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Seismische Risiken bei Geothermieprojekten

(27.1.2010) Im Zuge eines Geothermieprojektes ist es in Basel zu Erderschütterungen gekommen - laut Richterskala mit Magnituden bis 3,4. Das Projekt wurde daraufhin unterbrochen, da man die Gefahr sah, dass ein größeres Erdbeben ausgelöst werden könnte. Zur Erinnerung: Basel liegt in einem aktiven Erdbebengebiet und wurde im Mittelalter durch ein Beben stark zerstört. Die Unterbrechung des Projektes verschaffte Zeit für ein seismologisches Gutachten.

Das Gutachten ist bisher lediglich in einer Kurzfassung bekannt, die Veröffentlichung des Gesamtgutachtens soll noch einige Monate dauern. Schlussfolgerungen sind daher zurzeit schwer zu bewerten.

Bislang kommt das Gutachten aufgrund umfangreicher Berechnungen zu dem Schluss, dass keine Gefahr bestehe, Geothermie könne ein großes natürliches Beben auslösen (triggern). Denn die Einwirkungen auf existierende geologische Störungen seien viel zu klein. Diese Überlegungen seien allerdings als sehr spezifisch für den Standort Basel zu betrachten. Sie könnten auf andere Standorte kaum übertragen werden. Basel sei in vielen Aspekten ein Einzelfall.

Auch die durch das Einzelprojekt direkt erzeugten (induzierten) Ereignisse seien berechenbar und somit beherrschbar. In Ergänzung zu den bisher üblichen Methoden der Risikoanalyse sehen die Autoren eine Beziehung zur Größe des im Untergrund benutzen Reservoirs. Diese Beziehung haben die Autoren bei der Aufarbeitung einer großen Zahl von Fällen gesehen, bei denen Flüssigkeiten in den Untergrund verpresst wurden. Da die Reservoirgröße von den Betreibern einer Anlage vorgegeben und eingestellt werden könne, sei also auch das seismologische Risiko beherrschbar und geothermische Anlagen seien weiterhin möglich.

Bei einer Stimulation in Basel wurde zur Erzeugung eines künstlichen Wärmetauschers Wasser mit hohem Druck (300 bar am Bohrlochkopf) verpresst. Diese Situation ist nicht vergleichbar mit dem Betriebszustand einer Geothermieanlage, für die schon aus betriebswirtschaftlichen Gründen wesentlich geringere Drücke eingesetzt werden. Tatsache ist auch, dass in Riehen bei Basel eine geothermische Anlage seit Jahren betrieben wird, ohne dass Seismizität auftritt.

Dass das Gutachten gleichzeitig wahrscheinlich das Ende für das Geothermieprojekt in Basel bedeutet, schmälert dessen Grundaussagen nicht. In Basel war nicht nur der unterirdische Wärmetauscher ungünstig angelegt, sondern die „Verwundbarkeit“ der Umgebung durch innerstädtische Bebauung und Industrie außergewöhnlich hoch. Dementsprechend errechnen die Autoren des Gutachtens auch erhebliche und sicherlich untypische maximale Schadenssummen.

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