% der Bauunternehmer ein, dass auch ihre eigenen Fachkollegen für Fehlerkosten verantwortlich sind.
Jeder vierte telefonisch befragte Bauunternehmer sieht darüber hinaus auch die Behörden (zu 25%) sowie die öffentlichen Bauherren (23%) als ausschlaggebende Fehlerkostenquelle an. Überraschenderweise kommen die Kollegen aus den anderen Handwerksgewerken bei dieser Frage eher gut weg: nur jeder zehnte Bauunternehmer (11%) kann die Fachhandwerker als primäre Fehlerkostenverursacher identifizieren.
Jedoch ist dies nur ein Blickwinkel im Fehlerkostenkomplex: BauInfoConsult hat in der Jahresanalyse 2018/2019 auch den Architekten, Malern & Trockenbauern sowie SHK-Profis die gleiche Frage zur Verantwortlichkeit von Fehlerkosten gestellt. Das Ergebnis ist für die „Schwarze-Peter-Haltung“ in der Branche bezeichnend: die Mehrheit der Architekten schiebt ihrerseits die Entstehung von Fehlerkosten ausgerechnet den Bauunternehmen in die Schuhe. Die Maler & Trockenbauer sehen hingegen insbesondere die Architekten als Hautverursacher von Fehlerkosteninfernos, während viele SHK-Installateure mit dem Finger auf die Bauunternehmen zeigen.
Hier entsteht der Eindruck, dass viele Bauakteure beim Thema Fehlerkosten die eigene Verantwortung gerne auf die anderen am Bau beteiligten Parteien schieben. Jedoch gibt es hier eine Ausnahme: Behörden und Aufsichtsorgane. Diese beiden Akteure schneiden bei keinem befragten Bauakteur positiv ab.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Tagungsband Immobilienbewertung und Sachverstand am Bau 2019 (23.6.2019)
- Typische Bauschäden erkennen, bewerten, vermeiden und instand setzen (7.4.2019)
- HÜV 2.0 - Neues Vertragswerk zur Haftungsübernahme seit der ISH 2019 (31.3.2019)
- BSB-Bauschadensbericht: Bauschadensfälle in 10 Jahren um knapp 90% gestiegen (6.11.2018)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- BauInfoConsult: „Baubranche verursacht 14,9 Mrd. Euro Fehlerkosten in 2017“ (13.9.2018
- Studie zum Thema Bauschäden durch Klimawandel von VHV Bauforschung (10.9.2018)
- 310 Seiten und 106 Abbildungen zu Schäden an elastischen und textilen Bodenbelägen (15.8.2018)
- Fiskus beteiligt sich nicht an Baumängeln (Bauletter vom 29.7.2018)
- Die häufigsten Baufehler vom Spatenstich bis zur Fertigstellung auf 361 Seiten (29.7.2018)
- Beiträge der EIPOS-Sachverständigentage 2018 zur Immobilien- und Bauschadensbewertung (24.6.2018)
- ZVKKW-Broschüren zu den neuen Gewährleistungs-Regeln für Aus- und Einbaukosten (13.5.2018)
- Studie: Wie Menschen Schäden an Bauwerken wahrnehmen (25.6.2017)
siehe zudem:
- Bauschäden auf Baulinks
- Literatur / Bücher über Innenausbau bei Amazon