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DAM Architectural Book Award für das beste Architekturbuch 2010

<!---->(12.10.2010) Auch im Zeitalter wachsender Konkurrenz durch neue Medien steht das Architekturbuch weiterhin im Fokus der Architekturvermittlung. Deshalb haben die Frankfurter Buchmesse und das Deutsche Architekturmuseum (DAM) nach der erfolgreichen Premiere im letzten Jahr auch 2010 wieder den internationalen DAM Architectural Book Award ausgelobt. Dem gemeinsamen Aufruf von Deutschem Architekturmuseum und Buchmesse sind rund 90 Architektur- und Kunstbuchverlage weltweit gefolgt; erstmals mit dabei: China, Brasilien, Mexiko. Eine Fachjury aus Vertretern des DAM sowie externen Experten hat die Einsendungen nach Kriterien wie Gestaltung, inhaltliche Konzeption, Material- und Verarbeitungsqualität, Grad an Innovation und Aktualität bewertet.

Die Preisverleihung fand am 6. Oktober in der Bibliothek des Deutschen Architekturmuseums statt; sämtliche Preisträger wurden auf der Frankfurter Buchmesse in Halle 4.1, Zentrum Bild, im Stand des Deutschen Architekturmuseums präsentiert.

Der externen Fachjury gehörten in diesem Jahr an:

  • Hans Demarmels, Publisher world-architects.com, PSA Publishers Ltd. (Zürich),
  • Celina Lunsford, künstlerische Leiterin Fotografie Forum Frankfurt,
  • Andrea Redolfi, Grafikdesignerin Atelier Reinhard Gassner (Schlins, Österreich),
  • Ernst Wasmuth, Geschäftsführer Ernst Wasmuth Verlag GmbH & Co. (Tübingen / Berlin),
  • Sebastian Tokarz, Leiter PR KSP Jürgen Zimmermann Architekten (Frankfurt am Main).

Preisträger: Monografie eines Bauwerks

Titel: Hamsun Holl Hamarøy (Lars Müller Publishers)

  • Autor: -
  • Herausgeber: Aaslaug Vaa, Nina Frang Høyum, Erik Fenstad Langdalen, Lars Müller
  • Künstlerische Gestaltung: Integral Lars Müller / Lars Müller und Nadine Unterharrer (Konzept, Typografie, Layout), Iwan Baan (Fotograf/ Illustrator)

Beschreibung (Verlag): Auf Hamarøy, im Norden Norwegens, hat Steven Holl ein Dokumentationszentrum für den norwegischen Schriftsteller Knut Hamsun (1859-1952) errichtet. Das Buch dokumentiert die Verbindung zwischen Hamsun, der Architektur und der Landschaft. Der Fotograf Iwan Baan setzt die Landschaft und das Gebäude in Beziehung zueinander und historische Dokumente veranschaulichen Hamsuns Leben und sein Werk.

Jurybegründung: "Architektur ist ein weites Feld" und das nimmt Hamsun Holl Hamarøy auf ganz ungewöhnliche und gleichzeitig bestechende Weise wörtlich, indem es einen Dreiklang aus Architektur, Landschaft und Literatur heraufbeschwört - gewissermaßen "embedded architecture".

"Hamsun Holl Hamaroy" ist Dokumentation des Bauwerks und des vorangegangen Entwurfsprozesses wie auch eine Präsentation des genius loci im hohen Norden und eine Einführung in Leben und Werk des Schriftstellers. Das Buch stellt in ganzheitlichem Sinne Steven Holls architektonischen Kommentar zu Hamsuns Werk vor, als den man das Bauwerk lesen kann. Das Buchkonzept ist absolut überzeugend, die Gestaltung äußerst sorgfältig und die Fotografien von Iwan Baan, einem weltweit operierenden Architekturfotografen, der eine große Nähe zum Menschen in der Architektur hat, exzellent.

Preisträger: Architekturgeschichte

Titel: Moderno Tropical, Arquitectura em Angola e Moçambique. 1948-1975 (Tinta da China)

  • Autor: Ana Magalhães and Inês Gonçalves
  • Herausgeber: Bárbara Bulhosa
  • Künstlerische Gestaltung: Vera Tavares (Konzept, Layout), Guide Artes Gráficas (Typografie), Inês Gonçalves (Fotograf/ Illustrator)

Beschreibung (Verlag): "Moderno Tropical" travels through Angola and Mozambique, visiting the most relevant architectural projects of the 1950's and 1960's. As the African territory was less dependent on the cultural patterns imposed by the Portuguese dictatorship, the Modern Movement had a very particular expression at the colonies. The authors show how both Le Corbusier and Brazilian Modern Architecture shaped the urban landscape in Luanda, Lobito, Maputo and Beira, stipulating "topicality" as a common denominator.

