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Objektbericht: NE Lamellendecken schaffen optisch akzentuierte Lernatmosphären

(25.6.2015) Stehen, sitzen, liegen, lümmeln – lernen und lesen für das Studium muss nicht zwangsläufig im Sitzen am Schreibtisch erfolgen. Wer erfolgreich lernen will, soll­te sich laut einschlägigen Untersuchungen auch bewegen und die Positionen wech­seln können. Das niederländische Architekturbüro Benthem Crouwel hat mit dem neu­en Hörsaalgebäude für die Studierenden der Hochschule Osnabrück eine „Lernland­schaft“ geschaffen, die für jeden Lerntyp den passenden Platz anbietet.

Neues Hörsaalgebäude: Der markante Einschnitt in den Kubus dient der Erschließung des Gebäudes und schafft freien Durchgang zur benachbarten Bibliothek - alle Fotos: Nagelstutz und Eichler (Bild vergrößern)

Das Bauwerk ist Teil der neuen Universitätsanlage in Osnabrück. Seit 2009 entsteht hier auf dem Kasernenareal der früheren britischen Woolwich Barracks der Hochschul­campus Westerberg (siehe Google-Maps). Das Gelände ist durchzogen von einem Sys­tem aus offenen und geschlossenen Plätzen, in das die Neubauten integriert sind. Den Mittelpunkt des Geländes bildet der Campusplatz, an dem neben Mensa und Bibliothek auch das neue Hörsaalgebäude angesiedelt ist.

Dessen kühne Architektur zieht alle Blicke auf sich: ein quaderförmiger dreigeschos­siger Baukörper, an dessen nordöstlicher Seite unten ein Keil herausgeschnitten ist. So wird nicht nur der direkte Verbindungsweg zwischen Mensa und Bibliothek frei ge­macht. Es entsteht auch ein überdimensioniertes Vordach, das sich diagonal nach oben ausrichtet und mit seiner leuchtend grünen Farbe die Blicke auf sich zieht. Die knallige Farbe steht im Kontrast zu der darunter liegenden gläsernen Eingangs- so­wie der zurückhaltenden Metallfassade. Das knallige Grün findet immer wieder dann Anwendung, wenn es gilt Akzente zu setzen; etwa zur Markierung des Eingangsberei­ches, als Farbklecks in den Laibungen der Fenster usw. Diese eigenwillige Farb- und Formgebung findet im Inneren ihre Fortsetzung.

Benthem Crouwel Architekten gaben dem Hörsaalgebäude eine klare Struktur. Die Grundrisse sind orthogonal ausgerichtet und die Raumgruppierungen schlüssig: Im rückwärtigen Bereich befinden sich die Vorlesungs- und Übungsräume, deren Flure über einen Lichthof mit natürlicher Beleuchtung versorgt werden. Einzig das Foyer bricht aus dem orthogonalen System aus und orientiert sich an dem schrägen Ein­schnitt:

© Architekturbüro Benthem Crouwel (Grafik vergrößern)

Wer unter dem diagonalen Vordach das Gebäude betritt, findet sich in dem hellen, re­präsentativen Atrium wieder, das sich zur Nordostecke ausrichtet. Eine leichte Treppe mit kaum wahrnehmbarem Stahlgeländer führt von hier in die oberen Geschosse. Über eine große verglaste Öffnung im Dach fällt Tageslicht ein und sorgt für natürliche Hel­ligkeit auf allen Ebenen.:

Vom Foyer aus entwickelt sich auch das Herzstück des Gebäudes, die sogenannte Lernlandschaft, rund um den Lichthof. Oberhalb des auskragenden Gebäudeteils bil­det sie eine eigene Topografie aus Plateaus, Treppen und Rampen. Eigenwillige Möbel­einbauten schaffen Verbindungen über unterschiedliche Höhen hinweg, Tischbänder überbrücken verschiedene Stufen und erlauben so unterschiedliche Sitz- und Stehhö­hen, bilden eigene Bereiche und grenzen zu anderen ab. Sitzwürfel und –säcke laden dazu ein, sich in welcher Position auch immer niederzulassen – allein oder in der Grup­pe, gemütlich in der Ecke oder konzentriert am Tisch: Alles ist möglich.

Die durchdachte Farb- und Materialgestaltung ist im gesamten Gebäude die Klammer, die vom Willkürlichen trennt und eine leichte Orientierung möglich macht. Weiße Wandflächen und helle Bodenoberflächen schaffen eine lichte, positive Atmos­phäre. Das auffällige Grün setzt in immer wieder unterschied­lichen Materialien Akzente – als Treppenbelag, als Farbklecks in den Fensterlaibungen, als Kunst an den Wänden oder als Sitzwürfel in der Lernlandschaft.

Die einzelnen Raumfunktionen und Zonierungen sind an den umgebenden Flächen ablesbar. In den Vorlesungs- und Stu­dierzimmern gibt der grüne Boden den sonst weiß gehaltenen Räumen Erdung und sorgt für Konzentration. Die Erschließungs­flächen sind mit schnellgängigem, hellgrauen Fliesenboden be­legt. Im Kontrast dazu wird die Lernlandschaft durch ein gemütliches, geerdetes Ei­chenparkett bestimmt, das zum Verweilen einlädt und die Ruhezone markiert.

