Deloitte-Studie: Deutsche wollen smarter wohnen
(18.6.2018) Das Smart Home gilt bereits seit einigen Jahren als der Standard von morgen – umso mehr, da viele Komponenten bereits seit geraumer Zeit Realität sind. Für den vielleicht entscheidenden Impuls sorgten schließlich iPhone und iPad - siehe auch Bauletter-Editorial „Vom Smartphone zum Smart Home“ vom 4.1.2017.
Inzwischen sind die Erwartungen an die Wachstumspotenziale bemerkenswert hoch. Tatsächlich hat sich das Smart Home „in den Köpfen“ bereits vielfach etablieren können, und das Interesse wächst. Aber auch die Skepsis steigt: Wie der aktuelle Deloitte Smart Home Consumer Survey zeigt, sind insbesondere die Bedenken im Hinblick auf Datenschutz und -sicherheit nicht geringer geworden. Die Bereitschaft zum Teilen von Daten nimmt dennoch zu. Unabhängig davon sind die Erfahrungen der Anwender mehrheitlich gut bis sehr gut. Besonders gefragt bzw. verbreitet sind vernetzte Lautsprecher sowie smarte Schalter und Steckdosen. Hausnotrufsysteme genießen ebenfalls eine hohe Akzeptanz im Markt.
Generell stehen Komfort und Sicherheit an erster Stelle bei den Nutzungsgründen. Gesteuert werden die entsprechenden Systeme - bei denen die Mehrheit offene Plattformen gegenüber geschlossenen eindeutig vorzieht - überwiegend per Smartphone und App.
„Von einem Boom zu sprechen, wäre gleichwohl noch verfrüht, aber die Verbreitung von Smart Home-Komponenten nimmt zu. Insgesamt steigen Akzeptanz und Interesse, wenn auch im Hinblick auf sensible Bereiche wie etwa Türschlösser noch Vorbehalte existieren. Der Kenntnisstand ist bei nahezu allen Altersgruppen deutlich gestiegen“, konstatiert Dr. Gunther Wagner, Director Technology bei Deloitte.
Smart Home-Komponenten werden immer interessanter
Rund 13% der Haushalte in Deutschland haben heute einen smarten Lautsprecher, 6% einen Reinigungsroboter – und 14% immerhin einen Mediaserver. Andere Devices und Systeme bewegen sich zwischen vier und fünf Prozent Verbreitung. Das grundsätzliche Interesse an der Anschaffung beläuft sich jedoch durchgehend auf 20 bis 30%. Insgesamt ist die Verbreitung smarter Devices für das Zuhause in den letzten drei Jahren deutlich gestiegen, bei Lautsprechern, Leuchten und Thermostaten um 50 bis 67%. Hausnotrufsysteme hingegen stagnieren, Mediaserver legten nur um acht Prozent zu.
Wer es hat, der liebt es
Mehr als die Hälfte der Nutzer von Smart Home-Systemen ist laut Studie zufrieden. Immerhin 87% verwenden sie regelmäßig, vor allem Verbraucher zwischen 25 und 45 Jahren. Im Vordergrund steht dabei der Wunsch nach mehr Komfort (56%) und nach zusätzlicher Sicherheit (49%). Im Hinblick auf smarte Heizthermostate spielt natürlich auch der Kostenaspekt eine substanzielle Rolle (38%). In den letzten Jahren sind den Verbrauchern offensichtlich immer mehr Gründe und Anlässe eingefallen, sich für Smart Home-Komponenten zu erwärmen - was auf einen insgesamt höheren Informationsstand schließen lässt. So spielt jetzt auch das Motiv Umwelt eine stärkere Rolle (20% der Nennungen).
Vorbehalte bei Kosten und Sicherheit
Skeptiker gibt es vor allem im Hinblick auf den Datenschutz und die Sicherheit der übermittelten Informationen. Für genau ein Drittel ist das ein Grund, Smart Home-Lösungen links liegen zu lassen. Übertroffen wird die Sicherheits- nur von der Kostenfrage: 38% finden die Systeme zu teuer, jedoch sank die Zahl der Nennungen um sechs Prozentpunkte gegenüber 2015. 22% finden die Technologie noch zu wenig ausgereift, für 15% ist die Installation zu kompliziert: eine Zunahme um drei Prozentpunkte. Gestiegen ist ebenfalls die Befürchtung einer zu komplexen Bedienung.
