Stahl-Innovationspreis: Spannbandbrücke „Slinky springs to fame“
(27.6.2012, Stahl-Innovationspreis) Die von dem Berliner Ingenieurbüro Schlaich Bergermann und Partner und dem Studio Tobias Rehberger aus Frankfurt am Main gestaltete Spannbandbrücke „Slinky springs to fame" in Oberhausen (siehe Google-Maps und ggfl. Bing-Maps) ist mit dem Stahl-Innovationspreis 2012 ausgezeichnet worden. Leicht und lebendig wirkt die Brücke, die von zwei dünnen Blechbändern aus hochfestem Stahl getragen wird.
Beeindruckender Teil des Projekts „EMSCHERKUNST.2010" im westlichen Ruhrgebiet ist die neue Fuß- und Radwegbrücke über den Rhein-Herne-Kanal. Sie verbindet den Kaisergarten am Schloss Oberhausen mit den Rad- und Wanderwegen der Emscherinsel und ist gleichermaßen Querungshilfe sowie begehbares Kunstwerk.
Der Name „Slinky springs to fame" leitet sich vom amerikanischen Spiralspielzeug „Slinky" ab, der „laufenden Feder". Die Brücke wirkt wie ein farbiges Band, das sich über den Schifffahrtsweg windet, umschlungen von einer überdimensionalen Spirale. Entsprechend dem Konzept des Künstlers Tobias Rehberger umhüllen 496 Spiralwindungen mit einem Durchmesser von je fünf Metern die insgesamt 406 m lange Brücke. Um die erforderliche Durchfahrtshöhe für Schiffe zu gewährleisten, gliedert sich das Bauwerk in zwei gewundene Brückenrampen mit einer leicht begehbaren Steigung von sechs Prozent sowie eine dreifeldrige Hauptbrücke mit Spannweiten von 20 Metern, 66 Metern und 20 Metern.
Um die gewünschte Leichtigkeit und Lebendigkeit des künstlerischen Entwurfs zu realisieren, wählten die Ingenieure von Schlaich Bergermann und Partner als Tragwerk eine Spannbandbrücke. Zwei massereduzierte, parallel laufende Blechbänder aus hochfestem Feinkornbaustahl S690 mit einer Breite von 460 Millimetern und einer Dicke von 30 Millimetern tragen 3 Brückenfelder bis zu den äußeren V-förmigen Stützen im Uferbereich. Der Zug aus der Vorspannung der Bänder wird über Umlenksättel als Druckkraft in die aus Stahl S355 gefertigten schrägen Stützen sowie als Zugkraft über vertikale Zugverankerungen aus Stahl S460 in die massiven Widerlager abgeleitet. Die Überbauhöhe des Brückenstegs einschließlich der aufgesetzten Gehwegelemente, an denen Geländer und Spiralen befestigt sind, beträgt nur 120 Millimeter. Das verleiht der Brücke ihre filigrane Linienhaftigkeit.
Spannbänder verhalten sich bei dynamischer Belastung wie Seile. Das leichte Schwingen der Brücke im Zusammenspiel mit dem federnden Tartanbelag des Stegs sowie der farbigen Rhythmisierung des Gehwegs ist gewollt und verstärkt das Erleben beim Begehen. Der Weg ist das Ziel - und das insbesondere in den Abendstunden, wenn dezente LED-Beleuchtung den farbigen Brückenüberbau wirkungsvoll in Szene setzt. An die Edelstahlseilnetze der Geländer angehängte „Liebesschlösser" belegen eindrucksvoll, dass die Brückenskulptur bereits kurze Zeit nach ihrer Eröffnung die Emotionen der Menschen geweckt hat.
Durch den Einsatz des hochfesten Stahls konnten der Querschnitt und damit das Gewicht der Stahlblechbänder im Vergleich zu normalem Baustahl um mehr als die Hälfte reduziert werden. Bezogen auf die Hauptspannweite ist dieses Bauwerk Europas längste Spannbandbrücke aus hochfestem Stahl. Sie zeigt die technischen Möglichkeiten materialeffizienter Systembauteile in der modernen Stahlbrückenarchitektur.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Schlaich Bergermann und Partner
- Stahl-Innovationspreis
- Stahl-Informations-Zentrum
- 13 Stahl-Innovationen 2012 in Düsseldorf ausgezeichnet (27.6.2012)
- Lichtdesign-Preis 2014 „Lichtkunst“ für „Brücke Bleibtreustraße“ in Berlin (16.5.2014)
- Sechs Brücken für den Deutschen Brückenbaupreis 2014 nominiert (10.11.2013)
- European Steel Design Award 2013 u.a. für die Antarktische Forschungsstation Bharati (24.9.2013)
- „Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaues“ für Könige und Donaubrücke (13.1.2013)
- Vorlesungsunterlagen von Bauforumstahl zur Nachhaltigkeit im Stahlbau (10.12.2012)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Stahl-Innovationspreis: Brücke an der Himmelsleiter mit Blick auf die Wupper (27.6.2012)
- Stahlbau-Förderpreis 2012: Gewinner kommen von der Münster School of Architecture (20.6.2012)
- Dokumentation zum „Deutschen Brückenbaupreis 2012“ erschienen (4.6.2012)
- Staab Architekten gewinnen Preis des Deutschen Stahlbaues 2012 (30.5.2012)
- 100 Jahre Edelstahl Rostfrei (2.5.2012)
- Deutscher Brückenbaupreis 2012 entschieden (13.3.2012)
- Renault Traffic Future Award 2008 entschieden (30.11.2008)
- Renault Traffic Future Award 2007 entschieden (25.11.2007)
siehe zudem:
- Brückenbau und Stahlbau auf Baulinks
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