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Hinterschnitten: Die neue Haut für die Geschichte Liverpools

(26.7.2010) Es wird ein markanter Baustein in einem Weltkulturerbe-Ensemble: das neue Museum of Liverpool (siehe Google-Maps). Die ungewöhnliche Fassade hat an der besonderen Wirkung dieses Gebäudes einen großen Anteil. Möglich wurde die Umsetzung durch die Befestigungstechnik des oberbergischen Herstellers KEIL.

alle Fotos: Vincent Phillips, Liverpool 

Das futuristische Gebäude mit seiner dreidimensionalen Gebäudehülle aus kalksteinfarbenen Juraplatten, die durch Hinterschnitt-Anker gehalten werden, steht in diesem Jahr (2010) vor seiner Eröffnung. Es hat seinen Platz an exponierter Stelle im Hafen von Liverpool. An vorderster Stelle auf der Mann Island und eingebettet in die "Liverpool waterfront" mit außergewöhnlichen historischen und modernen Gebäuden ist dieses Bauwerk sowohl von der Wasserseite als auch von der Stadt aus sichtbar und als ein neues Wahrzeichen auszumachen - siehe auch ...

In unmittelbarer Nachbarschaft, ebenfalls innerhalb der "Waterfront" on Mann Island entstehen aktuell unter der Regie von Weatherwise Special Projects Ltd. (WWSP) drei weitere Gebäude mit auffälligen Fassaden, die ebenfalls mit der KEIL-Hinterschnitt-Ankertechnik realisiert werden.

Für den rund 72 Millionen Pfund teuren Bau des Museum of Liverpool griffen die Planer des dänischen Architektenbüro 3XN auf die Fassadentechnik aus Deutschland zurück. Mit den von KEIL entwickelten Hinterschnittankern lassen sich auch schwere Fassadenelemente ohne sichtbare Befestigung sicher fixieren. So kann auf störende Befestigungspunkte oder eine optisch oft nicht gewollte Konstruktion zur seitlichen Befestigung verzichtet werden. Außerdem kann auch die Plattendicke der Fassadenelemente ohne Sicherheitsverlust reduziert und damit das Investitionsvolumen reduziert werden. Darüber hinaus lassen sich die Fassadenplatten am Boden vorbereiten.

Im Jahr 2008 entstand um den konkreten Bauplatz eine intensive Diskussion. Bis dahin hatte an diesem Platz das Museum of Liverpool Life gestanden und das gesamte Areal war als Weltkulturerbe der UNESCO klassifiziert. Nach ausführlicher Untersuchungen gab die UNESCO-Kommission dann aber grünes Licht: Der anspruchsvolle Entwurf der dänischen Architekten durfte umgesetzt werden.

Im Museum werden nach der Eröffnung auf rund 8.000 Quadratmeter Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche auf drei Ebenen etwa 6.000 Exponate zu sehen sein. Es bietet neben der Dauerausstellung zur vielfältigen und interessanten Geschichte der Stadt den Freiraum für wechselnde Ausstellungen und verschiedenste Veranstaltungen. Das zentrale Treppenhaus in der Form eines Schneckenhauses, das gleichzeitig Foyer und Veranstaltungsraum ist, wird von einer Lichtkuppel abgeschlossen. Die besondere Ausstrahlung erhält das neue Museumsgebäude nicht allein durch die offene Bauweise mit dem großen Treppenhaus im Inneren sondern auch durch riesige Fenster, die jeweils nach Norden und Süden ausgerichtet sind.

Die Fassade besteht aus 3 cm dicken Kalksteinplatten, von denen jeweils sechs zusammengenommen eine erkennbare, vom Mittelpunkt zu den Seiten hin abfallende Raute in der Fassade ergeben. Die hinterlüfteten Platten scheinen dabei zur massiven Struktur der Wände zu gehören. Durch das so mögliche unmittelbare Nebeneinander dieser Rauten aus poliertem Kalkstein entsteht eine schuppenartige, das Licht in vielfältiger Weise reflektierende dreidimensionale Fläche. So entwickeln sich sowohl über Tag als auch bei der abendlichen Anstrahlung des Bauwerks immer neue Effekte und überraschende Eindrücke.

An der Fassade des Museum of Liverpool waren aus Deutschland übrigens auch beteiligt ...

  • die Vereinigten Marmorwerke aus Kalldorf, die die Natursteinplatten lieferten, sowie
  • für die Unterkonstruktion Halfen aus Langenfeld.

Geplant, koordiniert und gebaut wurde die Fassade wiederum von dem dänischen Fassadenbauer E.Phil & Søn A.S. aus Lynby, Dänemark.

Noch internationaler zeigt sich die Fassade der benachbarten Weatherwise-Gebäude: Für die drei von WWSP für die BAM Construction Ltd. erstellten Fassaden wird die KEIL-Technik zur Befestigung verschiedener chinesischer und kanadischer Granitarten eingesetzt. Die beiden entstehenden Wohnhäuser werden mit einer Oberfläche aus 17 mm dicken schwarzen Granitplatten aus China versehen. Die Platten werden zunächst in China bearbeitet, um dann in Italien vormontiert zu werden, bevor sie als hochglänzende Fassade in Liverpool erscheinen. Auch hier sind keinerlei Befestigungspunkte sichtbar, die das Bild der spiegelnden Oberfläche beeinträchtigen könnten - siehe Foto und noch einmal Google-Street-View sowie Animation auf YouTube:

Bitte , um dieses Video anzusehen.

Das dritte Gebäude, konzipiert für die gewerbliche Nutzung, erhält eine Oberfläche aus strukturierten Granitplatten, die in Kanada abgebaut und ebenfalls in Italien weiterbearbeitet werden. Mit bis zu 40 Meter Breite ergänzen diese nahtlosen Fassaden das eindrucksvolle Gesamtbild der neuen Seeseite von Liverpool.

Zunehmend werden von Architekten und Planern wieder Natursteine eingesetzt, wie die anspruchsvollen Beispiele der "Liverpool Waterfront" exemplarisch zeigen. Auch für diese Materialien ist mit der Weiterentwicklung der Hinterschnittechnik, die KEIL mit dem Hinterschnittanker KH bietet, eine elegante Befestigung möglich. Erst vor kurzem erhielt diese Technik die Europäische Technische Zulassung für einen weiteren Bereich definierter Gesteinsgruppen - darunter auch erstmals Kalk- und Sandsteine. Ohne diese Technik wäre eine Fassade wie die des Museum of Liverpool oder der Weatherwise-Gebäude weder konstruktiv noch wirtschaftlich in dieser Form zu realisieren gewesen.

Nach der Fertigstellung wird das Museum of Liverpool eines der größten Museen sein, die sich ausschließlich der Geschichte einer Stadt widmen. Neben Beatels und Industrie kann diese Stadt auf eine reiche und facettenreiche Historie zurückblicken. Die Museumsverantwortlichen rechnen mit über 750.000 Besuchern jährlich und einer großen Anziehungskraft des Museums über die regionalen Grenzen hinaus. Diese Anziehungskraft hat dabei ihren Grund in den Exponaten und Ausstellungen, aber sicherlich auch in der außergewöhnlichen Architektur und der geheimnisvoll schimmernden Fassade.

Weitere Informationen zu Hinterschnittanker können per E-Mail an KEIL angefordert werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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