Bereitschaft zum Datenteilen nimmt zu
Die Datensicherheit ist entscheidend – und obwohl die allgemeine Skepsis weiterhin groß zu sein scheint, sind mehr Menschen bereit, ihre Daten zu teilen. Waren 2015 noch 57% zu keinerlei Kompromissen bereit, sind es jetzt nur noch 52%. Dafür würden 14% in jedem Fall, 34% unter bestimmten Bedingungen teilen (2015: 12 bzw. 31%). Die Jungen zeigen sich erwartungsgemäß offener als die Älteren. Dabei vertrauen auch sie eher Anbietern aus der Consumer Electronics- und Telekommunikationsbranche als den großen Internetfirmen.
Steuerung: Touch schlägt Sprache – noch
Die zentrale Steuereinheit für Smart Home-Komponenten ist das Smartphone - und nahezu nur das Smartphone, denn Tablets, Laptops oder andere Alternativen werden kaum präferiert. Trotz genereller Aufgeschlossenheit zeigen sich die Nutzer auch in puncto Sprachassistenten zurückhaltend: Bevorzugt werden eindeutig noch Apps im Verbindung mit Touch-Steuerung.
Offene Plattformen bevorzugt – mieten nicht attraktiv
Geschlossene Systeme „aus einer Hand“ haben insbesondere bei der Handhabung ihre Vorteile - werden aber nur von älteren Nutzern geschätzt. Alle anderen bevorzugen offene Plattformen mit der Möglichkeit, das Smart Home nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Immerhin 71% ist das wichtig oder sogar sehr wichtig – insbesondere in der Altersgruppe 18 bis 44 Jahre.
Konservativer zeigen sich die Studienteilnehmer bei der Frage nach Kauf oder Miete: Für ganze zwei Drittel kommt nur der einmalige käufliche Erwerb infrage, nur 14% können sich ein Abonnement oder ein anderes gebührenbasiertes Modell vorstellen. Dabei zeigen sich die Älteren etwas weniger ablehnend als jüngere Verbraucher.
„Die Studie liefert einige sehr wichtige Erkenntnisse – zum Beispiel, dass eine ausschließliche Fokussierung auf Mietmodelle ebenso wenig erfolgversprechend ist wie das Angebot kompakter, geschlossener Systeme ohne individuelle Erweiterungsoptionen. So könnten Consumer Electronics-Hersteller zum Beispiel attraktive Bundles entwickeln, TK-Firmen ihre Connectivity-Kompetenzen ausspielen oder Energieversorger ihre große Kundenbasis für die Vermarktung nutzen. Wichtig ist immer der Datenschutz: Hier müssen vor allem die Internetunternehmen Vertrauen schaffen“, resümiert Wagner.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Deloitte Smart Home Studie 2018 (direkter PDF-Download)
- Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
- Was kostet ein Smart Home? (15.8.2019)
- Studie: Nur wenige Smart Home-Nutzer rufen das volle Potenzial ab (15.8.2019)
- Anzahl der Bluetooth-Geräte im Smart Home verdoppelt sich bis 2023 (14.8.2019)
- Elektroinstallationsmaterial: Umsatzrückgang 2017, positive Prognose für 2018 (11.1.2019)
- Überarbeitung der Richtlinienreihe VDI 3814 „Gebäudeautomation“ (10.1.2019)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- BKI-Neuerscheinung: Baukosten 2018 für energieeffiziente TGA (18.6.2018)
- TechnikRadar zeigt, was die Deutschen über Technik denken (Bauletter vom 26.5.2018)
- ZVEI: Jeder fünfte Deutsche nutzt Smart-Home-Anwendungen (4.4.2018)
- Roland Berger-Analyse: Vernetzte Haushaltsgroßgeräte sind 2022 Standard (4.4.2018)
- BINE-Themeninfo zur Wirtschaftlichkeit energieoptimierter Gebäude (29.11.2017)
- BVDW-Leitfaden: Vom Dumb Home zum Smart Home: Wie gelingt der Durchbruch? (27.11.2017)
- Smart Home oder nicht Smart Home? Viele finden es gut, haben aber Vorbehalte gegenüber den Kosten (26.4.2017)
- LISTEN - ein EU-Projekt, bei dem das smarte Haus auch offline zuhört (25.4.2017)
- Vom Smartphone zum Smart Home (Bauletter vom 4.1.2017)
- Deutsche schließen aus Angst vor Datendiebstahl ihre smarten Heimgeräte nicht ans Internet an (Bauletter vom 3.9.2014)
siehe zudem:
- Gebäudeleittechnik sowie Gebäudetechnik-Magazin auf Baulinks
- Literatur / Bücher über Smart Home bei Baubuch / Amazon.de