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Sanitärbranche: Keine Krise im Inland

(19.7.2010) Die mittelständisch geprägte Sanitärbranche hat das Krisenjahr 2009 per Saldo „unerwartet gut gemeistert“. Für 2010 rechnet man sogar wieder mit einem leichten Wachstum - so fasst die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) den vom ifo-Institut vorgelegten Branchenbericht zusammen. Danach sank der konsolidierte Gesamtumsatz von Industrie, Fachgroßhandel und Fachhandwerk 2009 lediglich um 3% auf 16,1 Mrd. Euro (nach 16,6 Mrd. Euro). Zu verdanken sei das aber ausschließlich dem „robusten Inlandsmarkt“, für den sogar ein geringes Plus von 0,8% (13,2 Mrd. Euro nach 13,1 Mrd. Euro) zu Buche stehe. Dagegen brachen die Verkaufserlöse im Ausland mit einem Minus von 17,1% (2,9 Mrd. Euro nach 3,5 Mrd. Euro) drastisch ein. Der starke Rückgang traf laut VDS-Geschäftsführer Jens J. Wischmann in erster Linie die knapp 230 Industriefirmen, während sich für Großhandel und Handwerk ihre überwiegende Inlandsorientierung positiv bemerkbar machte. Insofern habe sich die weltweite Rezession auf die drei Marktstufen völlig unterschiedlich ausgewirkt.

Für 2010 sei in der Branche der ifo-Schätzung zufolge ein moderates Umsatzplus von nominal etwa 2,5% auf 16,5 Mrd. Euro möglich. Mit fast 7% erhole sich das Auslandsgeschäft zwar überproportional, erreiche mit prognostizierten 3,1 Mrd. Euro jedoch "gerade einmal" das Niveau von 2006. Es werde wohl "mindestens" bis 2012 dauern, bis das durch die tiefgreifende internationale Immobilienkrise verlorene Volumen wieder kompensiert sei.

Kontinuierlicher verlaufe die Entwicklung im Inland. Das beruht, so der Dachverband, im Wesentlichen auf der auch künftig entscheidenden Stabilität privater Badmodernisierungen, mit denen man seit Jahren 70 bis 80% des Umsatzes erziele. 2010 sollen die Verkaufserlöse im Heimatmarkt insgesamt um rund 1,5% auf 13,4 Mrd. Euro steigen .

Konjunktur ohne klaren Trend

VDS-Geschäftsführer Jens J. Wischmann
VDS-Geschäftsführer Jens J. Wischmann (Bild vergrößern)  

Unstrittig sei, dass das Bad bei den Bundesbürgern im Allgemeinen sowie bei Bauherren und Hauseigentümern im Besonderen eine "hohe Wertschätzung" genieße. Das bestätige aktuell das Resultat einer bundesweiten Internetumfrage. Danach stufen 94% der ca. 70.000 Teilnehmer das Bad als Entspannungsort im Vergleich zu anderen Wohnungsräumen als "relativ wichtig" und 5% sogar als den "wichtigsten Raum überhaupt" ein. Daraus lasse sich u.a. eine prinzipiell vorhandene Investitionsbereitschaft und damit die Aufgeschlossenheit der Haushalte für kompetente Angebote ableiten. Für Wischmann beweisen Themen wie Bad und Wohlbefinden, Bad und Hygiene, Bad und Gesundheit, Bad und Barrierefreiheit sowie Bad und Ressourcenschonung die konkreten Erfolgschancen einer engagierten Verbraucheransprache. Dafür sorge z.B. der "Tag des Bades", den die Branche 2010 am 18. September in Deutschland veranstalte.

Gegenwärtig fehle es in der Sanitärwirtschaft aber an einem klaren konjunkturellen Trend. So zeige das nach dem Vorbild des generellen Geschäftsklima-Index monatlich erhobene ifo-Barometer für Juni 2010 wieder eine skeptischere Stimmung der Betriebe sowohl bei der Erwartungs- als auch bei der Lage-Komponente. Insgesamt bewege sich die konjunkturelle Einschätzung damit noch leicht im positiven Sektor. Wischmann: "Momentan pendeln wir zwischen Hoffen und Bangen."