Jurybegründung: Moderno Tropical richtet den Fokus auf eine Architektur, die unserem eurozentristisch gefärbten Blick kaum oder gar nicht präsent ist - die Moderne in Afrika, genauer in den ehemaligen portugiesischen Kolonien Mozambique und Angola. Die Autorinnen entscheiden sich bewusst gegen die Distanz einer eher wissenschaftlich technischen Bestandsaufnahme und setzen auf die unmittelbare Wirkung der fotografischen Annäherung an die alltägliche Nutzung der Moderne, ihrer Veränderung, ihrer graduellen Umwidmung und Inbesitznahme durch die Bewohner. Mensch und Architektur gehen eine sichtbare, spürbare Beziehung ein - das ist die Stärke dieses Bandes.

Preisträger: Stadtsoziologie

Titel: Migropolis, Venice / Atlas of a Global Situation (Hatje Cantz Verlag)

  • Autor: -
  • Herausgeber: Wolfgang Scheppe, IUAV Class on Politics of Representation
  • Künstlerische Gestaltung: Wolfgang Scheppe (Konzept, Typografie, Layout)

Beschreibung (Verlag): Der Sehnsuchtsort Venedig - am Kreuzungspunkt dreier Korridore der Migration - als europäische Frontstadt und exemplarischer Prototyp für die Eskalation der globalisierten Stadt.

Jurybegründung: Globalisierung und Migration anhand des urbanen Territoriums Venedigs, des Sehnsuchtsorts schlechthin, durchzudeklinieren, ist eine ungemein spannende urbanistische Spurensuche, durchgeführt von Wolfgang Scheppe und seinen Studenten an der IAUV Universität in Venedig. Über einen Zeitraum von drei Jahren entwickelt sich die außerordentlich materialreiche, enorm ausdifferenzierte, stadtsoziologische Fallstudie zu einem "gigantischen Archiv aus tausenden Fotos, Bewegungsprofilen und statistischen Daten" (Klappentext).

Das allein wäre schon preiswürdig, endgültig überzeugt waren die Juroren jedoch von der Art und Weise wie der "Untersuchungsgegenstand" visualisiert und personalisiert wird - die eigentlichen Akteure, die Immigranten, deren Leben von den Mechanismen der Globalisierung bestimmt wird, nehmen in einfühlsamen Interviews Gestalt an, haben Gesicht und Stimme. Die hervorragend gelungenen Porträts der hinter den Kulissen des Touristenmagneten lebenden und arbeitenden Immigranten machen "Migropolis" zu einer einzigartigen Publikation.

Preisträger: Architektenmonografie

Titel: Yes is More, An Archicomic on Architectural Evolution (Evergreen/Taschen Verlag)

  • Autor: BIG - Bjarke Ingels Group
  • Herausgeber: Bjarke Ingels
  • Künstlerische Gestaltung: BIG - Bjarke Ingels Group (Konzept, Typografie, Layout), E-Types (Frontcover)

Beschreibung (Verlag): YES IS MORE is the first monograph of its kind devoted exclusively to BIG. Unlike a classic monograph, this book is more of a manifesto of popular culture, in which BIG's methods are revealed as being as unconventional as the world in which it exists. YES IS MORE speaks the language of popular culture, allowing the sublime to shine through in the commonplace. It enables readers to gain insight into BIG's processes the most approachable and populist means of communication the cartoon.

Jurybegründung: Yes is more bedient sich des Comics, eines Genres, dessen Eignung für die doch sehr klassische publizistische Aufgabe der Architektenmonografie bisher nicht so auf der Hand lag. Das wird man künftig anders sehen.

Der narrative Zugang, die expressive Bildersprache verleiht dem Thema architektonische Evolution (drunter tun sie es nicht!) gleichwohl Bodenhaftung, und der hohe Spaßfaktor macht diesen Archicomic zu einem großen Lesevergnügen, übrigens auch für Nichtfachleute. Yes is more ist durchgängig und ausschließlich von Mitarbeitern des Büros gestaltet - in Augen der Jury besonders zu würdigen.

