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Bericht(e) von den Rosenheimer Fenstertagen 2012

Programm 40. Rosenheimer Fenstertage am 11. und 12. 10.2012(28.10.2012) Die Welt ist im Umbruch - das zeigen steigende Energie- und Strompreise sowie die intensiven Diskussionen über Lösungen für Klimawandel und Energiewende. U.a. die Fenster- und Fassadenbranche steht im Zentrum dieser Ent­wicklung und im Fokus von Bauherren, die ihre Immobilie ener­getisch optimieren und wertbeständig bauen oder sanieren wollen. Technologien und Erklärungen zu diesen Themen führ­ten am 11. und 12. Oktober wieder fast 1.000 Experten aus 27 Ländern zu den Rosenheimer Fenstertagen, dem europa­weit größten Fachkongress der Branche. Der Tagungsband mit über 170 Seiten und 700 Vortragsfolien auf CD-Rom ist online ver­füg­bar.

„Wir müssen das Zeitalter der regenerativen Energiegewin­nung auch für unsere Branche eröffnen und hierzu weitere technologische Sprünge ent­wickeln“, mit diesen Worten brachte der Institutsleiter Ulrich Sieberath, der am Fest­abend von der Hochschule Rosenheim zum Honorarprofessor ernannt wurde, die Auf­gabe der Branche auf den Punkt. Es gilt nun dem Verbraucher und der Politik zu zei­gen, dass Fenster und Fassaden mit einem solaren Bruttowirkungsgrad von über 60% ein unverzichtbares Bauelement für die notwendigen Energieplushäuser sind. Er forder­te von der Branche die Abkehr von der U-Wert-Olympiade und eine ganzheitliche Pla­nung, Beratung und Produktentwicklung für Fenster und Fassaden.

Hierzu zählt auch der aktive und kompetente Umgang mit Themen wie Lüftung, Ver­schattung, Tageslichtversorgung, Photovoltaik, Gebäudeautomation und Wohnkom­fort. Dabei spielt eine immer wichtigere Rolle, dass Gebäude auch zukunftssicher und demographiefest gebaut werden. Demographiefest bedeutet nicht nur, dass Gebäude und Bauelemente energieeffizient sind und mehr Energie gewinnen, sondern von Jung und Alt sowie Menschen mit und ohne Handicap gleichermaßen einfach, sicher und komfortabel genutzt werden können - erst dies sichert eine werthaltige Immobilie, die auch in 20 Jahren noch gut genutzt oder verkauft werden kann. „Wir sind beim Wär­meschutz an Grenzen gestoßen und brauchen Innovationen und echte Technologie­sprünge, weil die weitere Optimierung der jetzigen Konstruktionen uns nicht weiter bringt“, so Ulrich Sieberath. Ansätze hierzu bieten beispielsweise ...

  • die Vakuumverglasung,
  • die Weiterentwicklung temporärer Wärmeschutzelemente und
  • die Speicherung von überschüssigen solaren Energiegewinnen im Bauteil oder im Gebäude.

Damit die ständig steigenden Anforderungen an Bauteile nicht zu überteuerten und unverkäuflichen Produkten führen, müssen Fenster und Fassaden modular konstruiert und gefertigt werden. Dies schließt auch die Entwicklung geeigneter Montagekonzepte mit ein, mit denen die Wirtschaftlichkeit, die Qualität und auch die Technik erheblich verbessert werden können. Das ist aber für die Branche nichts Neues – das zeigte ein kurzer Blick auf die Themen und Vorträge von 40 Jahren Rosenheimer Fenstertage:

Das Highlight zum Abschluss waren die Plenumsvorträge von Prof. Dr.-Ing. Ulrich Knaack und Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer als Leiter des Fraunhofer Instituts für Bauphysik IBP.

Prof. Knaack eröffnete in seinem Vortrag „Die Gebäudehülle von Morgen - Road­map 2050“ einen Blick auf die großen Zeitspannen, in denen sich bahnbrechende Innovationen durch eine technische Evolution entwickelt haben, beispielsweise das Isolierglas.