Die Deckenlandschaft spiegelt die Zonierung ebenfalls wider: während in den Vorle­sungsräumen eine glatte Deckenoptik mit Deckensegeln gefordert war, und über der Lernlandschaft Akustik-Lamellen schweben, sorgen in allen Durchgangsbereichen des Hörsaalgebäudes weiße Aluminium-Lamellendecken für eine klare, lineare Ästhetik:

Sie dienen als optischer Schutz der dahinter liegenden Instal­lationen und suggerieren Durchlässigkeit und Offenheit nach oben. Die Abstände der Lamellen folgen genau dem Achssys­tem des gesamten Gebäudes. Dabei machte die eingesetzte NE Lamelle mit ihren völlig frei wählbaren Ab­ständen und den schmalen Profilen den Architekten die Gestaltung und dem Verleger den Einbau leicht.

Darüber hinaus gab es für die Architekten auch eine klare Vor­gabe durch die Auftraggeber: Die verbauten Materialien sollten sowohl kostengünstig als auch wertig sein. Ebenso unmissver­ständlich war die Einhaltung des Budgets vorgegeben. „Wir ha­ben verschiedene Varianten geprüft. Gemeinsam mit dem Ver­leger haben wir mit der NE Lamelle ein Deckensystem gefun­den, das in der Optik aber auch im Preis für uns passte.“ er­läutert Cornelius Wens, Projektleiter von Benthem Crouwel.

Über die Ästhetik hinaus gab es noch eine weitere klare Anforderung an die Lamellen­decke: Die gesamte Bauhöhe ab Unterkante Rohdecke bis Unterkante Lamellendecke durfte eine Einbauhöhe von 100 mm nicht überschreiten. Dies stellte die montierende Firma Bohle Innenausbau in den Fluren vor eine Herausforderung. Hier liegen die Lüf­tungs-und Installationsschächte so dicht beisammen, dass eine Abhängung nicht möglich war. Stattdessen wurden Weitspannträger aus Stahl unterhalb der Installa­tionen über die knapp 2 Meter breiten Flure gespannt und daran die Tragschiene der Lamellendecke befestigt. Dank der geringen Höhe von 35 mm, die mit ihrem trapez­förmigem Profil auch über größere Spannweiten steif bleibt, war auch diese Vorgabe problemlos zu erfüllen.

Für die Firma Bohle fiel die Wahl vor allem deshalb auf die NE Lamelle, weil sie eine sehr schnelle und einfache Montage ermöglicht. Die Tragschienen erlauben einen Achsabstand bis zu 2 Meter; das minimiert den Material- und - noch wichtiger - den Zeitaufwand auf der Baustelle. Hinzu kommt die Anbringung der Lamellen per Click-System, das Einbau und Ausrichtung vereinfacht. Besonders erleichtert auch das durchdachte Hutprofil die Arbeit der Verleger. „Durch das Lamellenprofil wird die La­melle insgesamt ausgesteift. Das vereinfacht für uns die Montage, da man so auch sehr lange Elemente spannungs- und verformungsfrei anbringen kann“ meint Projekt­leiter Peter Krzyzaniak. „Insgesamt konnten wir das Projekt im Zeitaufwand sehr effektiv abwickeln. Nach genauer Planung wurden vorab die Tragschienen montiert. Später mussten dann in den nach und nach freigegebenen Räumen nur noch die La­mellen eingeklickt werden. Bei insgesamt 1.500 m² Deckenfläche war das für uns ei­ne große Zeitersparnis.“

Die leichte Verarbeitbarkeit der NE Lamelle war auch von gro­ßem Vorteil bei den Deckenflächen im Atrium: Der Einschnitt im Gebäude und die schräge Ausrichtung verursachen viele spitz- und weitwinklige Ecken. Darüber hinaus sollten die Ver­läufe der Lamellen auf den verschiedenen Flächen ein einheit­liches Bild ergeben. Dafür waren Lamellenlängen von 20 cm bis 9 Meter erforderlich. Das Deckensystem lässt eine einfa­che Längenanpassung vor Ort zu, so dass es exakt bis in die Ecken montiert werden konnte. Dank des Hutprofils ist das Nachjustieren problemlos möglich. Die einzelnen Lamellen las­sen sich entsprechend verschieben, so dass das Gesamtbild der Atriumdecken harmonisch und fließend wirkt. Im Falle von Reparaturen sind sie dann ebenso leicht demontier- oder aus­tauschbar.

Das neue Hörsaalgebäude in Osnabrück erfreut sich bei den Studenten sehr großer Beliebtheit, die Lernlandschaft ist stets in unterschiedlichster Weise belegt.

Weitere Informationen zu Lamellemdecken können per E-Mail an Nagelstutz und Eichler angefordert werden.

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