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Architekturpreis Beton 2011 entschieden

(5.1.2011) Das Bauen und die Architektur stehen vor großen Herausforderungen. Politik, Gesellschaft und technologische Veränderungen fordern Bauherren und Architekten immer mehr. Welche Potenziale der Baustoff Beton dafür bietet, zeigt der Architekturpreis Beton. "Ermutigend ist es, dass innovative Entwicklungen in der Betontechnologie immer mehr von den planenden Architekten aufgegriffen werden", so Torsten Förster vom auslobenden Bundesverband der Deutschen Zementindustrie.

Die Jury des Architekturpreises Beton 2011 (v.l.n.r.): MDir. Günter Hoffmann (BMVBS), Titus Bernhard, Dr. Martin Schneider (BDZ), Michael Frielinghaus (BDA), Karl-Heinz Petzinka, Jan Störmer (Juryvorsitz), Dr. Volker Schmid, Dr. Hanno Rauterberg, Julia B. Bolles-Wilson. (Foto: BetonBild, Dirk Heckmann) 

Zum 18. Mal wird der von der deutschen Zement- und Betonindustrie initiierte und in diesem Jahr erneut in Kooperation mit dem Bund Deutscher Architekten (BDA) ausgelobte Preis vergeben. Architekten, Ingenieure und Bauherren konnten in Deutschland in den zurückliegenden Jahren realisierte Projekte aus Wohn-, Verwaltungs- und Industriebau, aber auch Ingenieurbauwerke und Umbauten einreichen. "Bei vielen Projekten hat der Umgang mit Beton ein hohes Maß an Perfektion erreicht – und das bei völlig unterschiedlichen Bauaufgaben", so Förster weiter. Bereits im November 2010 kam die Jury unter Vorsitz des Hamburger Architekten Jan Störmer im Deutschen Architekturzentrum DAZ in Berlin zusammen und wählte die Sieger des mit 25.000 Euro dotierten Preises aus. Insgesamt wurden fünf gleichrangige Preise sowie drei Anerkennungen vergeben.

Iller-Wasserkraftwerk AÜW, Kempten

Bild vergrößern (Foto: Brigida Gonzalez, Stuttgart)
 

Das neu errichtete Wasserkraftwerk in Kempten - so befand die Jury - versinnbildlicht wichtige Charaktereigenschaften von Beton wie Robustheit, Dauerhaftigkeit und Schutz und begeistert darüber hinaus durch eine "herausragende Architektur". Denn: Die komplexe Technik des Kraftwerks wird gekonnt im angrenzenden Fluss verankert und so dauerhaft geschützt. Zugleich geht das Bauwerk eine Symbiose mit dem Ufer und dem bestehenden, sehr filigranen Kabelsteg ein, der durch das Planungskonzept der Architekten vor dem Abriss bewahrt werden konnte. Weiter konstatiert die Jury: "Das Wasserkraftwerk verstärkt die Identität des Ortes und schafft auf unerwartet spielerische Weise ein Wahrzeichen. Das ist umso bemerkenswerter, als es sich um ein Infrastrukturgebäude handelt. Um Alltägliches und Allgegenwärtiges also, das für gewöhnlich nur mit wenig Bedacht und Gestaltungswillen geplant wird."

Wiederaufbau Neues Museum, Berlin

Beim Wiederaufbau des Neuen Museums (Stiftung Preußischer Kulturbesitz) spielt der Baustoff Beton eine exponierte Rolle, was die Jury dazu veranlasste, das Projekt auszuzeichnen. Vielleicht - so die Jury - setzten die Architekten für die Gestaltung der neuen Treppen, Fußböden, Wände, Decken und Vitrinen auf Beton, weil dieser der einzige Baustoff ist, der sich "mit seiner Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in die vielfältigen, charaktervollen oder auch rudimentären Reste des historischen Gebäudes" integrieren ließ?

Foto: Stiftung Preußischer Kulturbesitz/David Chipperfield Architects, Fotograf: Jörg von Bruchhausen 

Fest steht für die Jury: Das Neue Museum ist durch seinen Wiederaufbau noch reicher an gebauten Erinnerungen und Interpretationsmöglichkeiten geworden. Dass dies gelingt, liegt auch an der Verwendung des Betons, der gestalterisch und technologisch überzeugt und im Neuen Museum in Berlin "zukunftsweisend in seine schönste Form gebracht worden ist".

Neubau des Ostflügels / Museum für Naturkunde Berlin

Auch bei der Verbindung von Neubau und bestehendem historischen Gebäudekomplex ermöglicht Beton größtmögliche Gestaltungsfreiheit. Dies beweist der ebenfalls ausgezeichnete Ostflügel-Wiederaufbau des Naturkundemuseums in Berlin. Der neue Gebäudeteil mit zoologischer Sammlung, Teilen des Archivs sowie Arbeitsplätzen für die Forschung integriert sich harmonisch in die Fragmente der kriegsversehrten Gebäudestruktur (siehe Panoramio-Foto) und den existierenden Museumskomplex:

Foto: Christian Richters 

Entscheidenden Anteil daran hat die besondere Form, in der die Rekonstruktion der Fassade inszeniert wurde. Für die Ergänzung der fehlenden Fassadenbereiche wurden von den originalen Fassaden Silikonabdrücke angefertigt, die dann ausgegossen wurden und als Betonfertigteile die Fehlstellen ergänzen. In der Jurybegründung heißt es: "Die entstandene Architektur ist streng logisch entwickelt und radikal konstruiert worden und entbehrt doch nicht einer bemerkenswerten künstlerischen Poesie, die auch künftigen Generationen Freude an der Rezeption und Interpretation machen wird."

