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Roto über den internationalen Bau-, Fenster- und Türenmarkt sowie Roto

(16.11.2017) Obwohl die Roto-Gruppe 2017 nicht alle selbst gesteckten Ziele im vollen Umfang erreicht, zeigten sich die Protagonisten auf dem 12. Internationalen Fachpressetag zufrieden. Prognostiziert wird für 2017 ein Gesamtumsatz von rund 630 Mio. Euro, der in einem per saldo weltweit konsolidierten Marktumfeld 1 bis 2% über dem Vorjahresniveau liegt. „Wenn die Politik der Wirtschaft nicht dazwischenfunkt“, sieht der Bauzulieferer auch für 2018 gute Chancen und erwartet leicht prosperierende Märkte. Daran will er mit einem Umsatzplus zwischen 3 und 5% angemessen partizipieren.

Roto-Vorstandsvorsitzender Dr. Eckhard Keill eröffnet den Fachpressetag.

Mehr Licht als Schatten

Der internationalen Bauwirtschaft attestierte Dr. Eckhard Keill für 2017 erstmals seit Jahren eine unter dem Strich wieder etwas bessere Verfassung:

  • Nach drastischen Einbrüchen fange sich z.B. die Konjunktur in Russland langsam, erklärte der Roto-Chef. Allerdings sei weiter Verunsicherung spürbar, so dass die sich abzeichnende Stabilisierung im Wohnungsbau fragil bleibe.
  • In China erweise sich dagegen die Bauwirtschaft als tragende Säule des allgemeinen Wirtschaftswachstums. Das schlug sich nach Angaben von Germany Trade & Invest (GTAI) u.a. in einem kräftigen Anstieg begonnener Bauprojekte nieder. Zudem zog die Nachfrage nach Wohnimmobilien erheblich an. Das gelte jedoch nicht für die für Roto besonders relevanten Objekte im oberen Segment.
  • Der mehrjährige Aufschwung in den USA setze sich mit einem erwarteten Plus im mittleren einstelligen Bereich fort. Bisher habe weder das moderat gestiegene Zinsniveau noch die „sprunghafte Trump-Politik“ negative Auswirkungen.
  • In Kanada erhole sich die Bauwirtschaft nach zwei schwachen Jahren deutlicher als prognostiziert. Ein wichtiger Grund dafür seien staatliche Förderprogramme.
  • Eine nach wie vor differenzierte Entwicklung konstatierte Dr. Keill für Lateinamerika. So stehe einem wieder positiveren Trend in Argentinien eine erneut schwächelnde Baukonjunktur in Brasilien und nun auch in Mexiko gegenüber.

In Europa könnte 2017 die leichte Aufwärtstendenz an Geschwindigkeit gewinnen. So rechnet auch Euroconstruct für seine 19 Mitgliedsländer mit einem durchschnittlichen Bauwachstum von 3%. Bei der spezifischen Länderbetrachtung zeige sich jedoch wie immer eine recht unterschiedliche Situation, stellte Dr. Keill fest. Das treffe auch oder gerade auf den Wohnungsbau zu.

Während Ungarn und Irland hier das Ranking anführten, ordneten die Institute nach den letzten verfügbaren Erhebungen u.a. Österreich, Deutschland, Großbritannien, Finnland und die Schweiz am Ende der Skala ein. Die große Spreizung beruhe indes zum Teil auf einer sehr heterogenen Ausgangssituation in den untersuchten Staaten.

Generell profitiere der Wohnungsbau von überwiegend guten Rahmenbedingungen wie einem günstigen Finanzierungsklima, einer positiven Arbeitsmarktentwicklung und steigenden Haushaltseinkommen. Ein Risiko für die künftige Nachfrage stelle das zunehmend höhere Preisniveau bei Wohnimmobilien dar.

Seine Analyse der allgemeinen weltweiten Bautätigkeit schloss Dr. Keill mit Deutschland ab. Er warnte wie schon 2016 davor, den Blick nur auf den Neubau zu richten. Der im Gesamtmarkt dominierende Renovierungssektor enttäusche abermals. Im Übrigen lohne es sich im Neubaubereich, „genau hinzusehen“. Stark rückläufig seien in diesem Jahr bereits die Genehmigungszahlen bei Ein- und Zweifamilienhäusern. Das kräftige Plus bei Mehrfamilienhäusern ändere nichts an der Tatsache, dass „Genehmigung noch lange keine Fertigstellung ist“. Die hier für 2017 erwarteten 265.000 Einheiten lägen zudem weit unter dem realen Bedarf von 350.000 bis 400.000 Wohnungen - siehe auch Beitrag „KfW Research: Wohnungen werden ausreichend genehmigt - sie müssten nur gebaut werden“ vom 13.11.2017.

