3 statt 15%? Ist der Schaden durch Schwarzarbeit deutlich geringer als angenommen?
(19.12.2010) Im Kampf gegen Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft verpulvert der Staat Millionen. Doch soll der Schaden durch die Delikte deutlich geringer sein als bisher allgemein angenommen wird. Gleichzeitig sei ihre Bekämpfung wirtschaftlich nur wenig erfolgreich - das behauptet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). "Teuer und ineffizient" sind demnach die Bemühungen der Behörden. Damit stünde der hohe Mittelaufwand und die Rechtfertigung für einen Handlungsbedarf gegen Schwarzarbeit in Frage.
Mit rund 6.500 Mitarbeitern bekämpft die "Finanzkontrolle Schwarzarbeit" in Deutschland die illegale Beschäftigung. Gemessen am dadurch verursachten Schaden kann die Sondereinheit laut DIW aber nur "relativ geringe Mittel für den Staat eintreiben".
Ausgaben hoch, Einnahmen niedrig
Das Schadensausmaß der Schwarzarbeit kann angesichts ihrer Illegalität nicht gemessen, sondern nur geschätzt werden. Bis dato waren diese Einschätzungen jedoch um ein Vielfaches zu hoch gegriffen, meinen die Wirtschaftsforscher beim DIW. Statt eines bislang angenommenen Anteils von 15 bis 16 Prozent der Schattenwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt (2009: 2.404 Milliarden Euro) sind "Werte von maximal drei Prozent realistischer", betont DIW-Experte Ulrich Thießen. Das Bundesfinanzministerium beziffert allein den Schaden mit rund 70 Mrd. Euro jährlich - das heißt ein Fünftel des Gesamtumsatzes von 350 Milliarden Euro. Diese 350 Milliarden entsprechen in etwas 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Um der illegalen Beschäftigung beizukommen, wendet der Staat nach Schätzungen rund 500 Mio. Euro im Jahr auf. Kosten für fehlgeleitete Justizverfahren und andere Effekte sind darin noch nicht inbegriffen. Angaben des Bundesrechnungshofs zufolge treiben die Ermittler im Kampf gegen Schwarzarbeit jedoch nur 30 bis 40 Mio. Euro im Jahr ein.
Drei oder 15 Prozent? Warum die Schätzwerte so stark auseinanderklaffen
Woran liegt es, dass Schätzungen über das Ausmaß der Schwarzarbeit so stark voneinander abweichen und zwischen nur drei und beachtlichen 15 Prozent der Wirtschaftsleistung schwanken? Unbestritten ist, dass aufgrund der Illegalität das Ausmaß der Schwarzarbeit nicht direkt gemessen sondern nur geschätzt werden kann. In der Praxis nähern sich Wissenschaftler und Praktiker dem Ausmaß der Schwarzarbeit, indem sie den Anteil des Bargeldumlaufs messen. Immerhin werden Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft weitgehend mit Bargeld abgewickelt. Was die einzelnen Berechnungen voneinander unterscheidet, sind die Annahmen darüber, wie schnell das Bargeld umläuft: Verdoppelt man die angenommene Umlaufgeschwindigkeit, so kann ein und derselbe bar gezahlte Euro gleich zwei Mal für illegale Aktivitäten verwendet werden. Auch neue Schätzmodelle kommen nicht ohne Rückgriff auf diese Annahme aus, denn sie liefern lediglich einen Index, der in Relationen zum Bruttoinlandsprodukt umgewandelt werden muss, wozu Ergebnisse von Bargeldschätzungen benutzt werden.
Tatsächlich liegt hier der Knackpunkt, warum DIW-Forscher Thießen das Ausmaß der Schattenwirtschaft kräftig nach unten korrigiert: "Eine sehr hohe angenommene Umlaufgeschwindigkeit des Bargelds in der Schattenwirtschaft widerspricht monetären Trends, Plausibilitätsrechnungen und dem, was wir aus Befragungen wissen."
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