Ressortdenken überwinden

Unabhängig von kurzfristigen Entwicklungen wolle sich die Sanitärwirtschaft bei zentralen Grundsatzthemen stärker zu Wort melden. Dazu gehöre die Diskussion über Struktur und Folgen des sich immer mehr beschleunigenden demographischen Wandels. Seine Bewältigung sei im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und FDP ausdrücklich erwähnt. Die "dringenden Weichenstellungen" gingen jedoch weit über die Zuständigkeit eines einzelnen Ministeriums hinaus. Deshalb halte die Branche ressortübergreifende Initiativen schon im Interesse der erforderlichen Planungssicherheit für unverzichtbar. Gleiches gelte im Übrigen für die Länderebene.

Lichtschalter, Schalterserie, Schalterprogramm, Komfortschalter, Notruf, Gerontotechnik, Barrierefreiheit
Bild aus dem Beitrag "Barrierefreie Elektroinstallationstechnik" vom 3.7.2009 (Bild vergrößern)

Zu den wichtigen Konsequenzen des demographischen Wandels zählten altersgerechte Wohnungen. Dabei spielten soziale, gesellschaftliche und ökonomische Aspekte gleichermaßen eine wesentliche Rolle. Ziel müsse es sein, älteren Menschen so lange wie möglich eine selbstbestimmte Lebensführung in den eigenen vier Wänden zu gewährleisten. Die Anpassung des Wohnungsbestandes an die damit verbundenen speziellen Bedürfnisse habe daher Priorität. Von entscheidender Bedeutung seien dabei barrierefreie bzw. -reduzierte Einrichtungen.

Gerade im Badbereich mit seiner hohen Relevanz für Funktion, Hygiene und Wohlbefinden gebe es nach wie vor ein großes Verbesserungspotenzial. Deshalb begrüße die Sanitärwirtschaft u.a. die ab 1. Mai 2010 wirksame Ergänzung des KfW-Förderprogrammes "Altersgerecht Umbauen" um eine Zuschussvariante (siehe Beitrag dazu vom 2.5.2010). Die direkte Erwähnung der Anpassung von Bädern korrespondiere in der Sache sinnvoll mit der Vorgabe, dass die entsprechenden Arbeiten von Fachbetrieben erledigt werden müssten. Per Saldo plädiere die VDS intensiv dafür, neben der energetischen Sanierung von Wohngebäuden auch ihre "demographische" Erneuerung bzw. Modernisierung in den Vordergrund zu rücken.

Starke Position in Europa

In der erweiterten Sicht auf die Haus- und Gebäudetechnik-Branche, die neben dem Sanitärsektor die Wirtschaftszweige Heizung, Klima und Lüftung umfasst, verringerte sich der konsolidierte Gesamtumsatz 2009 laut ifo ebenfalls moderat um 3% auf 38,6 Mrd. Euro (nach 39,8 Mrd. Euro):

Analog zur Entwicklung in der Sanitärsparte stehe einem Inlandsplus von 1,3% (31,4 Mrd. Euro) ein um gut 18% auf 7,2 Mrd. Euro geschrumpftes Auslandsgeschäft gegenüber. Für 2010 sei ein Umsatzwachstum von ca. 2,5% (Inland: + 2%, Ausland: + 6%) auf dann 39,6 Mrd. Euro zu erwarten. Die Stärke des heimischen Haustechnik-Marktes werde außerdem im europäischen Vergleich sichtbar. Neben Deutschland habe es 2009 nur in der Schweiz keine Umsatzeinbußen gegenüber 2008 gegeben.

Ein relativ erfreuliches Bild zeige sich beim Blick auf die Mitarbeiterzahlen. Danach dürfte die gesamtwirtschaftliche Krise in der Haus- und Gebäudetechnik kaum Arbeitsplätze kosten. Vielmehr könne sich die Zahl der Beschäftigten in den über 50.000 Industrie-, Großhandels- und Handwerksunternehmen 2010 vermutlich mit 406.000 praktisch auf dem Niveau von 2008 (408.000) behaupten.

Wischmann befürchtet sogar einen verschärften Fachkräftemangel in den nächsten Jahren. Die Branche müsse alles dafür tun, die Attraktivität ihrer vielfältigen Zukunftsberufe adäquat zu vermitteln. Es gelte, primär durch eigene Anstrengungen engagierte Mitarbeiter zu finden und konsequent zu qualifizieren. So arbeite die VDS derzeit an einem ganzheitlichen Badweiterbildungs-Konzept.

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