Bausparkassen im Test: Tops und Flops für Bausparer
(25.1.2015) Kunden von Bausparkassen müssen durch Beratungsfehler und schlechte Angebote oft tausende Euro zu viel zahlen oder ihren Immobilienkauf um Jahre verschieben. Nur drei der 20 Bausparkassen in Deutschland überzeugten - zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Warentest in der Februar-Ausgabe von Finanztest. In einem Praxistest mit einem einfachen Modellfall haben Testkunden jeweils 7 Geschäftsstellen aller 20 Bausparkassen aufgesucht. Der Unterschied zwischen einer guten und schlechten Leistung einer Bausparkasse machte im Modellfall mehr als 13.000 Euro aus.
Ein Bausparvertrag ist sinnvoll, wenn man mittel- bis langfristig eine Immobilie bauen, kaufen oder modernisieren möchte und sich gegen steigende Zinsen absichern will. Der Bausparvertrag muss aber auf die individuellen Ziele abgestimmt sein und genau daran haperte es. Die meisten Bausparkassen kamen nicht über ein „Befriedigend“ oder „Ausreichend“ hinaus, vier waren sogar „mangelhaft“. Die Bausparsumme war mitunter so aufgebläht, dass die Kunden das Geld erst in 15 oder 20 Jahren, statt wie gewünscht, in 10 Jahren bekommen hätten. In einem Fall hätte der Kunde nach 10 Jahren nicht einmal ein Drittel des Mindestguthabens erreicht.
Weitere häufige Fehler waren erdrückend hohe Raten für die Rückzahlung des Bauspardarlehens, unnötig hohe Sparsummen, um dann nur relativ niedrige Darlehen zu bekommen und eine verschenkte Riester-Förderung. Viele Bausparberater informierten darüber hinaus so schlecht über ihre Angebote, dass die Kunden kaum eine Chance hatten, den Vorschlag zu Hause zu prüfen oder mit anderen Angeboten zu vergleichen. Eine Bausparkasse überreichte bei vier von sieben Beratungsgesprächen lediglich einen Schmierzettel mit grob geschätzten Angaben zum angeboten Vertrag. Dass es auch anders gehen kann, beweisen drei mit „Gut“ bewertete Bausparkassen:
Nicht überall, wo „LBS“ drauf steht, ist gute Beratung drin: Die schlechteste Note mit 5,4 wurde der LBS Rheinland-Pfalz zuteil.
Der Verband der Privaten Bausparkassen
... hat bereits angekündigt, man werde die Testergebnisse genauer analysieren. Auf Verbandsebene will man zudem den Fokus stärker auf Verbraucherinformation richten. „Wenn der Kunde über die Möglichkeiten und Vorteile des Bausparens gut informiert ist, kann er die Aussagen und Empfehlungen eines Kundenberaters im Gespräch besser einschätzen und gezielt hinterfragen“, erklärt Verbandssprecher Alexander Nothaft und verweist auf „Elf goldenen Regeln“, die der Verband für die Verbraucher bereits zusammengestellt hat. „Auf diese elf Fragen sollte der Bausparinteressent nach dem Beratungsgespräch eine Antwort haben“, betont er und ergänzt: „Und zwar unabhängig davon, ob er die eigenen vier Wände kaufen oder bauen, sie ausbauen oder modernisieren oder ob er mit staatlicher Förderung Vermögen bilden will!“
- Welcher Tarif ist für meine Wünsche und Ziele richtig?
- Welche Bausparsumme brauche ich für mein Vorhaben?
- Wie verhält es sich mit der Abschlussgebühr für meine Bausparsumme?
- Wie hoch sind meine Sparzahlungen, wann muss ich sie leisten und wie wird mein Bausparguthaben verzinst?
- Kann ich Sonderzahlungen leisten und was nützen mir diese?
- Wann kann ich voraussichtlich über die zugeteilte Bausparsumme verfügen?
- Wie hoch ist mein Guthaben zum voraussichtlichen Zuteilungstermin?
- Welche Änderungen kann ich in der Ansparphase vornehmen?
Wenn ein Bausparinteressent bereits konkrete Finanzierungsabsichten hat, sind für ihr folgende Punkte ebenfalls wichtig:
- Wie hoch sind meine späteren Leistungen für Zinsen und Tilgung?
- Wie lange muss ich zurückzahlen?
- Welche zusätzlichen Finanzierungsmittel benötige ich noch und was muss ich dafür zahlen?
Der ausführliche Praxistest Bausparkassen erschien in der Februar-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest und ist auch unter test.de/bausparen abrufbar.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Bausparkassen im Test: „Für die Branche ein Armutszeugnis“ (15.12.2019)
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siehe zudem: