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Halbfinale beim Tile Award 2017 zum Thema „Farbe und Patterns in der Architektur“

(31.1.2018) Der Kreativwettbewerb „Tile Award“ richtet sich an Newcomer-(In­nen)Ar­chi­tekten jünger als 38 Jahre und wurde initiiert von der Marke Agrob Buchtal. Hauptintention dabei ist, die schöpferischen Möglichkeiten von Keramikfliesen experimentell auszuloten. Die Resonanz bei der Premiere 2010 war so groß, dass der Wettbewerb 2012 und 2014 fortgesetzt und 2017 bereits zum vierten Mal ausgelobt wurde.

Die Workshop-Teilnehmer bei der Arbeit mit grandioser Landschaft als inspirierende Kulisse. (alle Fotos © Agrob Buchtal / Deutsche Steinzeug) 

Gesucht waren frische Ideen zum Thema „Farbe und Patterns in der Architektur“. Bis Ende Mai 2017 konnten Entwürfe in den Kategorien HELP/CARE, MOBILE/TRANSIT und SHOP/SHOW eingereicht werden. In einer ersten Sitzung wählte die Fachjury aus 65 Arbeiten, die aus 23 Ländern kamen, die neun besten Entwürfe aus.

Diese neun Entwurfsverfasser wurden im Herbst 2017 zu einer Workshop-Reise nach Island eingeladen, um ihre eingereichten Entwürfe in inspirierender Umgebung zusammen mit Experten von Agrob Buchtal zu diskutieren, weiter zu entwickeln und zu verfeinern.

Kategorie HELP / CARE

Kawalki von Malwina Borowiec + Karolina Chodur, Pigalopus, PL-Warschau

Jury-Urteil: Der Entwurf basiert auf einer einfachen, aber dennoch vielschichtigen Idee, die alle Sinne anspricht. Ähnlich einem Lego-System regt „Kawalki“ auf spielerische Weise Interaktionen an.

Die Idee ist eindeutig, gut dargestellt und zeigt ein großes Potential zur Weiterentwicklung. Das Material Keramik ist für dieses Projekt vielleicht nicht die naheliegende Wahl, aber gleichzeitig erhält das Projekt dadurch eine herausfordernde und unerwartete Komponente.

New Delft Blue von Agata Kycia, DE-Berlin

Jury-Urteil: Die vorliegende Arbeit „New Delft Blue“ orientiert sich an dem traditionellen Delfter Porzellan. Bekannt sind diese Arbeiten vor allen Dingen durch Teller, Krüge und Tassen. Bei uns scheint Steinzeug dieser Art im frühen 20 Jahrhundert Einzug in die Küchen unserer Großeltern gefunden zu haben. Der oder die Verfasser der eingereichten Arbeit schafft/schaffen es, eine sehr traditionelle Anmutung aus der Fliesenindustrie in die Moderne zu überführen.

Das Motiv wird aufgelöst und gewissermaßen verpixelt. Auch eine Erinnerung an den Pointillismus ist denkbar. Durch den traditionellen, fast familiären Bezug wird durch die eigentlich kühle Anmutung von Material und Farbe der Fliese beim Betrachter ein fast wärmender Bezug ausgelöst.

Stay Unique von Agnes Tröger-Morguet, Agnes Morguet Innenarchitektur & Design, DE-Köln

Jury-Urteil: Vor allem würden wir den Entwurf als ein wirklich nützliches Design bezeichnen. Es geht dabei nicht um Schönheit, aber er könnte Leben retten. Es könnte ein großartiges Design sein.

Vermutlich könnte man, wenn eine ausreichend große Farbpalette möglich ist, einen Katalog von Pixelfarben schaffen, der für jedes beliebige Bildmotiv verwendet werden kann. Die Pixel könnten an den Wänden jedes Krankenhauszimmers neu zusammengesetzt werden und dadurch ein einzigartiges Erlebnis erzeugen.

Kategorie MOBILE / TRANSIT

RE:Tile von Andreas Crynen, Ingenhoven Architects, DE-Mönchengladbach

Jury-Urteil: RE:Tile arbeitet mit einem sehr einfachen, aber wirkungsvollen Mittel. Mit 2 Fliesenformaten und unterschiedlicher Farbgebung wird ein äußerst interessanter Effekt erzielt, welcher der planen Fliesenfläche eine scheinbare Drei-Dimensionalität gibt.

Einfach in der Produktion und vielfältig in der Anwendung, lassen sich mit RE:Tile sicherlich spannende Oberflächen gestalten. Obwohl das Produkt vermutlich markttauglich ist, vermisst die Jury ein bisschen die Innovationskraft, welche der Tile-Award auszeichnen möchte.

Systems von Joa Herrenknecht, Studio Joa Herrenknecht, DE-Berlin

Jury-Urteil: Der Vorschlag überzeugt wegen der konsequenten Verwendung zweifarbiger Fliesen in einer U-Bahn-Station. Die Fliesen verkleiden alle vertikalen Flächen, die Decke und die Säulen. Die Verwendung der zweifarbigen Fliesen erzeugt einen Film-Effekt in der gesamten U-Bahn-Station. Dadurch entsteht eine neue Erfahrung für Reisende.