Preisträger: Historische Architektenmonografie

Titel: Jørn Utzon Logbook, Vol. 5, Additive Architecture (Edition Bløndal)

  • Autor: Jørn Utzon
  • Herausgeber: Mogens Prip-Buus
  • Künstlerische Gestaltung: Edition Bløndal (Konzept), K-Grafik/ Michael Jensen (Typografie), Mogens Prip-Buus & Michael Jensen (Layout)

Jurybegründung: Die breit angelegte Werkübersicht des Architekten Jørn Utzon wird inzwischen posthum fortgesetzt. Anders als die ersten vier Bände widmet sich Utzons Logbook No.5 nicht einzelnen Bauten, sondern der Additiven Architektur, einer Kategorie, die von Utzons Assistenten und Autor des Werks, Mogens Prip-Buus kreiert wurde. Das Logbook No. 5 breitet Utzons Studien zum Verhältnis von Natur und Architektur in der nur denkbar opulentesten Weise vor dem Leser aus. Es möbliert gleichsam ein Themenfeld, mit großer Selbstverständlichkeit und dem Thema spürbar zugetan. Dabei geht es einerseits ganz systematisch vor, durchbricht jedoch andererseits die Präsentation der Projekte immer wieder mit eingestreuten Fotos, die sich dem Gegenstand rein assoziativ nähern. Die grafische Gestaltung des Buches ist ebenso exzellent wie die Qualität von Druck und Papier. Das Buch kommt im wahrsten Sinne des Wortes leichtfüßig daher.

Anerkennung: Monografie eines Bauwerks

Titel: Bibliothek (Berlin Verlag)

  • Autor: Milan Bulaty u.a.
  • Herausgeber: Milan Bulaty
  • Künstlerische Gestaltung: Elisabeht Rugel, Birgit Thiel (Konzept, Typografie, Layout), Barbara Klemm, Stefan Müller (Fotograf/in)

Jurybegründung: Das Buch über die neue Zentralbibliothek der Humboldt-Universität (siehe Google-Maps und Bing-Vogelperspektive) weist über diese konkrete Bibliothek weit hinaus und meint die Bibliothek an sich, nicht nur in ihrer bloßen Funktion, sondern als sozialen Raum, als Lebensort, als Mikrokosmos. Bibliothek ist Architekturbuch und Lesebuch und vereinigt ganz unterschiedliche Disziplinen, die aus ebenso unterschiedlichen Blickwinkeln und Perspektiven den Mikrokosmos Bibliothek beleuchten. Die Texte werden fortgeschrieben in den Fotos von Stefan Müller und Barbara Klemm. Während Stefan Müller die Architektursprache in formaler Strenge und farbig dokumentiert, hält Barbara Klemm in schwarz-weißen Momentaufnahmen die Nutzer der Bibliothek, der Architektur fest. Die Polarisierung von unbelebter und belebter Architektur und der ganz unterschiedlichen foto-grafischen Modi entfaltet eine ganz besondere Spannung und macht dieses Buch einzigartig (siehe auch Beitrag "Märchenhaft: Bibliothek mit 14 Zonen-Blendschutzsteuerung" vom 15.2.2010).

Anerkennung: Urbanes Porträt

Titel: Learning from Hangzhou (Timezone 8)

  • Autor: Mathieu Borysevicz, Denise Scott Brown, Robert Venturi, C. Diaz
  • Herausgeber: Mathieu Borysevicz
  • Künstlerische Gestaltung: Mathieu Borysevicz, Pam Jue (Konzept, Typografie, Layout), Mathieu Borysevicz, Clarisa Diaz, Maxine Wang, Wang Xiao Feng, Sophie Wang, Peng Hui (Fotograf/in)

Beschreibung (Verlag): Over the last ten years, the ancient city of Hangzhou, China, has tripled in size and gained a million people in population. Learning from Hangzhou is an extended photo essay that examines where cultural transformation and urban development overlap in the unbridled context of todays China.

Jurybegründung: Learning from Hangzhou überträgt das Konzept von "Learning from Las Vegas" auf die urbane Situation einer chinesischen Millionenstadt. "Sehen ohne zu bewerten" ist auch hier handlungsleitend. Die Art der Visualisierung der urbanen Phänomene, die Redundanz und die Dichte der Darstellung und die schiere Masse des Dargestellten überfordert europäische Sehgewohnheiten und ist doch präzises Abbild einer asiatischen Großstadt - Reizüberflutung ist Programm. Als "Foto-Essay" präsentiert Learning vom Hanghzou durch Struktur und Thematik der Bildstrecken das Ergebnis einer Analyse der architektonischen und städtebaulichen Phänomene der Stadt rein visuell.

Anerkennung: Fotobuch

Titel: Dado, Gebaut und bewohnt von Rudolf Olgiati und Valerio Olgiati (Birkhäuser)

  • Autor: Selina Walder
  • Herausgeber: -
  • Künstlerische Gestaltung: Dino Simonett (Konzept, Typografie, Layout)

Beschreibung (Verlag): Im alten Ortskern von Flims liegt das Grundstück der Familie Olgiati. Rudolf Olgiati hat das Anwesen "Dado" 1930 erworben und an ihm Zeit seines Lebens seine architektonischen Gedanken und Ideen verwirklicht. Im Haus seines Vaters wohnt heute der Sohn, der anstelle des ehemaligen Stalls 2008 sein viel beachtetes Architekturbüro errichtete. Die Publikation porträtiert das Leben und das Wirken der beiden Architekten am Beispiel von Wohnhaus und Atelier.