Willkommene Beruhigung

Mit Blick auf das Geschehen an den internationalen Fenster- und Türenmärkten erinnerte der Roto-Vorstandsvorsitzende zunächst an seine im letzten Jahr geäußerte Einschätzung, dass es hier 2017 „over all“ zu einer Stabilisierung komme. Genau das sei tatsächlich eingetreten. Trotz dieser „guten Nachricht“ habe man es natürlich wieder mit regionalen Unterschieden zu tun.

In Russland gebe es „erste Hoffnungsschimmer“, denn der in den beiden Vorjahren „fast unaufhaltsame freie Fall“ sei inzwischen gestoppt. Dennoch bringe 2017 selbst bei günstigem Verlauf maximal eine Stagnation. Dagegen setze sich in Brasilien die Phase ausgeprägter Marktverluste weiter fort.

Erheblich besser sehe es in anderen für das Unternehmen wichtigen Märkten aus. In China sei in unterschiedlichen Marktsegmenten eine differenzierte Entwicklung zu registrieren. Konstant aufwärts gehe es in den USA, während die noch höhere Steigerungsrate in Kanada durchaus als Überraschung zu werten sei.

In Europa präsentierten sich die Märkte überwiegend in relativ guter Verfassung. Das gelte für West- und Nordeuropa praktisch uneingeschränkt. Im Süden des Kontinents reiche das Spektrum von Stagnation bis zu leichten Pluszahlen. Klammere man Russland und Ukraine beim Blick auf Osteuropa aus, tendierten die Märkte dort mehrheitlich nach oben. Dazu trage die dauerhafte Exportdynamik in Ländern wie Polen und Rumänien erheblich bei. Sie werde durch den anhaltenden Vormarsch von Kunststofffenstern begünstigt.

„Nichts Neues“ meldete Dr. Keill für Deutschland. Das treffe zunächst auf die aktuellen Verbandsprognosen zu, die für 2017 von einer um 3% auf 14,2 Mio. verkaufte Fenstereinheiten steigenden Menge ausgingen. Auch für 2018 bewege sich die Vorhersage in diesem Korridor. Der gleiche Grundtenor herrsche bei Außentüren. Da darin stets die deutlich zunehmenden Importe enthalten seien, vermittle das erneut ein „falsches Bild der realen Situation“. Erheblich mehr Aussagekraft habe die Entwicklung des inländischen Herstellermarktes. Die nüchternen Fakten bestätigten hier die bereits häufig geäußerten Befürchtungen von Roto. Danach lag die Fensterproduktion in Deutschland 2016 mit 11,9 Mio. Einheiten noch unter dem Niveau von 2014 (12,2 Mio.). Ebenfalls rückläufig sei die Türenfertigung. Und: „Wer an eine Trendumkehr in 2017 glaubt, dürfte sich irren.“

Die insgesamt feststellbare Beruhigung der internationalen Märkte ist für Dr. Keill einerseits erfreulich. Andererseits könne sie aber nicht über die oft extrem niedrige Ausgangsbasis wie in Russland hinwegtäuschen. Außerdem müsse man auf länderspezifische Probleme wie in Deutschland achten. Für die Fenster- und Türenbranche war 2017 danach ein Jahr der Marktkonsolidierung. „Aber eben auch nicht mehr“, fügte der Chef des Bauzulieferers hinzu.

Umsatzminus in der Dach-Division

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Michael Stangier
  

Finanzvorstand Michael Stangier informierte über die aktuelle Entwicklung von Roto. Zunächst erinnerte er an den 2016 erzielten Gruppenumsatz von 622 Mio. Euro, der damit exakt die Vorjahreshöhe erreichte. Die Konstanz sei mit Blick auf den per saldo kräftigen markt- und wäh­rungs­bedingten Gegenwind als Erfolg zu werten. Das Ziel, 2017 ein geringes Umsatzplus zu erwirtschaften und dabei möglichst besser abzuschneiden als Märkte und Wettbewerber, habe nach wie vor ein solides Fundament.

Die Division Fenster- und Türtechnologie (FTT) weise per 30. September 2017 ein leichtes Umsatzplus gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode aus. Damit liege sie insgesamt „im Plan“. Dabei seien die ersten drei Quartale wechselhaft verlaufen – von „richtig gut“ über „durchwachsen“ bis „noch in Ordnung“.

Das per 30. September 2017 kumulierte mittlere einstellige Umsatzminus in der Division Dach- und Solartechnologie (DST) beruhte primär auf dem „enttäuschenden 3. Quartal“ und den meist rückläufigen Märkten, erläuterte der Finanzchef. Geringere Verkaufserlöse meldete er für Süd- und Osteuropa, während ein starkes Umsatzwachstum in Frankreich der Region Westeuropa zu einem moderaten Plus verholfen habe.