Marco Polo Tower, Hamburg

Als markanter Wohnturm markiert der Marco Polo Tower eine zentrale Stelle der Hamburger Hafen City und gilt schon jetzt als Wahrzeichen der neuen Hafenkante.

Das effizient und wirtschaftlich konstruierte Gebäude hat die Jury durch architektonische Finessen überzeugt - wie die individuelle Schichtung der Geschosse, die den Turm aus allen Himmelsrichtungen anders erscheinen lässt. Ebenfalls bemerkenswert sind die schwingenden Terrassen mit Betonbrüstungen, die dem Tower eine besondere Dynamik verleihen, zur Verschattung der Fassaden beitragen und so einen außen liegenden Sonnenschutz überflüssig machen. Im Rahmen des energetischen Gebäudekonzepts bauten die Planer auf die thermische Speicherfähigkeit von Beton. Die Jury urteilt: "Beton prägt aber auch die äußere Erscheinung des Gebäudes, so dass die Potentiale des Materials in technischer und gestalterischer Hinsicht ausgelotet und in eine reizvolle, schöne Form gebracht wurden."

"Altes Parkhaus", Münster

Die Umgestaltung des "Alten Parkhauses" in Münster ist ein Paradebeispiel für die Sanierung eines Bestandsgebäudes und die Rückgewinnung bzw. Neugestaltung innerstädtischer Räume und wurde deshalb von der Jury gewürdigt. Nicht mehr benötigte Bauteile wie etwa die alten Rampen wurden entfernt, während die zentralen Elemente des alten Parkhauses von 1964 erhalten wurden (siehe Bild aus dem Beitrag "Deutscher Städtebaupreis 2010: Der Sieger kommt aus Münster"). So ist eine prägnante Tragstruktur verblieben, die in atmosphärisch dichter Weise die Verkaufsräume in den unteren Geschossen prägt:

Die neu errichteten Geschosse im oberen Bereich des Komplexes ermöglichen hochwertiges Wohnen in der Innenstadt und die Verbindung von Gemeinschaft und Privatheit. Die Jury fasst zusammen: "Die Architekten haben eine adäquate, städtische Antwort bei der Entwicklung von Baukörper und Fassade gefunden, die dem Gebäude Eleganz und urbane Grandezza verleiht. Die Mischung von Ziegel und hellen, präzise hergestellten Betonfertigteilen mit Glasflächen ist gelungen. Ein charaktervoller Stadtbaustein ist entstanden."

Ehrenmal der Bundeswehr, Berlin


Bild vergrößern(Foto: Florian Holzherr, München)
 

Das mit einer Anerkennung bedachte neue Ehrenmal der Bundeswehr in Berlin wurde von den Architekten bewusst bescheiden und streng konzipiert. So wurde nach Ansicht der Jury ein würdiger Rahmen für offizielle zeremonielle Anlässe der Bundeswehr geschaffen. Besondere Anerkennung verdient nach Meinung der Experten die schlüssige und atmosphärisch stimmige Gestaltung des Innenraums. In der Preisbegründung heißt es: "Der schlichte klare Raum ist in seiner Wirkung durch den Einsatz von Beton geprägt und nur in diesem Material vorstellbar. Seine Anmutung der Schwere und Geschlossenheit ist überaus beeindruckend. Die übergroßen Betonfertigteile wurden präzise geplant und hergestellt sowie sorgfältig und wohlüberlegt bearbeitet. Dabei kommen ausgesprochen handwerkliche Methoden zum Einsatz, aber auch neueste Entwicklungen der Betontechnologie."

Haus der Jugend Hamburg-Kirchdorf

Als Auftaktprojekt für die Internationale Bauausstellung 2013 in Hamburg - Hauptthemen werden Freizeit, Sport und Weiterentwicklung sein - bildet das Haus der Jugend in Hamburg-Kirchdorf einen neuen Schwerpunkt für die Jugendarbeit (siehe eventuell auch "Über 20 IBA-Projekte im Bau oder bereits fertig gestellt" vom 31.12.2010).


Bild vergrößern(Foto: Klemens Ortmeyer)
 

Die "bewegende" Architektur des neuen Baus fügt sich harmonisch in die heterogene Struktur Kirchdorfs ein. Die Gebäudekonstruktion selbst – so stellt die Jury fest – ist ausgesprochen vielschichtig, während die Gebäudehülle "der Idee einer Karosserie folgt. Das Freilegen und die Schnittmengen derselben sind Annäherungen an die umgebenden Frei- und Grünflächen." Weiter heißt es in der Begründung: "Funktionale Anforderungen, aber auch viel Sensibilität und Gefühl prägen die Entscheidungen für den rohen Beton, die metallische Härte oder die Glätte von Farbflächen. Für das Innere wurde die Idee der 'promenade architecturale' zitiert und es sind auch hier Elemente der Bewegung, denen es gelingt, bei aller Vielfalt Zusammenhänge herzustellen."

Grundschule und Grünwerkstatt Helsinkistraße, München

Aufgrund einer visionären Idee wurde auch der Entwurf zur Grundschule und Grünwerkstatt Helsinkistraße in München mit einer Anerkennung geehrt: Schon bei der architektonischen und räumlichen Planung des Schulgebäudes berücksichtigten die Architekten eine mögliche Nachnutzung des Bauwerks - zum Beispiel als Büroobjekt.

Foto: Michael Heinrich, München 

Dazu wurde eine hohe Grundrissflexibilität eingeplant, während die tragende Innenkonstruktion auf ein Minimum reduziert wurde. Zugleich stellt die Jury die atmosphärische Dichte des Gebäudeentwurfs heraus. "Die verschiedenfarbig gestalteten Sichtbetonfertigteile erzeugen eine sympathische Grundstimmung; die Plastizität der Fassade vermittelt Sicherheit und Vertrauen."

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