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Denkanstöße von Robin Wood zu Stuttgart 21

(22.4.2018) „Erst wenn alles zerstört ist, werdet Ihr merken, dass sie unfähig sind, einen Bahnhof zu bauen.“ Mit dieser Aufschrift prangte am 21. April ein großes Banner aus Protest gegen das Bahnprojekt „Stuttgart 21“ (S21) an der Brücke „Berger Steg“ in Stuttgart (siehe Google Maps). Aufgehängt haben es Aktivisten von Robin Wood, die damit in Anspielung an die Weissagung der Cree (siehe Wikipedia) einen öffentlichen Denkanstoß geben wollen. Die Brücke liegt in Sichtweite des „Cannstatter Wasen“, auf dem am 21.4. das Stuttgarter Frühlingsfest begann, zu dem Jahr für Jahr über eine Million Besucher kommen.

Foto © Robin Wood / Jens Volle 

Robin Wood kritisiert Stuttgart 21 als milliardenschwere, verkehrspolitische Fehlplanung und fordert den sofortigen Baustopp sowie die Realisierung eines Umstieg-Konzepts. „Viel Zeit, viel Geld und viele Worte ändern nichts an der schlichten Tatsache, dass Stuttgart 21 als Bahnhof niemals funktionieren wird“, konstatiert Monika Lege, Mobilitätsreferentin bei Robin Wood. „S21 ist technisch nicht machbar, nicht finanzierbar und blockiert die postfossile Verkehrswende.“

Gründe, die aus Sicht von Robin Wood, gegen S21 sprechen

Die sich vervielfachenden und nicht gedeckten Kosten
Zehn Mrd. Euro soll S21 laut Bundesrechnungshof inzwischen kosten. Die Deutsche Bahn AG (DB AG) ist ein bundeseigenes Unternehmen. Auch wenn die DB gegen Bund, Land und Stadt klagt, wird S21 letztlich aus öffentlicher Hand finanziert. Die Bahn-Spit­ze hat am 18.4. im Bundestags-Verkehrsausschuss nun erstmals die Unwirtschaftlichkeit des Projekts gleichfalls eingestanden - siehe Beitrag „Bahnchef vorm Verkehrsausschuss: ,Abbruch von Stuttgart 21 kostet 7 Mrd. Euro‘“ vom 18.4.2018.

Abbau von Schienenkapazität
Auf einem unterirdischen Durchgangsbahnhof mit acht Gleisen könne laut Robin Wood nie soviel Schienenverkehr realisiert werden wie auf dem oberirdischen Kopfbahnhof mit 16 Gleisen. Das Maximum von S21 liege bei vier Zügen pro Gleis in der Stunde, also bei insgesamt 32. Im bestehenden Kopfbahnhof könnten planmäßig 51 Züge pro Stunde fahren, was z.B. Fahrpläne von 1969 belegen würden. Das Nadelöhr S21 blockiere einen Deutschlandtakt auf der Schiene.

Gefälle
Das Gleisgefälle von S21 sei mit 15 Promille sechsmal höher, als es die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung aus Sicherheitsgründen erlauben würde. Nirgendwo auf der Welt gibt es laut Robin Wood einen Bahnhof mit auch nur annähernd so steilen Gleisen.

Anhydrit
Die Risiken eines Tunnelbaus im Anhydrit, umgangssprachlich Gipskeuper, seien nicht beherrschbar. Bei S21 verlaufen mehr als 15 Kilometer Tunnel im Anhydrit. Die Stadt Staufen im Breisgau hat bis heute die Folgen der Geothermie-Bohrung im Anhydrit nicht im Griff, der Boden bleibt in Bewegung - kleiner Querverweis mit Bildern aus Staufen: „Verbände starten Qualitätsinitiative für Erdwärmesysteme“ vom 6.1.2014.
Zur Erinnerung: Bei Kontakt mit Wasser quillt der Untergrund auf, die Bebauung darüber wird angehoben bis hin zum Einsturz von Gebäuden. Selbst das Gutachten des Beratungsunternehmens KPMG für die Deutsche Bahn nennt dies ein „unüblich hohes Risiko für die Betriebstauglichkeit“.

Die Aktivisten von Robin Wood haben unten an der Brücke „Berger Steg“ folgenden Hinweis befestigt: „Dies ist eine Kunstperformance von Aktivist*innen der Umweltschutzgruppe Robin Wood mit dem Titel ,Denkanstoß‘. Das Banner ist professionell befestigt. Es wird im Rahmen einer öffentlichen Finissage wieder entfernt.“

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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