Die „negative Überraschung“ sei jedoch das schwache Geschäft im Kernmarkt Deutschland. Dafür gebe es gleich eine Reihe von Ursachen. Konkret wurden genannt:

  • die Konzentration des Neubaubooms auf Mehrfamilienhäuser,
  • die Flachdach-Dominanz in einigen Neubau-Clustern,
  • die nachlassende Renovierung,
  • der „beendete Hype“ rund um die energetische Sanierung sowie
  • die zu geringen Handwerkskapazitäten, die insbesondere das Wohndachfenster-Geschäft wesentlich beeinträchtigen würden.

Den Gruppen-Gesamtumsatz per 30. September bezifferte Stangier auf 483 Mio. Euro. Er übertreffe damit den entsprechenden Vorjahreswert (480 Mio. Euro) leicht. In dem bescheidenen Anstieg schlagen sich, wie es hieß, die in beiden Divisionen gegenläufigen Entwicklungen zwangsläufig nieder.

Hohe Anlageinvestitionen

Der Finanzvorstand berichtete ferner über umfangreiche Anlageinvestitionen. Danach flossen im Rahmen eines mehrjährigen Programmes knapp 30 Mio. Euro im Wesentlichen in drei, inzwischen weitgehend abgeschlossene Schwerpunkte. Dabei handele es sich erstens um ein komplett modernisiertes Logistikzentrum für die Division FTT am Stammsitz in Leinfelden-Echterdingen. Nach „Anlaufschwierigkeiten“ infolge unvorhergesehener Software-Probleme überzeuge es inzwischen durch die schnelle, komplette Lieferfähigkeit.

Das zweite große Investitionsprojekt sei das neue DST-Innovationszentrum in Bad Mergentheim. Vor wenigen Wochen offiziell eingeweiht, erweise es sich durch seine ungewöhnliche, dem Firmenlogo nachempfundene Architektur als spektakulärer Blickfang, der Freiraum für kreatives Arbeiten schaffe.

Investitionsschwerpunkt Nummer drei: das neue Drehkipp-Beschlagsystem „Roto NX“. Die Weltpremiere dieses „Meilensteins“ konnten die zum Pressetag angereisten europäischen Fachjournalisten im Übrigen „live“ erleben. Permanente Investitionen in weitere FTT- und DST-Produktneuheiten dokumentieren laut Stangier ohnehin die „kontinuierliche Innovationskraft“.

Roto NX zum Anfassen und Fachsimpeln beim Fachpressetag

Zufriedenheit mit Abstufungen

Vor seinem Ausblick auf 2018 zog Dr. Keill ein erstes Resümee wichtiger Markteinführungen. Dabei ging es bei FTT um die Ende 2016 gestartete weltweite Etablierung des neuen universellen Parallel- und Kippschiebesystems „Patio Alversa“. Das „überlegene Produktkonzept“ habe nicht nur ein national und international ausgezeichnetes Kunden-Feedback erhalten, sondern sich in der Realität auch überraschend schnell durchgesetzt. Gerade in den letzten Wochen und Monaten verzeichne der Beschlagspezialist bei der Innovation einen starken Nachfrageanstieg, so dass man die Produktion im ungarischen Werk in Lövö „kraftvoll“ hochfahre - siehe auch Bild aus dem Baulinks-Beitrag „Patio Alversa: Neuer Sliding-Universalbeschlag läutet bei Roto eine „neue Ära“ ein“ vom 14.11.2016:

Auf der DST-Seite befasste sich Dr. Keill mit der Markteinführung der Kunststoff-Version der neuen Wohndachfenster-Generation „Roto Q“. Das montagefreundliche Produkt sei insgesamt auf eine gute Resonanz gestoßen und überzeuge die Kunden nicht zuletzt durch eine robuste Qualität - siehe „Rotos neue Wohndachfenster-Generation ,RotoQ‘ verspricht einfache Klick-Montage“ vom 3.2.2015. Als Störfaktor für den Absatz erweise sich 2017 jedoch der generelle Marktrückgang.

Politische Risiken

Zu den grundsätzlichen Rahmenbedingungen für 2018 meinte Dr. Keill: „Wenn es in den Absatzmärkten so bleibt, wie es ist, können wir gut arbeiten.“ Die derzeit erkennbare bzw. prognostizierte wirtschaftliche Entwicklung lasse in den meisten Ländern vorsichtigen Optimismus zu. Ihn könnten bzw. sollten die jeweiligen Regierungen unterstützen, indem sie Binnennachfrage und Neubautätigkeit aktiv fördern.

Sorge bereitet dem Roto-Chef indes die Möglichkeit, dass „die Politik der Wirtschaft dazwischenfunkt“. So seien die Folgen unberechenbarer Entscheidungen und Entscheider nicht absehbar. Große Risiken berge besonders die Nordkorea-Krise. Mit Blick darauf „sollten wir alle hoffen und beten“.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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