Ein weiteres Beispiel ist der Einfluss der Ölkrise 1973 auf die Entwicklung von Fassaden bis hin zu heutigen Doppel- und Komponentenfassaden. Komponenten sind dabei Lüf­tungs-, Klima- und Heiztechnik. Die Entwicklungslinien versteht er dabei als Roadmap und zeigte auf, wie diese begonnen haben und beginnen können. Er machte deutlich, dass es die Visionen sind, mit denen alles beginnt, aber auch die Hartnäckigkeit eines ganzen Forscherlebens notwendig ist, damit diese auch realisiert werden. Besonders interessant ist natürlich, wie die Reise weitergeht. Die Zukunft der Gebäudehülle sieht Prof. Knaack in adaptiven Systemen, die weitere Funktionen integrieren, auf Umwelt- und Nutzereinflüsse reagieren können und so Energieeffizienz und Wohnkomfort weiter verbessern.

In der transparenten Fassade sind das einerseits die Weiterentwicklung des Kompo­nentenkonzepts, aber auch ganz neue Ansätze wie mit Wasser gefüllte Fassadenseg­mente, die transparent sind, dämmen und Wärme speichern.

Im opaken Bereich verfolgen innovative Projekte die Entwicklung eines Betons, der gleichzeitig statisch trägt, dämmt und die Wärme speichert. Interessant ist auch die Entwicklung von „Living Envelopes“, hinter denen ein bionischer Ansatz steckt - heißt also von der Natur lernen und natürliche Materialien nutzen, die wieder vollständig im biologischen Kreislauf integriert werden. Zu vielen Ansätzen laufen bereits For­schungs­arbeiten, die Prof. Knaack in seinen Vortragsfolien skizzierte.

v.l.n.r.: Prof. Sedlbauer (IBP), Prof. Sieberath (ift Rosenheim) und Prof. Knaack (TU Delft) 

Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer ging in seinem Vortrag der Frage auf den Grund, wie Gebäude und Fassaden für die Morgenstadt aussehen müssen, um dem weiteren Bevölkerungswachstum und dem globalen Trend der Verstädterung zu begegnen. Kernpunkt aller Überlegungen ist die Frage, wie man zukünftig bauen und leben muss, um den Ressourcen- und Energieverbrauch zu begrenzen, damit die Folgen des Klima­wandels nicht unsere jetzige Zivilisation zerstören. Dafür müssen ressourcenschonen­de Materialien, Bauweisen, Gebäude und Städte entwickelt werden, die mehr Energie erzeugen als verbrauchen. Die Steigerung der Energieeffizienz beim Energieplushaus ergibt sich durch eine konsequente Dämmung wie beim Passivhaus, durch Anlagen­technik und die Nutzung der Solarenergie. Dabei gewinnt der Ressourcenverbrauch durch die hohe Energieeffizienz im Betrieb ein größeres Gewicht, und zwar dann, wenn weitere Effizienzgewinne durch einen höheren Ressourceneinsatz überkompensiert werden. „Gefragt sind recyclingfreundliche Konstruktionen und kein Rückbau mit der Abrissbirne. Wir brauchen dann neben dem Energiepass auch einen Nachhaltigkeits­pass“ so Prof. Sedlbauer.

Zu entwickeln sind auch Energiespeicher, mit denen die tages- und jahreszeitlich un­stete Energieerzeugung gepuffert werden kann. Dies wird auch die weitere Automati­sierung der Gebäude und der Fassade unterstützen. Die Steuerung dieser Technik darf aber nicht zu kompliziert werden und muss eine manuelle Bedienung erlauben, bei­spielsweise auch das Öffnen der Fenster. „Sonst wird der Ausknopf zum wichtigsten Schalter der Steuerung“ so Prof. Sedlbauer. Weiterhin betonte er sehr nachdrücklich, dass wir für ganze Städte und Regionen planen müssen, um die Sonnenenergie optimal zu nutzen. Die Bilanzierung von Energie und Ressourcen darf dann nicht mehr auf Ge­bäudeebene, sondern muss für ganze Städte erfolgen. Die Techniken und Konstruktio­nen sind natürlich je nach Klima gänzlich verschieden. In kalten Klimaregionen ist das die Verminderung des Heizenergiebedarfs, in heißen Regionen mit hoher Solarstrahlung ist das die Minimierung oder Vermeidung des Kühlenergiebedarfs.

Der Tagungsband mit über 170 Seiten und 700 Vortragsfolien auf CD ist bereits ver­fügbar und kann unter ift-rosenheim.de/fachinformationen_tagungsseminarunterlagen.php?id=388 erworben werden.

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