Man kann sich von dem weichen Übergang von der in einer Farbe gefliesten Oberfläche zur nächsten leiten lassen. Die Wahrnehmung der farbigen Oberfläche ist abhängig vom Blickwinkel und der Entfernung zur Oberfläche. Der geflieste Raum wird somit zu einer Orientierungshilfe für Reisende und verleiht diesem speziellen Bahnhof eine starke Identität.

Travellers Wheel von Joao Araujo Sousa + Joana Correia Silva Arquitectura, PT-Porto

Jury-Urteil: Der Vorschlag überwältigt mit seinem spielerischen und direkten Ansatz. Die drehbare Wand, bestehend aus mehreren gefliesten Kuben auf drehbaren Lagern, lädt Reisende zur Interaktion ein. Aufgestellt in einem Transitbereich, in dem man auf einen Zug, Bus oder ein Flugzeug wartet, oder an einem stark frequentierten urbanen Knotenpunkt, erweckt das drehende 3D-Panel den Wunsch zu spielen.

Durch das Drehen einzelner oder mehrerer Würfel, wodurch Farbe und Muster der gesamten Fläche des Panels verändert werden, interagiert der Reisende mit der gefliesten Oberfläche. Aufgrund seiner enormen Größe könnte es zu einer gleichzeitigen Interaktion vieler Reisender kommen, die ihre individuellen Spuren auf der Gesamtfläche hinterlassen. Somit wird eine sich dauernd verändernde Oberfläche zu einem Identifikationsmittel für die Vielzahl von „Unorten“ in Transitbereichen.

Kategorie SHOP / SHOW

Iceland shop house von Olga Solomatina, RU-Moskau

Jury-Urteil: Die Idee einer Außenhaut mit einem klaren Konzept - die Haut als Zeichen. Die Hülle als Inhalt. Das Projekt ist gleichzeitig launig und humorvoll. Diese beiden Aspekte sind ein guter Ansatzpunkt für den Start eines Projekts.

Die keramische Außenhaut kann als Boden, Wand oder Dachfläche gestaltet und genutzt werden. Zudem wäre es spannend, die Themen Weben und historische Motive und Muster unter Verwendung des neuen Materials zu erkunden. Wäre es möglich, dreidimensionaler zu werden? Wir hoffen, dass ein kulturelles Symbol auf eine Keramikinnovation trifft.

Light Emitting Tile: L.E.T. von Prajapati Piyush, Godwin Austen Johnson, AE-Dubai

Jury-Urteil: L.E.T., die leuchtende Fliese hat ein großes sinnliches und atmosphärisches Potential. Ziel des Projektes ist es, eine Wand zu gestalten, die durch einzelne Lichtfelder scheinbar entmaterialisiert wird. Der Jury erscheint dieser Transformationsgehalt sehr interessant.

Die Jury ist neugierig, wie ein hartes und robustes Material plötzlich scheinbar weich und sanft werden kann und so eine spannende Wandlung mitmacht. Die Jury betont bei diesem Projekt, dass es bei der Weiterentwicklung aber weniger um eine technische Produktentwicklung gehen soll, sondern viel eher um die Etablierung der materiellen, atmosphärischen und räumlichen Qualität von LET.

Transmittance von Avishkar Bharati, JDAP Design-Architecture-Planning, IN-Mumbai

Jury-Urteil: Die vorliegende Arbeit „Transmittance“ zeigt Keramik als temporäre Installation im öffentlichen Raum. Durch die Verwendung von keramischen Formteilen entsteht eine lichtdurchflutete Anwendung, die sich als Showroom oder Informationsstand an publikumsstarken Orten umsetzen lässt. Die geschwungene Form des Baukörpers sowie die schräge Anordnung der 3D-Bauteile laden zum Entdecken und Besuchen ein.

Die Unterteilung der Keramikelemente in drei unterschiedliche Bereiche sorgt für eine weitere optische Durchlässigkeit. Die unterschiedlichen Längen der Keramikelelemente unterstützen die geschwungene Form des Baukörpers und fügen der Formgebung eine weitere Ebene hinzu. Das Erleben des Werkstoffs Keramik soll neben der generellen unerwarteten Installation durch Interaktion verstärkt werden. Die einzelnen dreieckigen Formteile sollen durch ein Drehgelenk die optische Variabilität des Baukörpers und die Vielfältigkeit des Baumaterials Keramik zeigen.

Die Konkretisierung

Anfang 2018 kürt die Fachjury dann in einer weiteren Sitzung die Sieger in den einzelnen Kategorien. Anschließend erfolgt die Feinplanung für den Bau der Gewinner-Entwürfe, die danach professionell im Studio fotografiert werden. Diese „sichtbaren End-Ergebnisse“ sollen dann im 2. Quartal 2018 kommuniziert werden.

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