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Baugewerbe erwartet 2015 an die 100 Mrd. Euro Umsatz

(9.11.2014) „Den Umsatz im Bauhauptgewerbe sehen wir 2014 bei 98,1 Mrd. Euro, das ist eine Steigerung um 2,8%. 2015 könnte mit einer Steigerung um 2% die 100-Mrd.-Euro-Grenze erreicht werden. Die Beschäftigung wird in diesem und im nächsten Jahr auf stabilem Niveau bei 760.000 Personen liegen.“ Mit diesen Ausblicken präsen­tierte der ZDB-Präsident Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein am 5.11. die Konjunktur­aussichten für das deutsche Baugewerbe. Ursprünglich war die Branche von einem Umsatzzuwachs von 3,5% ausgegangen - siehe auch Baulinks-Beitrag „Bauwirtschaft rechnet 2014 mit Umsatzplus von 3,5%“ vom 26.1.2014.

Dr.-Ing.Loewenstein erwartet, dass der Wohnungsbau weiterhin der Impulsgeber der Baukonjunktur bleibt: Mit 21,5 Mrd. Euro wird der Vorjahresumsatz per August 2014 um 6% übertroffen. Auch die Baugenehmigungszahlen liegen weiter deutlich im Plus, wobei allerdings im Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser 2.500 Wohnungen weni­ger genehmigt wurden, als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Insgesamt wurden bis August ca. 164.000 Wohnungen in neuen Wohngebäuden (inkl. Wohnheime) ge­nehmigt. Das sind insgesamt nur rund 8.000 mehr als vor einem Jahr, wobei es bei den Wohnungen in Mehrfamilienhäusern ein Plus von 10.500 gibt.

Forderung: Erhöhung der AfA im Wohnungsneubau von 2 auf 4%

Der ZDB-Präsident forderte in diesem Zusammenhang investive Impulse der Politik, denn es fehlten nach wie vor Wohnungen im unteren und mittleren Preissegment. Er wies insbesondere auf die Notwendigkeit einer Erhöhung der Afa von zwei auf vier Prozent hin. Diese entspreche auch dem tatsächlichen Wertverzehr einer Immobilie, denn gerade die moderne Haustechnik sei oftmals bereits nach 25 Jahren veraltet und müsse ausgetauscht werden.

Außerdem kritisierte Loewenstein vor allem die politisch indizierten Standards und Anforderungen - z. B. bei der Energieeffizienz, dem Schall-und Brandschutz sowie der Barrierefreiheit, die das Bauen teuer machen würden. Daraus resultierten zwangsläufig Mieten von rund 10 Euro/m². Auch vor diesem Hintergrund sei die Erhöhung der AfA von zwei auf vier Prozent notwendig, um niedrigere Mieten zu erreichen. Der ZDB-Prä­sident erinnerte ferner daran, dass beim Neubau von Wohnungen rund ein Drittel der Investitionssumme in Form von Steuern und Sozialabgaben in den staatlichen Kassen landen.

  • Obwohl in den Sommermonaten die Dynamik im Auftragseingang nachgelassen hat, rechnet der Verband immer noch mit einem Umsatzwachstum von 4,5% im Wohnungsbau, das entspricht 35,2 Mrd. Euro. Für 2015 geht der ZDB al­lerdings nur noch von einer Steigerung um 2,5% aus.
  • Im Wirtschaftsbau bleibt der Verband bei seiner Prognose vom Januar und rechnet weiter mit einem Umsatzwachstum von 2,5%. Dies entspricht einem Umsatz von 35,35 Mrd. Euro. „Für das nächste Jahr erwarten wir aufgrund der derzeitigen Aus­gangslage nur ein ähnliches Umsatzniveau wie 2014,“ erwartet Loewenstein.
  • Der gute Start in das Jahr 2014 werde zwar dazu führen, dass auch der öf­fentliche Bau beim Umsatz noch mit einem Plus durchs Ziel geht. Dieses falle mit 1% auf knapp 27,6 Mrd. Euro aber schmaler aus, als im Januar mit 3,5% noch prognostiziert. Da auch die Kommunen für 2015 nur mit geringfügig mehr (+1,9%) und 2016 gar mit einem Rückgang ihrer Baumaßnahmen (-0,7%) rech­nen, dürfte der Umsatz im gesamten öffentlichen Bau um rund 2,5% steigen.

Loewenstein beklagte insbesondere die Investitionszurückhaltung der öffentlichen Hand: „Leider bestätigt sich auch in diesem Jahr, dass eine verbesserte Kassenlage bei den Kommunen nicht zwangsläufig zu höheren Investitionen führt.“ Und weiter: „Trotz wachsender Belastung der Straßen und Schienen fehlt der politische Wille, den Investitionsstau wirklich aufzulösen.“

ÖPP im Fernstraßenbau wird abgelehnt

Loewenstein kritisierte insbesondere die Bundesregierung, die nur 10,3 Mrd. Euro in diesem, und 10,7 Mrd. Euro im nächsten Jahr für die Verkehrsinfrastruktur vorsieht, obwohl alle Experten rund 4 bis 5 Mrd. Euro mehr pro Jahr für notwendig erachten.

Gleichzeitig warnte Loewenstein davor, ÖPP als Allheilmittel für die Finanzierung der Infrastruktur anzusehen und beanstandete, dass der Verkehrsminister weiter A-Mo­delle im Bundesfernstraßenbau ausschreibe, ohne Einwände zu berücksichtigen: „Pro­jekte in dieser Größenordnung können aber nur von wenigen großen internationalen Playern gestemmt werden. Das schränkt den Wettbewerb extrem ein und schließt na­hezu die gesamte deutsche Bauwirtschaft aus. Einwände des Bundesrechnungshofs, dass diese Projekte teurer als herkömmlich vergebene seien, werden nicht berücksich­tigt. Arbeits- und Ausbildungsplätze in der mittelständischen Bauwirtschaft werden leichtfertig auf’s Spiel gesetzt,“ betont Loewenstein. (Das sieht z.B. der Hauptver­band der Deutschen Bauindustrie im Nachbarbeitrag durchaus anders.)

Der ZDB fordert stattdessen, die Finanzierung der Infrastruktur aus Haushaltsmitteln zu erhöhen. Angesichts eines Haushaltsvolumens von rund 300 Mrd. Euro müssten vier bis fünf Milliarden Euro jährlich zusätzlich vorhanden sein, auch weil das „Wege­entgelt“ der Autofahrer jährlich rund 55 Mrd. Euro in die Kassen des Staates spüle.

Konjunkturlokomotive, aber ....

„Die Bauwirtschaft ist und bleibt die Konjunkturlokomotive der deutschen Volkswirt­schaft. Noch hat sie genügend Kohlen im Feuer, um auch Impulse für die gesamte Volkswirtschaft zu geben. Sollte uns aber auch die Puste ausgehen, droht die Gefahr eines wirtschaftlichen Abschwungs. Das können wir aber gemeinsam mit der Politik verhindern,“ verspricht Loewenstein abschließend.

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