Jurybegründung: Dado ist sowohl eine fotografische Projektdokumentation als auch eine ungewohnt sinnlich nachvollziehbare Chronologie eines Gebäudes. Anhand historischer Fotos werden die architektonischen wie auch persönlichen Spuren vor Augen geführt, die Rudolf Olgati an dem Jahrhunderte alten Haus und darin hinterlassen hat. Zugleich ist die Umgestaltung des Nebengebäudes durch Valerio Olgiati zum eigenen Architekturbüro dokumentiert. Durch eine erstklassige Gestaltung, tiefstapelnd im Gewand des betont unprätentiös wirkende Magazinformats, und durch Fotos von hervorragender Qualität wird aus der Familien-Architektur-Geschichte ein ganz außergewöhnliches Buch, ein Fest für die Augen.

Anerkennung: Kinderbuch

Titel: Treppe, Fenster, Klo - Die ungewöhnlichsten Häuser der Welt (Moritz Verlag)

  • Autor: Aleksandra Machowiak, Daniel Mizielinski
  • Herausgeber: -
  • Künstlerische Gestaltung: Aleksandra Machowiak, Daniel Mizielinski, Deutsche Einbandsgestaltung Max Bartholl (Konzept, Typografie, Layout), Aleksandra Machowiak (Fotograf/in)

Beschreibung (Verlag): TREPPE FENSTER KLO ist das erste Kinderbuch der zeitgenössischen Architektur. Die beiden jungen polnischen Grafikdesigner (geb. 1982) stellen 35 der ungewöhnlichsten und verrücktesten Häuser aus aller Welt vor.

Jurybegründung: Treppe Fenster Klo ist Architekturvermittlung im besten Sinne, denn sie ist von der Zielgruppe her gedacht und beantwortet damit die so banale wie immer wieder herausfordernde Frage:" Für wen wird hier eigentlich was geschrieben?" klar und deutlich. Dieses Buch eröffnet Kindern einen Zugang zu zeitgenössischer Architektur, ohne weder das Sujet noch die Adressatengruppe zu simplifizieren oder zu infantilisieren. Auch der in deutschen Kinderbüchern so häufig zu findende pädagogische Zeigefinger fehlt hier ganz. (Beide Autoren sind Jahrgang 1982!)

Das Buch ist witzig, fantasievoll und kommt ganz leichtfüßig daher und so ganz nebenbei lernen Kinder, worum es in der Architektur eigentlich geht.

Anerkennung: Ingenieursbauten

Titel: Landschaft und Kunstvauten. Ein persönliches Inventar von Jürgen Conzett, fotografiert von Martin Linsi (Scheidegger & Spiess)

  • Autor: Jürgen Conzett
  • Herausgeber: Bundesamt für Kultur, Bern
  • Künstlerische Gestaltung: Jürgen Conzett, Chur (Konzept), Projectbox - Heinz Kriesi, Thalwil & Heuss Creative Consultin - Peter Heuss (Gestaltung), Martin Linsi (Fotograf)

Beschreibung (Verlag): "Landschaft und Kunstbauten" ist das Buch zum Schweizer Beitrag an der Architekturbiennale in Venedig 2010. Es präsentiert ca. 50 vom Ingenieur Jürgen Conzett ausgewählte Bauwerke, die sich durch einen besonderen Bezug zur Schweizer Landschaft auszeichnen: Brücken, Stege, Tunnel, Stützmauern, Durchlässe - Bauten also, die Verkehrswegen dienen.

Jurybegründung: Ingenieursbauten, die Verkehrswegen dienen, in den Fokus zu rücken, ist das erste große Verdienst dieses Bandes. Ebenso beeindruckend und ungewöhnlich ist die Art der Umsetzung, der fast poetischen Annäherung an das Thema: Jürg Conzett und Martin Linsi nehmen die Leser mit einen Streifzug zu Brücken aus allen Zeiten in der Schweiz. Aus einem ebenso fachkundigen wie konsequent subjektiven Blickwinkel werden die Bauten sprachlich und fotografisch präsentiert. Texte und Fotos gehen über die reine Dokumentation weit hinaus und bieten Lese- und Sehvergnügen. Auf ebenso hohem Niveau ist die Gestaltung und Aufmachung des Buches.

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