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Anwendungsbericht: Terminal 2 Flughafen Nizza - Gläserner Kegel sorgt für Fernweh

(10.11.2002) Architektonisches Highlight am Mittelmeer: Was von weitem wie ein auf die Spitze gestellter Kegel aussieht, entpuppt sich als das neue Terminal 2 des Flughafens Nizza - siehe Bing-Maps und/oder Google-Maps. Die geneigte Structural Glazing-Fassade beeindruckt durch ihr Aussehen, ihre Klarheit und hervorragende bauphysikalische Werte. Das verwendete Sonnenschutzglas ipasol neutral 68/34 von Interpane verknüpft ausgezeichneten Sonnenschutz mit einer hohen Lichtdurchlässigkeit – das Nonplusultra für moderne Glasarchitektur. Das Terminal erhält damit eine Weite, die das Gefühl der Reiselust widerspiegelt.

Das neue Terminal bildet ein zentrales Element im Gesamtkonzept des Flughafens: Es wird nach dem abgeschlossenen Ausbau die (bestehende) Nord-Süd-Achse des Terminals 1 und die (geplante) Ost-West-Achse des Terminals 3 verbinden. Ästhetik und Funktionalität gehen bei dem Anbau an den Terminal 1 Hand in Hand. Bereits die vom Architekten Paul Andreu gewählte ungewöhnliche Form des umgedrehten Kegels setzt einen markanten Akzent.

Der runde Grundriss – für Flugterminals eine ungewöhnliche Gebäudeform – unterstützt die Funktionen des Gebäudes. Kurze Wege gewährleisten die zügige Abfertigung der Fluggäste. Der unabhängige Verkehrsstrom der ankommenden und abfliegenden Passagiere erfolgt über drei Ebenen. Von den Check-In-Schaltern mit Gepäckabfertigung (Ebene in fünf Metern Höhe) geht es zum Boarding-Bereich in sechs einhalb Metern Höhe. Ankommende Fluggäste führt eine Galeriegang entlang der Fassade zur Gepäckausgabe und Ankunftshalle auf Nullniveau. In der obersten Etage können die Gäste des Panorama-Restaurants einen Rundumblick aus 14 Metern Höhe über das gesamte Flughafengelände genießen.

Höchste Transparenz gefordert

Das neue Terminal ist 22 Meter hoch. Die Glasfassade reicht über die gesamte Gebäudehöhe und ist in einem Winkel von 27 Grad geneigt, so dass sich das Gebäude nach oben immer mehr verbreitert. An der breitesten Stelle unter dem Dach beträgt der Durchmesser 120 Meter.

Der vorrangige Anspruch an die Gebäudehülle des Terminals ist hohe Transparenz – der weite Ausblick auf die ankommenden und abgehenden Flugzeuge. Um dies zu erreichen, wählten die Architekten eine Structural Glazing-Fassade. Statt Halteleisten fixiert ein hochwertiger Funktionskleber auf Silikonbasis das Glas – direkt auf dem Rahmen. Die Klebefuge überträgt die Windkräfte auf die Rahmenkonstruktion. Doppelte EPDM-Dichtungen stellen eine hohe Wasserundurchlässigkeit sicher.

Die Statik ist erdbebensicher konzipiert. So wird die Aluminiumrahmenkonstruktion, die die Isolierverglasung der Fassade trägt, durch ein Stahlgerüst aus Gussstahl gestützt und stabilisiert.

Transparenz und Hitzeschutz inklusive

Großflächige Glasfassaden stellen besonders hohe Anforderungen an die verwendeten Gläser. Der Schutz vor sommerlicher Überhitzung im Gebäudeinneren ist besonders wichtig. Dabei soll die bei herkömmlichen Sonnenschutzgläsern deutlich verringerte Transparenz vermieden werden. Die High-Tech-Sonnenschutzverglasung mit ipasol neutral 68/34 (Interpane) verknüpft aufgrund einer speziellen, hochselektiven Beschichtung auf der Innenseite der Außenscheibe den geringen Sonnenenergiedurchgang (34 Prozent) mit einer hohen Lichtdurchlässigkeit von 68 Prozent. Die damit erreichte Selektivitätskennzahl 2 geht an die Grenzen des physikalisch Machbaren bei neutralen Sonnenschutzglasprodukten.

Der Aufbau der wegen des Gebäudekegels trapezförmig zugeschnittenen Isoliergläser besteht von außen nach innen aus 12,76 mm Verbundsicherheitsglas, einem Scheibenzwischenraum von 12 mm und einer acht Millimeter dicken Floatscheibe.

Acht Monate für den Fassadenbau

Insgesamt lieferte das Interpane Werk Hoerdt bei Straßburg rund 6.000 Quadratmeter Glas. Nach der Verklebung in die Aluminiumrahmen erfolgte die Montage der Glasrahmen-Elemente auf der Baustelle. Diese Bauarbeiten dauerten rund acht Monate (April bis Dezember 2001).

Die Eröffnung des neuen Terminals findet im Dezember 2002 statt. Dann stehen 27.000 Quadratmeter Nutzfläche und sechs neue Flugsteige bereit. Damit steigt die Kapazität des Flughafens Nizza Cote d’Azur von drei auf mehr als sechs Millionen Fluggäste jährlich.

Autor: Dipl.-Ing. Hans-Gerd Heye

Bautafel:

  • Bauherr: Chambre de commerce et d'industrie de Nice Cote D'Azur
  • Architekt: ADP Division Architecture et Moyens, Paul Andreu, Orly Aerogare Cedex
  • Metallbauer: Schmidlin France SA, Champs-sur-Marne
  • Glasverklebung (Structural Glazing-Fassade): Solyver, Lyon
  • Glaslieferant: Interpane, Werk Hoerdt (Elsass)
  • Glasprodukt: ipasol neutral 68/34
  • Glasfläche: ca. 6.000 Quadratmeter

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